Glückwunsch an das Marketingteam von Tempo. Irgendwie haben sie es geschafft alle (womit ich euch meine, Leute, nicht mich) davon zu überzeugen, dass die Verwendung eines Stück Wegwerfpapiers zum Nasenschnäuzen adäquater oder besser ist, als die Verwendung eines Stofftaschentuchs. Es geht soweit, dass das Wort „Taschentuch“ und Tempo geradezu synonym verwendet werden. Eine erstaunliche Konditionierungsleistung.
Natürlich ermöglicht das dem Unternehmen einen ständigen Geldzufluss und verursacht einen ständigen Geldabfluss aus euren Portemonnaies. Nebeneffekte sind ein ständiger Holzabfluss aus den Wäldern dieser Welt und ein kontinuierlicher Müllzufluss auf unsere Müllhaufen. Die allermeisten Papiertaschentücher bestehen aus frischen und nicht aus recycelten Holzfasern. Utopia schreibt dazu: “Die Organisation Robin Wood hat nachgewiesen, dass „Hygiene-Papier-Produkte bis zu 60 Prozent aus Eukalyptus-Zellstoff bestehen“ – denn Eukalyptus mache Produkte flauschiger. Also kommt das Material vermutlich auch noch von ewig weit her (z.B. aus Brasilien, wenn nicht sogar Australien). Ganz schön heftig: und das nur, um sich die Nase zu putzen… Recycelt werden können diese Tissue-Produkte dann auch nicht.
Statt einem Einmal-Papiertaschentuch, das möglicherweise noch nach ätherischen Ölen etc. riecht und dann noch einmal mehr kostet – verwende ich schon seit langem Stofftaschentücher. Für alle, die das gar nicht mehr kennen: fragt jemanden höheren Alters, die haben vielleicht eines dabei. Ansonsten: Ein Stofftaschentuch ist ein Stück Stoff von etwa 25x25cm (manchmal auch größer).
Stofftaschentücher sind komfortabel und passen gefaltet sehr leicht in jede (Hosen-)Tasche – im Gegensatz zu den dicken Papiertaschentücher-Packungen. Außerdem ist es unmöglich, in ein Stofftaschentuch ein Loch zu schnauben (falls es doch jemanden gelingen sollte, hätte ich gerne ein Video dazu: das wäre lustig 😉 ), wobei das mit Papiertaschentüchern leicht passieren kann. Wenn man Papiertaschentücher verwendet, benötigt man zudem ständig einen Papierkorb in der Nähe, da sie eine niedrigere SAK -Schnodder-Aufnahmekapazität – haben, so dass sie beim Einstecken wenig appetitlich sind und zudem bei Wiederentnahme leicht reißen.
Stofftaschentücher hingegen lassen sich gefaltet leicht in der Hosen- oder Jackentasche verstauen.
Und sie lassen sich – je nach Schnäuzungslast – circa 8-20mal verwenden bevor ich es wechseln muss.
Selbstverständlich lassen sich Stofftaschentücher waschen und wiederverwenden. Sie sind meiner Meinung nach sehr angenehm an der Nase und sehen besser aus. Zu einem Papiertaschentuch kann ich genauso wenig wie zu allen anderen qualitativ minderwertigen und/oder Wegwerfartikeln eine Beziehung aufbauen. Die Verwendung eines schönen Stofftaschentuchs macht Spaß. Ein Papiertaschentuch ist im Wesentlichen ein Stück Papier, dass ich dreckig mache und dann wegwerfe. Es ist ein Stück Prä-Müll, das ich mit mir herumtrage. Für ein Stofftaschentuch gilt das nicht.
Ein weiterer Punkt beim Waschen: Vergesse ich ein Papiertaschentuch in meiner Hosen- oder Jackentasche, habe ich im Anschluss eine Sauerei aus Papierfleddern. Bei einem Stofftaschentuch kann mir das nicht passieren.
Auch als Geschenk sind Stofftaschentücher sehr gut geeignet. Die gute Nachricht ist: man kann Stofftaschentücher noch immer in Geschäften kaufen. Bestellen könnt ihr sie z.B. hier: weiße Stofftaschentücher oder „speziell“ für Herren bzw. für Damen). Alternativ könnt ihr euch auch selbst welche machen. Einfach ein geeignetes Stück nicht mehr anderweitig verwendete Baumwolle in quadratische Teile von z.B. 25x25cm zerschneiden. Wer das kann, kann die Ränder noch umnähen, damit es nicht fleddert. Ich habe meine geschenkt bekommen. Ich habe circa 10 Stück und verwende sie seit langem ausschließlich.
Meine sind unbestickt und haben verschiedene Farben – wer sichergehen will, nimmt einfach weiße. Ich finde das deutlich stilvoller als schlabberige Papiertaschentücher.
Quellen und weitere Informationen:
- http://www.utopia.de/ratgeber/papier-und-stofftaschentuecher-im-vergleich-co2-bilanz-klima?p=1
- http://de.wikipedia.org/wiki/Taschentuch
Original veröffentlicht am: 18. Nov 2013 @ 11:00. Überarbeitet und erneut veröffentlicht am: 18. März 2016 @ 18:55
4 Kommentare
Danke für diese Anregung! Jetzt weiß ich endlich, was ich aus dem alten Bettlaken nähe, das zu morsch ist, um noch Klamotten oder Taschen draus zu machen! 🙂
Viele liebe Grüße
Katharina
Hi Frank, danke, interessante Idee, hätte man auch selbst drauf kommen können 🙂 Mir ist bei deinen Postings aufgefallen, dass du gerne mal auf Amazon als Verkäufer für Bücher oder in diesem Fall die Taschentücher verweist. Meiner Meinung nach ist diese Firma doch als Riesenkonzern genau das Gegenteil der von dir propagierten, lokal agierenden Unternehmen. Oder finanzierst du die Website über Klicks/Beteiligungen an den Verkäufen o.ä.? Dann wäre es ehrlich, dies auch zu veröffentlichen. VG, Ellena
Liebe Ellena,
du kannst jederzeit im Impressum nachlesen, dass ich Teilnehmer des Amazon-Partnerprogramms bin und mit Google AdSense werbe. In Zukunft kommt möglicherweise noch was dazu. Mal schauen.
Weitere Aspekte sind für mich:
1) Ich weiß ich nicht, wo alle meine Leser wohnen, daher wird es schwierig für jeden eine lokale Alternative zu finden.
2) Es gibt meiner Meinung nach viele Produkte, wo es aus meiner Sicht kaum ökonomisch sinnvoll ist, dass sie lokal produziert werden. Das sind alle Produkte mit einem hohen Verarbeitungsgrad.
3) Amazons Produktpalette ist so breit, dass ich dort einfach Produkte finden, empfehlen und für tatsachliche Verkäufe eine Provision erhalten kann. Das ist a) einfacher für mich und b) bringt es etwas ein, denn ganz umsonst kann ich den Betrieb hier auch nicht machen.
4) diverse Produkte auf Amazon werden von anderen, entsprechend lokaleren Händlern vertrieben. Amazon ist also nur der Vermittler. Ich selbst verwende Amazon z.B. auch zu Wiederverkauf. Woher meine Leser sich die konkreten Produkte tatsächlich besorgen, bleibt letztlich jedem selbst überlassen. Konkret: Ich habe z.B. meine Stofftaschentücher z.T. vom Vater einer Freundin und zum anderen Teil aus altem Hemdstoff selbstgemacht bekommen: letzteres aber erst nachdem ich diesen Artikel schrieb.
5) ich höre zwar immer wieder, wie dominant der Online-Handel wahrgenommen wird, tatsächlich finden aber immer noch 90% des Einzelhandels ganz klassisch über die Ladentheke statt (http://de.statista.com/statistik/daten/studie/201859/umfrage/anteil-des-e-commerce-am-einzelhandelsumsatz/). Also vor einer Übernahme des Digitalen muss man sich nicht fürchten, wobei ich mir ehrlich gesagt vorstellen kann, dass der individuelle Einkauf im Einzelhandel ökologisch deutlich aufwändiger ist, als wenn man sich etwas schicken lässt..
Wenn du noch weitere Fragen hast: gerne!
Viele Grüße
Frank
Stofftaschentücher finde ich nicht so hygienisch wie Tempos.
Da sind Tempos einfacher zu „händeln“. Oder wäscht man sich nach jeder Benutzung des Stofftaschentuchs die Hände?
Dann kann man sich auch gleich direkt ins Waschbecken „erleichtern“ und sich anschließend auch die Hände waschen – mache ich meistens so.
Da fällt mir aber noch was dazu ein (Ökologick-Trick…):
Wie wäre es statt teurer Tempos mit kostenlosen, lokal verfügbaren, massenhaft nachwachsenden Rohstoffen in Form von riesengroßen Baumblättern, wie z.B. Paulownia (Blauglockenbaum, wächst auch bei uns)?
Zumindest im Sommer – getrocknet stelle ich mir das etwas bröselick vor.
Eindrucksvolle Bilder z.B. hier:
http://www.eggert-baumschulen.de/products/de/Laubgehoelze/deutsch-botanisch/B/Paulownia-tomentosa.html
Oder Lindenblätter – die hat man früher (TM) angeblich als Klopapierersatz verwendet – aber zum Reinschnäuzen vielleicht etwas klein.
A-pro-Pos (für die Är….?): Tem-Pos sind ja nur die halbe Miete… 😉
Ok, ich mache hier lieber Schluss, bevor mir noch mehr einfällt…
Rotz Löffel