Zeit ist das einzig wirklich knappe Gut. Dinge können wir durch andere Dinge ersetzen, Geld können wir theoretisch immer neu verdienen, aber nur, solange wir Zeit haben, um sie gegen Geld einzutauschen. Und selbst wenn ihr kein Geld mehr braucht, dann geht eure Zeit trotzdem zur Neige.
Es lohnt sich daher, ab und zu innezuhalten und einen Blick darauf zu werfen, was wir mit unserer Zeit anfangen. Wie viel Zeit verbringen wir mit den Menschen, die uns am Herzen liegen? Wie viel Zeit konsumieren wir nur? Wie viel davon, genervt, verärgert oder gedankenlos und wie viel davon genießen wir tatsächlich? Wie viel Zeit sind wir kreativ und machen selbst etwas? Wie viel Zeit widmet ihr eurem Körper? Wie viel Zeit vergeuden wir, arbeiten wir oder verbringen wir damit, etwas dafür zu tun, dass unsere Zukunft besser wird? Wie viel Zeit seid ihr tatsächlich glücklich? Jemand, der fast seine ganze Zeit hinüber ignoriert, was ihr oder ihm wichtig ist, wird es schwer haben, glücklich zu sein. Also: wie viel Zeit hast du jüngst damit verbracht, was dir wirklich wichtig ist? Mit deiner Familie, deinen Freunden, einem guten Buch, beim Sport, beim Entspannen oder eben bei deiner Lieblingstätig- oder -untätigkeit?
Stelle dir deine Tageszeit doch einmal in 10-Minuten-Blöcke unterteilt vor. 10 Minuten ist eine überschaubare Zeit. 10 Minuten reichen für viele Tätigkeiten aus: eine einfache Mahlzeit zubereiten, etwas essen, den Schreibtisch oder sogar die Wohnung oberflächlich aufräumen, 1.000 Meter zu Fuß gehen. Zähneputzen passt gleich vier mal rein. Von diesen 10-Minuten-Blöcken haben wir pro Stunde sechs und pro Tag 144. Was geschieht eigentlich mit dieser ganzen Zeit?
Die meisten verschlafen davon 34-54 Blöcke – circa 5.5 – 9 Stunden. Tagsüber verbleiben dann noch 90 – 110 Blöcke.
Jeden Morgen, wenn wir aufwachen, haben wir die Blöcke für den Tag vor uns.
Und jeden Abend, wenn wir einschlafen, haben wir die Blöcke für die Nacht vor uns.
Aber wie genau verbringen wir unsere Zeit wirklich? Wie viel davon schläfst du?
Wie lange pflegst du dich?
Wie viel bist du unterwegs?
Wie viel fährst du Rad?
Wie viel Sport treibst du?
Wie lang entspannst du dich?
Dazu habe ich einmal die Blöcke sortiert als Tabelle dargestellt, 12 Blöcke für jeweils zwei Stunden in einer Zeile. Ingesamt 12 Zeilen. Dann sehen die Blöcke für einen Tag so aus:
Und hier habe ich schon mal Nacht- und Tagzeiten eingetragen:
So könnte ein Arbeitstag aussehen:
Hier der Arbeitstag in Zahlen:
- 8 Stunden Schlaf
- 8 Stunden Arbeit
- 1 Stunde 40min Essen
- 1 Stunde 40min Medienkonsum: Fernsehen, PC und Smartphone
- 1 Stunde 20min Verkehr
- 50min Bad und Umziehen
- 30min Einkaufen
- 30min Hausarbeit
- 20min Sport & Spiel
Und hier die Zahlen für ein typisches Leben. Da wir nicht in allen Lebensphasen (Schulzeit, Berufstätigkeit, Alter) und auch nicht an jedem Wochentag (Wochenende, Ferien, Krankheitstage) das gleiche tun, kommen wir in 80 Jahren Lebenszeit auf
- 24 Jahre Schlafen
- 12 Jahre Medienkonsum: Fernsehen, PC, Smartphone
- 8 Jahre Arbeit
- 5 Jahre Essen
- 3 Jahre Kochen
- 3 Jahre Schule, Weiterbildung, Sport und Putzen
- 3 Jahre Gespräche
- 2 Jahre Hausarbeit
- 1,5 Jahre Sport
- 1 Jahr Kino, Theater und auf Konzerten
- 9 Monate Kinder spiele
- 6 Monate Toilette
- 3 Monate beim Arzt
- 3 Monate Sex
Wie läuft ein typischer Tag bei dir ab? Wie läuft dein Leben ab? Ist es so, wie du es dir vorstellst?
Dazu kannst du dir hier folgenden Vordruck herunterladen:
Jeder weiße Kasten stellt den Beginn einer Stunde dar. Wo diese Stunde jeweils beginnt, hängt davon ab, wann du aufgewacht bist. Wachst du z.B. 7:30 auf, dann steht der erste weiße Kasten für die ersten 10 Minuten deines Tages von 7:30 bis 7:40. Die ersten 6 Blöcke entsprechen damit der ersten Stunde, die du wach bist – also von 07:30 bis 08:30. Der zweite weiße Kasten stellt dann die ersten 10 Minuten der zweiten Stunden dar, die du wach bist – also von 08:30 bis 08:40 usw.
Mit diesem Plan kannst du exemplarisch einzelne deiner Tage und das, was du getan hast übersichtlich abbilden, sodass deutlich wird, wie diese Tage abgelaufen sind. Du kannst dabei auch ganz unterschiedliche Dinge darstellen. Wenn dir z.B. gerade wichtig ist, wie viel Zeit du drinnen verbringst oder vor dem Bildschirm, dann könntest du eben das eintragen. Wenn du Dinge, die du gern tust oder mehr tun willst, in deiner Lieblingsfarbe markierst, kannst du zum Beispiel anstreben, dass die Blätter nach und nach immer mehr Fläche in dieser Farbe bekommen.
Ich trage von Zeit zu Zeit auf einem solchen Blatt ein, womit ich meine Zeit verbracht habe. Ich achte auf die Morgenroutine und darauf, wann ich welche Art Arbeiten – Schreiben, Zeichnen, Recherchieren – gut erledigten konnte und versuche die Erkenntnisse daraus in meiner Tagesplanung zu berücksichtigen. Auch meine Stimmung erfasse ich durch einen kleinen gezeichneten oder aufgeklebten Smiley. Hier ein Ausschnitt aus einem meiner Tagesblätter. Wer sich wundert, warum das Blatt anders aussieht: das Format stammt von einer älteren Version meiner Tageblätter. Ich hatte davon damals sehr viele ausgedruckt und brauche die jetzt noch auf.
Es gibt zwar auch viele Apps zum Tracken von Zeit und Tätigkeiten. Aber die sind mir meist zu unflexibel. Weder ist es nötig, noch habe ich besonders viel Lust, dauerhaft alles mögliche zu tracken, auch der Erkenntniswert ist im Vergleich zum Aufwand eher gering. Es reichen einzelne Stichproben, also einzelne Tage, die ich hin und wieder mal aufzeichne. Es ändern sich die Aspekte, die mich gerade interessieren auch zu oft und ich hätte keine Lust, jedes Mal einer App beizubringen, was mich eben heute, vielleicht noch morgen, aber schon nächste Woche nicht mehr interessiert.
Wie ist es bei dir? Hilft dir die Idee, mit Zeitblöcken Tage abzubilden, dabei Prioriäten anders zu setzen, oder überhaupt zu setzen?
Oder ist es zu unangenehm der Zeit so genau beim Verrinnen zuzusehen?
Ich denke: Bei den vielen Möglichkeiten, die wir heute haben und der Unmenge an Konsum- und sonstigen Angeboten, die es gibt, wird es immer wichtiger, genau zu wissen, was wir wann, warum und wie lange tun und, ob die Entscheidungen, die dazu führen, bewusst und gewollt sind.
Ich freue mich auf eure Erfahrungen damit!
P.S.: Zu dieser Idee hat mich dieser Artikel von Tim Urban inspiriert.