Wer finanziell unabhängiger werden will, der kommt am Thema Investieren nicht vorbei. Und: Wer sich für’s Investieren interessiert kommt nicht an Warren Buffett vorbei. Alice Schroeder ist Autorin der von Buffett autorisierten Biographie aus dem Jahr 2008, dass auf diversen Gesprächen mit Buffett und vielen seiner Lebensgefährten. Buffett steht seit Jahren regelmäßig in der Liste der reichsten Menschen der Erde. Und: er gilt als der erfolgreichste Investor aller Zeiten, setzt auf Kopfarbeit, statt auf Computer, investiert langfristig und sitzt nicht an der Wall Street, sondern da, wo er 1930 geboren wurde: in Omaha, Nebraska, wo er auch jährlich die Hauptversammlung der von ihm 1970 aus der Taufe gehobenen Holding mit dem Namen Berkshire Hathaway abhält. Aufgrund seiner Treue zu Omaha und seinen legendär gewordenen Aktionärsbriefen (einige wichtige auf deutsch, hier: Die Essays von Warren Buffett), Zitaten und öffentlichen Äußerungen zu Wirtschaftsfragen aller Art und vielen weiteren Themen nennt man ihn auch das Orakel von Omaha.
Mensch: Warren Buffett
Anders als typische Wirtschaftsmagnaten ist Warren Buffett ein Superstar. Er kommt jedoch freundlich und bürgerlich rüber: er wohnt immer noch in demselben Haus, das er 1958 in Omaha für $31,500 Dollar (in 2016-Dollar sind das: $262,343 bzw. €246,320) kaufte, fährt einen Buick SUV und isst gerne bei McDonalds und trinkt für sein Leben gern Cherry Coke. Erst bei Flugreisen wird es anders: er fliegt in einem Privatjet. Sonst preist er einen frugalen Lebensstil und beweist damit, dass er noch immer „einer von uns“ ist. Mittlerweile sind seine jährlichen Hauptversammlungen ein riesiges Event, zu dem 10.000 Besucher und Aktionäre (zu denen ich mich ebenfalls zählen darf) aus aller Welt kommen.
Berkshire Hathaway
Ursprünglich war Berkshire Hathaway eine Textilfirma, die Buffett 1962 im Rahmen seiner Buffett Partnership Ltd. began aufzukaufen. Er bezeichnete sie oft als schlechteste Investition, die er jemals machte. Vielleicht behielt er gerade darum den Namen für seine nun weltberühmt gewordene Holding bei, die heute als eine der größten Firmen der USA und auch der Welt bekannt ist.
Warren Buffett: Aufstieg eines Investors
In der Biographie wird Buffetts Kindheit sowie seine ganze Entwicklung bis ins Jahr 2007 nachgezeichnet. Angefangen hat Warren Buffett mit seiner Investorenkarriere bereits mit 11, als er im Jahr 1942 nur kurz nach Perl Harbour seine erste Aktie kaufte. Buffett ist Sohn eines republikanischen Politikers und Abgeordneten. Im Verlaufe seiner Jugend machte er schon diverse Geschäfte – u.a. verkaufte er zusammen mit anderen Schülern „Die Auswahl der Stalljungen“ – eine auf elementarer Statistik basierende Empfehlung für Pferde beim Pferderennen für 25ct. Findig wie er war, hatte er bereits mit 18 Jahren ein stattliches Vermögen. Weitere Karriereschritte sind seine Studienjahre bei Benjamin Graham, dem legendären Entdecker des Value Investings, das er in Büchern wie „The Intelligent Investor“ (auf deutsch: „Intelligent Investieren„) sowie seinem erstmals 1934 erschienen Werk „Security Analysis“ (auf Deutsch: Die Geheimnisse der Wertpapieranalyse – NB: just Ende 2016 ist eine sehr viel bessere Übersetzung der Ausgabe von 1940 erschienen, als bisher verfügbar war) beschrieb. Security Analysis bezeichnete Buffett schon oft als das wichtigste Buch, das er zum Thema investieren je gelesen habe. Buffett begann seine Karriere dann als Stock Picker – er wählte aus vielen Aktien diejenigen heraus, von denen er glaubte, sie würden sich besser entwickeln als der Rest des Marktes. Dank seinem Gespürs, seiner Erfahrung und seinem Wissen gelang ihm dies sehr gut. Buffett behauptet zwar immer wieder, es gehöre keine besonders überdurchschnittliche Intelligenz dazu, ein erfolgreicher Investor zu sein. Mindestens jedoch scheint er mir außergewöhnlich diszipliniert zu sein, seinen Anlagestil durchzuziehen. Buffett ist ein bekannter Kritiker der Markteffizienzhypothese (EMH): in seinem legendären Artikel „The Superinvestors of Graham-and-Doddsville“ legt Buffett u.a. dar wie unwahrscheinlich es ist, dass so viele Investoren, die wie auch er von Graham und Dodd gelernt haben und deren Lehren konsequent umsetzen so konsequent marktüberdurchschnittliche Renditen einfahren konnten, wenn es nicht möglich wäre, bessere von weniger guten Aktien zu unterscheiden. Zwar wird in vielen Rezensionen zu Buffetts Biographie behauptet, man könne aus ihr wenig über seinen Anlagestil lernen, ich sehe das jedoch anders. Natürlich ist das Buch eine Biographie und kein Lehrbuch und schon gar kein Kochrezept, aber es gibt viel Einblicke in Buffetts Tun, seine Deals und seinen Charakter und der ist beim erfolgreichen Investieren genauso wichtig wie gute Analysen.
Berkshire Hathaway von 1970 bis heute
Über mehrere vorherige Beteilungsgesellschaften von Buffet, kam es 1970 zur Gründung von Berkshire Hathaway. Sein bis dahin schon langjähriger Freund Charlie Munger wurde später Vizevorsitzender und zusammen führen sie die Gesellschaft immer noch. Seit den Anfängen von Berkshire Hathaway als Holding hat sich die Gesellschaft unter dem Management von Buffett und Munger zunehmend zu einer Beteiligungsgesellschaft weiterentwickelt, die vornehmlich ganze Firmen kauft. Mittlerweile sind es über 80 Firmen. Die Beteiligungen, Firmen und Marken, die zu Berkshire Hathaway gehören, lesen sich wie das Who-is-Who der amerikanischen Wirtschaft und Wirtschaftsgeschichte: darunter sind Beteiligungen an American Express, Coca Cola, IBM, Heinz Kraft und Wells Fargo und Firmen wie BNSF Railway, See’s Candies, Fruit of the Loom, Dairy Queen, Lubrizol, Pampered Chef, Kirby, NetJets, General Re, Geico und seit letztem Jahr z.B. Precision Castparts.
Das Buch – eine klare Kaufempfehlung!
Ich fand die Biographie gerade wegen der manchmal kritisierten Länge sehr hörenswert und kann sie zu 100% empfehlen. Zur Person Buffett, seinem Charakter, seinen Eigenarten erfährt man vieles sowie über viele interessante Menschen, die ihn auf seinem Weg beeinflusst und begleitet haben und begleiten: das sind u. a. Susan Buffett – seine erste Frau, die ihn sehr beeinflusst hat und viel philanthropische Arbeit leistete, Benjamin Graham – seinem Mentor, Charlie Munger seinem Freund und Vice Chairman, Kathrine Graham, die viele Jahre Herausgeberin der Washington Post und viel später Bill Gates mit dem ihn bis heute eine enge Freundschaft verbindet), über Bridge, dass Buffett gerne und viel spielt sowie zur Börsengeschichte und ihren Verwicklungen. Das und vieles weitere sind darin in einer sehr gut zuhörbaren Form aufbereitet. Oft hat man das Gefühl, man wäre dabei. Schade, dass es so nicht gewesen ist 🙂
Ich wünsche euch viel Spaß beim Hören oder Lesen.
Hier geht’s zum Hörbuch: Das Leben ist wie ein Schneeball
Hier geht’s zum Buch: Warren Buffett – Das Leben ist wie ein Schneeball