Am Freitag, den 07.12.2012 hatte ich das besondere Vergnügen einem von insgesamt 26 Vorträgen von Dennis Meadows beizuwohnen, die er während seines 14-tägigen Aufenthaltes hier Deutschland gehalten hat. Titel seines Vortrages war: Redefining the Concept of Sustainabl
Teil 1: Die Zukunft von gestern: Meadows Studie „Die Grenzen des Wachstums“.
Die Faszination für Dennis Meadows Thesen habe ich von meinem Vater vermittelt bekommen. Neben Stuart A. Kauffman war Meadows Studie für mich eine der frühen Motivationen mich für die Systemtheorie zu interessieren. Zusammen mit J. Randers und seiner ersten Frau (Donella Meadows, 2001 verstorbenen) hat er im Jahr 1972 – „Limits to Growth“ (Die Grenzen des Wachstums) geschrieben. Grundlegend für die Studie ist die World3-Computersimulation. Im Modell werden etwas über 100 Faktoren aus den Bereichen:
- Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion (Dünger etc.)
- Industrieproduktion
- Bevölkerungsentwicklung
- nicht-erneuerbare Ressourcen
- (Umwelt-)verschmutzung
betrachtet. Enthaltene konkrete Faktoren sind etwa die Raten der Erdöl-, Kohle- und Gasförderung, die Bevölkerungsentwicklung, die Förderung weiterer Ressource wie Kali-Salze, Phosphate, Metalle, die Entwicklung der globalen Lebensmittelproduktion, die Entwaldung, der Verlust an Ackerfläche durch Erosion und Verwüstung usw.. Randbedingungen sind etwa der Umfang der explorierten Lager nicht-erneueraren Ressourcen. Weil er natürlich nicht genau wissen konnte wie genau sich die Welt entwickelt, hat er insgesamt 13 mögliche Entwicklungsszenarien betrachtet. Diese zeigten im wesentlichen zwei verschiedene Muster:
- Overshoot-Muster. Die Szenarien mit unterschiedlich stark wachsenden Verbräuchen nicht-erneuerbarer Ressourcen bzw. wachsender Bevölkerung bildeten das sog. Overshoot-Muster aus. Das heißt, dass die Förderraten nicht-erneuerbarer Ressourcen bzw. das Bevölkerungswachstum, die Entwaldung etc. erreichen und überschreiten – je nach Art der betrachteten Größe einen Höhepunkt oder einen Peak bzw. die Tragkraft des Planeten bzw. die Erneuerungsrate bzw. das Recyclingvermögen und sind dann in rückläufigen Mengen verfügbar. Die Gesellschaft bricht zusammen bzw. wird von schwersten Krisen geschüttelt.
- Sustainable-Development-Muster (Muster der nachhaltigen Entwicklung). In anderen Szenarien wuchsen die meisten Faktoren auch zunächst weiter an, pendelten sich aber nach und nach auf dem Niveau des Erneuerungspotential der Erde bzw. den Recyclingmöglichkeiten der Menschheit ein. Diese ist sind die Muster des Sustainable Development. Diese Form der Entwicklung kann ungrenzt lange fortgeführt werden.
Die Idee der Studie, die als Club of Rome Bericht bekannt wurde, sollte den Sinn haben politische Entscheidungsträger zu informieren und diesen Handlungen zu planen und zu ergreifen, die verhindern würden, dass die Menschheit auf einen Overshoot-Pfad und stattdessen auf einen Pfad der nachhaltigen Entwicklung gerät.
Leider hat ein Abgleich der Ergebnisse aus dem Jahr 1972 mit den bis zum Jahr 2000 angefallenen empirischen Daten zu den diversen Verbrauchsraten etc. ergeben, dass wir uns mit großer Wahrscheinlichkeit längst auf einem Overshoot-Pfad befinden. Meadows verdeutlichte das anhand der Entwicklung des globalen ökologischen Fußabdrucks. In den 70er Jahren lag dieser noch bei 0,9 (wobei 1 genau der Erneuerungsrate der Erde entspricht). Heute liegt er im globalen Durchschnitt bereits bei 2,7 (Deutschland sogar bei 4,6). Mit anderen Worten verbraucht die Menscheit aktuell das 2,7-fache dessen, was die Erde nachhaltig jährlich zur Verfügung stellen kann (Deutschland verbraucht demnach das 4,6-fache dessen, was die Natur in Deutschland jährlich nachhaltig zur Verfügung stellen kann). Mit anderen Worten: wir „fressen“ unser natürliches Kapital auf und erniedrigen also die künftigen Mengen dessen, was uns die Erde wird zur Verfügung stellen können. Erhärtet wurde das neuerlich durch eine zweite Nachfolgerstudie im Jahr 2012, die gleichzeitig eine Aktualisierung und Erweiterung bis zum Jahr 2052 anbietet. Demnach werden die nächsten 40 Jahre sehr schwer werden. Meadows erklärte, dass sich die Welt in den nächsten 20 Jahren mindestens so massiv verändern wird wie in den letzten 200 Jahren. Das die Welt in wirtschaftliche Probleme geraten ist und insbesondere Griechenland und Spanien viele Probleme haben, ist nur der Anfang. Es ist ein Symptom der unter Politikern mehrhaltlich immer noch als alternativlos geltenen Wachstumsideologie – also der Vorstellung, dass wir all unsere Probleme durch mehr Wachstum werden lösen können.
Morgen, am 28.12.2012 wird es in Teil 2 „Wie konnte es dazu kommen.“, um die Gründe gehen, die laut Meadows uns in diese Misere gebracht hat. Hier gehts zu Teil 2.
2 Kommentare
Da fällt mir wieder das zu ein:
http://9gag.com/gag/4675535
[…] Genug Haben 27th December: Meadows in Hamburg […]