Genug haben bedeutet für mich zu erkennen, woran ich tatsächlich Interesse habe, was ich mir tatsächlich Wünsche, mich darauf zu konzentrieren und alles andere auch nicht zu wollen.
Es ist wie eine Art Filter. Nur wenn man von Allem eine Auswahl trifft, kann man überhaupt etwas erreichen/genießen/erfahren. Der „Rest“, den man eigentlich nicht so sehr wollte, landet im Schrank, in Abseiten, Kellern, Dachböden oder türmt sich sonstwo und raubt Energie und nerven.
Menschen sind – soweit bekannt – das einzige Tier, dass sich Dinge vornehmen kann, die länger und größer sind als sie oder ihr Leben. Sie können sich vorstellen, Handwerkery, Programmierery, Buchautory, Lehrery oder Astronauty zu sein. Und es ist ja klar, dass man das nicht wirklich alles sein kann.
Stellvertretend für diese Wunsch ganz anders zu leben kauft man sich dann ein Token, ein Symbol des Commitemts. Die iFixit-Ausstattung (ein Werkzeugset) sagt im Grunde „hey ihr Elektroniker, ich gehöre auch zu euch!“. Auch wenn man das Packet dann nur einmal im Jahr benutzt um eine neue SSD-Karte im Rechner zu montieren… (nein, nein, ich spreche hier ganz bestimmt nicht über mich :D).
Was ich sagen will ist: wenn wir erkennen, dass es eher um Zugehörigekeit geht, dann kann man in diesem Fall vielleicht eher mal ein Fablab, eine Gemeinschaftswerkstatt oder einen Freundy aufsuchen, der vielleicht diese Sachen hat. Dann bekommt man wahrscheinlich nicht gleich mehr Werkzeugoptionen zu sehen und zur Hand, sondern hat gleich noch persönlichen Kontakt, Anleitung, Feedback.
Geht es wirklich darum bestimmte Kompetenzen zu erwerben, kann man einen Kurs machen. Ich habe z.B. vor ein paar Wochen mit einem Freund einen Schmiedekurs gemacht. Es wäre schon irre gewesen, sich jetzt ein Esse zu improvisieren, einen Muffelofen und einen Bandschleifer sowie Werkzeugstahl, Zange und Hammer zu bestellen. Obgleich ich zugeben muss mir vorgestellt zu haben, diese Sachen in unserem Garten aufzustellen… letztlich ist es hier bei einem Exkurs geblieben. Aber auch solche komplexeren Fähigkeiten kann man in so einem Setting (die Schmiede hat offene Werkstatttage) vertiefen. Und, wenn man dann merkt, hey, das wird wirklich mein Sidejob, kleine Auftragsarbeiten zu schmieden, dann spricht aus der meinem Verständnis von Suffizienz auch nichts dagegen sich eine kleine Schmiede im Garten einzurichten – wobei das jetzt schon ein exotischeres Beispiel ist, zugegeben.
Wichtig ist nur, denke ich, zu begreifen, dass für jedes neues in unserem Leben etwas Altes weichen muss. Wir haben 24 Stunden am Tag, und vielleicht 16 Stunden Wachzeit. Wenn wir jetzt 2×4 Stunden in der Woche anfingen zu schmieden, oder zu gärtnern oder oder, dann können wir in der Zeit nicht mehr das machen, was wir da vorher gemacht haben.
Wenn das nur Fernsehen war: dann ist doch alles ok! Wenn man aber alle 3 Monate von einem Hobby, das zu meistern eine Lebenszeit kaum ausreicht und dafür alles Equipment anschaffen, dass macht das nervös, ist wohl nicht soo vorteilhaft fürs Budget, von der Umwelt ganz zu schweigen und entspricht nicht meiner Vorstellung von Suffizienz.
Interessant ist aber wieder die Frage: warum will ich einmal Schmieden, Gärtnern oder Programmieren? Will ich wirklich meinen Job welchseln, weil ich mir für meinen zukünftigen Weg etwas angenehmeres, profitableres, erfüllenderes vorstelle oder ist es eine Art geistiger Urlaub? Um welchen Zeithorizont und welche emotionale Dimension geht es? Geht es darum die Welt zu spüren, indem man Werkstoff oder Erde in den Händen hat, geht es um Gemeinsamkeit mit anderen? Geht es darum einen neuen Raum aus Neugier zu erkunden, in der Hoffnung um eine voruteilsfreieres Miteinander?
Darüber zu meditieren hilft, bevor man hofft, durch mehr der minder große Ausgaben sich einen emotionalen Zustand zu kaufen, der wie alle: vorübergehend ist.
1 Kommentar
Eigentlich ist es doch schön, wenn Menschen neugierig bleiben und ihr Leben lang lernen wollen. Aber wie du es mit dem Beispiel der Schmiede so schön beschreibst, man sollte dafür nicht immer gleich „in die Vollen gehen“. Um erst mal in ein Thema reinzuschnuppern, gibt es heutzutage so viele Möglichkeiten, online wie offline. Wenn einen dann die Begeisterung für ein Thema packt, kann man immer noch (Stück für Stück) mehr Zeit und Geld in Ausrüstung, Weiterbildung, Material, etc. investieren.