Finanzielle Unabhängigkeit wird immer als etwas Schwieriges und Mystisches vertanden. Nähern wir uns dem Thema mal etwas anders als sonst. Vergessen wir dazu einmal für den Moment, dass man für angelegtes Geld Zinsen erhält. Man kann nun allgemein sagen, dass wenn man pro Jahr
5% spart, dann kann man nach 19 Jahren ein Jahr frei machen.
10% spart, dann kann man nach 9 Jahren ein Jahr frei machen.
20% spart, dann kann man nach 4 Jahren ein Jahr frei machen.
25% spart, dann kann man nach 3 Jahren ein Jahr frei machen.
33% spart, dann kann man nach 2 Jahren ein Jahr frei machen.
50% spart, dann kann man nach 1 Jahr ein Jahr frei machen.
Interessant wird es jetzt: Spart man
60%, dann kann man nach einem Jahr Arbeit 1,5 Jahre frei machen.
75%, dann kann man nach einem Jahr Arbeit 3 Jahre frei machen.
80%, dann kann man nach einem Jahr Arbeit 4 Jahre frei machen.
90%, dann kann man nach einem Jahr Arbeit 9 Jahre frei machen
Regulär zahlen wir die Hälfte von 18,7% Rentenbeiträgen und die andere Hälfte zahlt unser Arbeitgeber.
Nach circa 42 Arbeitsjahr (von 25 bis 67) ist dann genug gespart, sodass wir bis zu unserem Lebensende (durchschnittlich aktuell: 79,9 Jahre), also noch circa 23 Jahre finanziert sind.
Ohne Zinsen etc. hätten wir – eingedenk der oben dargestellten Prozentzahlen – bei 20% sparen eigentlich nur 10,5 Jahre „frei“ erarbeitet. Wir erhalten jedoch weniger Rente als Gehalt.
Sparen wir nun selbst mehr und legen dies effizient an, so können wir inklusive zu erwirtschaftender Zinsen deutlich früher in Rente gehen.
Sparen wir beispielsweise 2/3 (also 66%) unsere Nachsteuereinkommens, so erreichen wir nach 10 Jahren Arbeit 20 Jahre finanzielle Unabhängigkeit – ohne Verzinsung. Inklusive Verzinsung von 4% erhöht sich die Reichweite um circa 10 weitere Jahre – also insgesamt 30 Jahre. Das ist die „Magie“ des Zinsenszinseffektes!
Ihr müsst euch also fragen, inwieweit ihr gewillt seid euer ganzes Leben zu arbeiten, nur um sich viele Produkte mit geringer Haltbarkeit leisten zu können oder, ob ihr nicht lieber intelligent lebt, weniger Geld braucht und dann viel früher gar nicht mehr arbeiten müsst.
Wenn ihr noch in der Ausbildung seid oder studiert oder damit gerade durch seid: verfallt nicht kurz danach direkt der Mittelschichtstrance und gebt direkt den Großteil euer Lebenseinkünfte für Haus, Möbel, Auto, Elektronik und Urlaube aus. Sondern meditiert etwas länger darüber: immerhin seid ihr aktuell noch einen frugalen Lebenstil gewohnt – noch. Und solange das so ist und so lange ihr das so aufrechterhalten könnt, sollte eine Sparrate von 50% für die wenigsten ein Problem sein.
Zu ersten praktische Beispielen findet ihr hier: Wann bin ich finanziell unabhängig?
Erweiterte Version der ursprünglich am: 24. Mai 2012 @ 06:30 veröffentlichten Version.
3 Kommentare
Sehr guter Beitrag! Ich bin vollkommen deiner Meinung und arbeite selbst an meiner finanziellen Unabhängigkeit. Ich muss aber zugeben, dass es verdammt schwer ist, 50 Prozent seines Einkommens zu sparen. Derzeit bin ich froh, wenn ich 20 Prozent schaffe (trotz aller Vorsätze!!)
Dir viel Erfolg 🙂
Gleichermaßen interessant, wie eigentlich simpel. Ist in meinem Fall so: Ich spare seit längerem 50% meines Gehaltes und habe dadurch wöchentlich seitdem 19,25 Std. frei: auf Halbtagsstelle gewechselt, 40% weniger Netto dadurch, vom jetzigen Netto kann ich noch ca. 10% sparen. So klappts dann auch mit dem eher kleinen Sozialpäd.-Gehalt. Lohnt sich!!
Hi Gabi,
klingt spannend! Im Gegensatz zu dem, was mir gelegentlich gespiegelt wird, fühle ich mich auch eher hedonisistisch als eingeschränkt. Finde dein Modell klasse. Würde mich interessieren wie du das erreichst: was ist deiner Meinung nach das Wichtigste?
Danke übrigends auch sehr für deine Arbeit auf minimalismus-tipps.de und achtsame-lebenskunst.de! Schaue ich immer wieder gerne vorbei.
Beste Grüße Frank