Eben lese ich einen interessanten Artikel, den mir Herm zugespielt hat. Diesen fasse ich hier inklusive einiger Kommentar zusammen.
Zwei Studien kommen zu dem Ergebnis, dass Konsumismus unglücklich macht, ja Depressionen auslöst. Der Konsum ist daher auf zweierlei Weise Motor unserer Überflußwirtschaft. Zum einen erzeugt die durch Werbung stimulierte Kauflust die Wirtschaft. Und zum anderen lösen die durch Konsum mitausgelöste Störungen des Wohlbefindens eine erhöhte Nachfrage nach Psychopharma aus. Eine Win-Win-Situation für die Wirtschaft und eine Lose-Lose Situation für die Verbraucher (früher auch bekannt als „Bürger“).
Den Ergebnissen einer Studie der Northwest University zufolge sind Menschen mit übermäßigem Statusbewusstsein, starker Wohlstandsfixierung sowie hoher Wertschätzung vieler materielle Besitztümer am ehesten depressiv und anti-sozial eingestellt. Ich will ja keine Namen nennen, aber ist diese Ergebnis tatsächlich geeignet Verwunderung auszulösen? Ich denke nicht.
Ich finde das ist eine interessante Parallele zu dem Film „The Corporation„, in dem die raffgiere Natur der juristischen Person „Aktiengesellschaft“ mit den Mitteln der DSM-IV-Richtlinien analysiert wird, die Psychologen für die Beurteilung des geistigen Zustandes von Menschen verwenden. Im Film kommt man zu dem Schluß, dass die „Persönlichkeitsstruktur“ der Aktiengesellschaft inhärent psychopathisch ist. Selbst das wirtschaftsfreundliche Magazin „The Economist“ schrieb in einer Kritik zu dem Film: „Beide Lager der Globalisierungsdebatte sollten aufmerken. The Corporation ist ein überraschend rationaler und intelligenter Angriff auf die wichtigste Institution des Kapitalismus.“ (Quelle). Den Film darf man übrigends legal z.B. hier ansehen.
Das Menschen mit stark materieller Neigung eben weniger immaterielle Neigungen (zu denen gewissermaßen alle sozialen Qualitäten zählen) haben erscheint mir recht logisch.
Nachdenklich stimmt mich, dass offenbar nicht nur der geizige Konsument von Melancholie bedroht ist, sondern auch jeder beliebige Mensch, der sich in Situationen befindet, die das materielle Denken stimulieren.
Im Experiment wurden einer ersten Gruppe Bilder ohne Konsumgüter und einer zweiten Gruppe Bilder mit Konsumgütern wie Autos, elektronsiche Geräte und Schmuck vorgelegt. Das Ergebnis des anschließenden Tests war, dass sich Personen der zweiten Gruppe als depressiver, ängstlicher und weniger interessiert an sozialen Aktivitäten wie Parties (!) einschätzten und sich lieber allein beschäftigen als die Personen der ersten Gruppe.
Um einer Stimulation des materiellen Denkens zu entgehen empfehlen die Wissenschaftler vor allem einfach den Fernseher öfter auszulassen. Hilft auch ungemein, wenn man etwas mit seinem Leben anfangen möchte. Der Deutsche verbrachte 2004 im Durchschnitt 210 Minuten vor dem Fernseher. Ich vermute nicht, dass sich das allzu sehr verbessert hat.
In einem zweite Experiemte wurden die Versuchsteilnehmer nach ihrer materiellen Orientierung geordnet. Es ergab sich, dass diejenigen, die sich am meisten zu Wörtern wie „Wohlstand“ und „Macht“ hingezogen fühlten mit größerer Wahrscheinlichkeit misstrauisch und weniger bereit waren mit anderen zu kooperieren. Entsprechend schlußfolgern Wissenschaftlicher, dass materieller Status die Menschen trennt und nicht vereint.
Die Ergebnisse der Studien passen gut zu den Ergebnissen der Messungen der Glücklichkeitsindizes Bruttonationalglück bzw. Happy Planet Index, zu denen ich bereits etwas geschrieben habe: die Menschen in vielen reichen Staaten sind trotz (wegen?) der größerer materieller Güterverfügbarkeit, weniger glücklich als in diveren Staaten, die weniger besitzen.
2 Kommentare
In der Bibel, nämlich im Vaterunser steht:
…Unser tägliches Brot gib uns heute.
(Matthäus 6,11)
Die genaue Übersetzung lautet: Unser nötiges Brot gib uns heute.
Also das, was wir wirklich nötig haben, keinen Luxus, keinen Überfluß! „Brot“ steht für Grundbedürfnisse.
Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden…Sammelt euch aber Schätze im Himmel… Matthäus 6,19.20
…Armut und Reichtum gib mir nicht… Sprüche 30,8
Mit guten Segenswünschen
Claus F. Dieterle
Ich denke dass man unterscheiden muss zwischen Konsum und Überfluss. Konsum ist ja nicht per se schlecht. Laut einer Statistik des BWM besitzt jeder Bundesbürger im Durchschnitt 10.000 Produkte. Und das ist bestimmt nicht gesund, weder fürs Ökosystem noch für den Kopf.
Statistiken zu Glück sind schwierig. Während das BIP das Glückempfinden offenbar gar nicht beeinflusst, sieht das bei Inflation wieder anders aus. Mehr Inflation bedeutet weniger Kaufkraft, folglich weniger „Glück“:
http://www.heise.de/tr/artikel/Statistik-des-Gluecks-1405148.html
Neben Gesundheit und Freundschaft/Familie dürfte außerdem soziale Gerechtigkeit das Glücksempfinden beeinflussen. Vielleicht stehen die USA auch deshalb so schlecht da.