Ich habe nochmals über notwendige, entbehliche und Luxusgüter nachgedacht. Die Unterscheidung erfolgt in einer Dimension (der Art der Güter). Denkbar wäre jedoch auch eine zweidimensionale Differenzierung nach Notwendigkeit der Güter und nach dem Grad der Luxuriösität der Erfüllung: siehe Grafik.
Das Bedürfnis nach Unterkunft ist notwendig. Eine Pritsche in einem Zimmer mit 18 Personen ist funktionell, aber absolut nicht luxuriös. Andererseits wäre das Schloß Versailles mit seinen 2300 Zimmern die oberste Luxusvariante.
Nahrung ist ebenfalls notwendig und in Mosambik isst man z.B. zumeist Maisbrei – also das einfachste vom Einfachen (Bild unten links). Eine Mehrgängemenü in einem elden Restaurant ist eine luxoriöse Erfüllung des notwendigen Bedürfnisses nach Nahrung (Bild unten rechts).
Möbel sind nicht so notwendig wie Essen, einfache Möbel sind funktionell und bessere Möbel sind Luxus (Bild mittig rechts).
Ein Tablet (oder ein Pad) ist nicht-notwendig. Eine funktionelle Umsetzung wäre ein einfaches Tablet von einem Discounter (Bild oben links). Eine luxuriöse Variante wäre ein besonders teures Tablet (Bild oben rechts).
Das Bedürfnis zu kommunizieren könnte man – sofern es darum geht Hilfe rufen zu können – als notwendiges Bedürfnis auffassen: ein einfache Handy würde einer einfachen Erfüllung dieses Bedürfnisses entsprechen (Bild unten links). Anders sieht es aus, wenn man sich ein Smartphone wünscht, dass zusätzliche Funktionen anbietet – etwa GPS oder Apps zum Zugriff ins Internet. Das Bedürfnis nach diesen Zusatzfunktionen ist weniger notwendig als ein einfaches Handy (Bild mitte). Nicht-notwendig ist ein sehr teures Smartphone, dass möglicherweise sogar im Funktionsumfang nicht einmal besser ist als ein einfacheres Smartphone, aber z.B. über eine edlere Verarbeitung oder ein ansprechenderes Design verfügt: ein teures Smartphone ist daher sowohl nicht-notwendig als auch luxuriös (Bild oben rechts).
Ich selbst habe zu Studienzeiten mir mit meiner damaligen Freundin mehr fast 5 Jahre ein Zimmer in einer WG geteilt. Natürlich musste ich dadurch für Miete sensationell wenig zahlen. Auch wohne ich mit JH in einer deutlich unterdurchschnittlich großen Wohnung. Ich besitze ein mittel-luxuriöses Smartphone, kein Auto, kein Tablet, und esse zwar gesund aber günstig – also auch eher funktionell – wenn auch nicht luxuriös.
Wenn wir finanziell unabhängig werden wollen, dann sollte unsere Sparrate so hoch wie möglich sein. Unter der Annahme, dass Luxusgüter immer teuere sind als einfache Umsetzungen, erreichen wir immer dann einer höhere Sparrate, wenn wir mehr auf notwendige Güter und weniger auf Luxus setzen. Hier tritt jedoch eine Schwäche des vorgestellten Modells hervor: Zu unterscheiden sind nämlich zusätzlich Luxus und Qualität. Wenn Luxus höhere Qualität bedeutet, dann kann das auch höhere Lebensdauer bedeuteten. Ein Luxusgut kann dadurch langfristig ein besseres Preis/Nutzen-Verhältnis erreichen, als ein einfaches Gut, weil dieses ggf. weniger lang haltbar ist – derart, dass auch der niedrigere Preis keinen echten Vorteil einbringt. Außerdem motiviert Luxus in einem Bereich eventuell ein zufriedeneres und manchmal auch sparsameres Verhalten andererseits. Ein teureres, „cooles“ Fahrrad könnte dazu motivieren damit häufiger zur Arbeit zu fahren – einerseits kann ein solcher Gegenstand zufrieden machen und gleichzeitig ein sparsameres Verhalten fördern (mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren). Auch sollten auch das Bedürfnis nach Ästhetik nicht außer Acht gelassen werden: so besitze ich beispielsweise ein MacBook Pro, weil ich Apples Produkte sehr schön finde. Meine persönliche Erfahrung ist, dass wir schöne Werkzeuge lieber und effizienter benutzen. Bei mir trifft das zu.
Original geschrieben am: 12. Dezember 2011 21:52. Aktualisiert am 21. Februar 2016 12:37.
8 Kommentare
Deine Graphik zu entbehrlichen und Luxuriösen Gütern ist imo inkonsistent, du ordnest das „Vier-Gänge-Menü“ als genauso notwendig ein wie das „einfache Essen“, das „Smartphone“ aber als weniger notwendig als das „einfache Handy“ …Selbes gilt für Möbel.
Konsequenter wäre es imho Dinge die im Prinzip das selbe Bedürfnis befriedigen auf der selben Notwendigkeit aber mit verschiedenen Luxusgraden rangieren zu lassen. Es stimmt zwar das die Zusatzfunktionen NICHT die selbe Notwendigkeit haben, aber die Funktion als Telefon ist mit einem Smartphone ja nicht weniger erfüllt oder weniger wichtig.
Die Graphik ist so aufgebaut, dass auf der vertikalen Achse die Notwendigkeit eines Bedürfnisses abgebildet wird – je weiter „oben“ ein Bedürfnis hinsichtlich dieser Achse angeordnet ist, desto weniger notwendiger ist es.
Das einfache Essen und 4-Gänge-Menü befriedigen beide das grundlegend notwendige Bedürfnis nach Nahrung.
Die Positionierung hinsichtlich der horizontalen Achse soll den Luxusgrad der Bedürniserfüllung darstellen. Je weiter „rechts“ eine Erfüllung angeordnet ist, desto luxuriöser ist sie.
Das ein 4-Gänge-Menü insgesamt weniger nötig ist als etwa nur ein Gang des Menüs oder etwa ein einfaches Essen steht auf einem anderen Blatt. Man kann die Grafik so verstehen, als hätte man nur die Gesamtpackete der Erfüllungen zu bewerten. Damit ist sie m.E. nur dazu geeignet grafisch zu veranschaulichen wie viele der Bedürfnisse nicht notwendig sind (oberer Teil) und welche Erfüllungen purer Luxus sind (rechte Hälfte).
Das Beispiel „Handy-Smartphone-teures-Smartphone“ ist ein Ausreißer, weil die Produkte hinsichtlich ihres angebotenen Funktionsumfanges eigentlich unterschiedlich sind. Ein Smartphone kann einfach mehr als ein einfaches Handy.
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Ich musste über die Zusortierung des Handys generell ein bisschen schmunzeln. Ich lese seit einigen Stunden in deinem Blog und würde 90% aller deiner Aussagen sofort unterschreiben, halte ein Handy im Gegensatz zu einer selbstbewohnten, eigenen Immobilie (nicht alle Häuser kosten 200.000 Euro und werden mit 5% Zinsen vollfinanziert) alllerdings für vollkommen verzichtbar – und zwar sowohl als mehr oder weniger notwendiges Gut als auch als Luxusgut. Ich hab jedenfalls keins und bin deswegen weder eingeschränkt noch traurig 🙂 Allerdings verfüge ich über einen Festnetzanschluss – wenn du davon ausgehst, dass man den heute nicht mehr hat, ist ein Handy in der Tat nicht so unwichtig, wie ich ausgeführt habe.
Moin Katharina,
danke für dein Interesse 🙂
Zum 200k-Kredit: Ich wollte ein Beispiel das sich leicht vorrechnet und häufiger vorkommt.
Ich räume ein, dass Mobiltelefone einen starken Reiz haben: Ich gestehe, dass ich auch eins verwende.
Ich habe aber in der Tat auch keinen Festnetzanschluss.
Beste Grüße
Frank
Ja Katharina. Das stimmt wohl. Die Leute sind 10 000 Jahre ohne Telefon ausgekommen und heute schleppen die sogar das Internet mit sich rum. Sonderlich weitergebracht hat uns das auch nicht. Ausser natürlich, dass wir uns jetzt Katzenvideos in der Bahn anschauen können und Broker schneller zocken können.
Ich finde deinen Blog toll. Ich schwinge voll mit dir und deinen Gedanken.
Die Graphik könnte etwas einfacher gestaltet sein. Wenn es nach mir ginge 🙂
Ich würde ein oder zwei Produkte/Bedürfnisse einfügen. Mehr nicht. Also zb Essen und Möbel.
Das Handy/tablet würde ich weg lassen.
Dann könnte die Graphik einfacher verstanden werden.
Grundsätzlich aber ne super Idee.
Hi Babs,
ja, du hast recht. Zwei Aspekte zu vergleichen wäre etwas einfacher. Mir ging es darum, auch eine Bedürfniskategorie abzubilden, die ihrem Grunde nach notwendig ist, aber wo es Umsetzungen gibt, die weniger notwendig sind, als Möbel und Essen. Das ganze ist natürlich äußerst subjektiv. Ich denke nicht, dass man eine intersubjektive Einigung darüber erzielen könnte, was tatsächlich nötig ist und was nicht. Wenn du noch weitere Ideen dazu hast, poste dazu doch einmal was auf deinem Blog 🙂
LG
Frank