Im Durchschnitt schaut jeder Deutsche täglich 222 Minuten fern. Das sind 3 Stunden und 42 Minuten. Also fast ein halber Arbeitstag. Das sind im Jahr 1350,5 Stunden. Quelle: hier.
UPDATE. Bevor wir zu den finanziellen Kosten geben, möchte ich noch Studienergebnisse teilen, die mir kürzlich bekannt wurden. Eine Studie aus dem Journal Circulation aus dem Jahr 2010 stellt einen Zusammenhang zwischen Fernsehen und Sterberisiko her: “Fernsehen geht mit einem erhöhten Sterberisiko einher – unabhängig von der konkreten Ursache und speziell aufgrund von Herzkreislauferkrangen.“ Dasselbe gilt für Videospielen oder andere bildschirmbasierte Unterhaltung. Warum? Im Allgemeinen ist nicht der Fernseher Schuld, sondern die Zeit, die wir dabei im Sitzen verbringen. Je mehr wir sitzen, umso kürzer unsere Lebensdauer. Bedauerlicherweise gilt das sogar auch dann, wenn wir den Rest des Tages, den wir nicht sitzen aktiv verbringen wie diese Studie zeigt. Also nur nach dem Arbeitstag laufen zu gehen reicht leider nicht, um das Gesundheitsrisiko des vielen Sitzens auszugleichen. Daher: arbeitet am besten an einem Stehpult oder an einem höhenverstellbaren Schreibtisch! Ich verwende meist ein älteres Modell, dass diesen Modell recht ähnlich ist. Wem das zu teuer ist, der kann einen bestehenden Tisch leicht mit z.B. diesem Modell aufrüsten. Für die unter euch, die noch weitergehen wollen gibt es auch Laufbandschreibtische oder Heimtrainerschreibtische. Auf diesen Modellen lässt sich freilich nicht nur arbeiten, sondern auch fernsehen gucken – wodurch dann aus dem Fernsehen zumindest schon einmal kein gesundheitsschädliches Vergnügen mehr wird. Kommen wir nun aber zur finanziellen Seite des Fernsehens!
Während der (moderne) Fernseher läuft, verbraucht der Apparat circa 30-200 W. Macht bei (ich rechne mit 100W weiter) 4 Stunden fernsehen und einem Strompreis von 0.29 EUR) im Jahr 42,34 EUR.
In Deutschland dürfen (*) wir dann noch jährlich 215,76 EUR (monatlich: 17,98 EUR) Rundfunkgebühren bezahlen. Nehmen wir mal an, ihr wohnt in einem Zweipersonenhaushalt und zahlt demnach die Hälfte von der Gebühr.
Wer noch Netflix, Amazon Instant Video oder Watchever dazu gebucht hat, zahlt zusätzlich circa 8-12 Euro im Monat. Bei 10 Euro also weitere 120 Euro im Jahr
Wir kommen damit auf Jahreskosten von ungefähr 380 EUR. Um die Kosten für diese Ausgabe aus passiven Einnahmen mit einer realen Rendite von 4% zu finanzieren müsstet ihr: 380 / 0.04 = 380 * 25 = 9500 EUR sparen. Je nachdem wie hoch eure Sparrate, euer Einkommen und die Höhe eures Sparziels für eure finanzielle Unabhängigkeit ist, verlängert sich die Dauer allein durchs Fernsehen um Monate oder gar Jahre.
Noch viel interessanter sind jedoch die Opportunitätskosten durch die investierte Zeit. Ihr benötigt circa 1000 Stunden, um in einer Fähigkeit kompetent genug zu werden, dass ihr Routineaufgaben gut erfüllen könnt und sichtbar besser seid als Anfänger. 3000 Stunden benötigt ihr, um eine Fähigkeit zu meistern (vergleichbar mit einem Master-Abschluss) 10000 Stunden sind nötig, um in einer Fähigkeit zur Weltspitze zu gehören.
Ein Bachelor-Studium geht mit einem ungefähren Zeitaufwand von 750-900 Stunden pro Jahr einher. Es wäre also möglich, bei Verzicht auf das Fernsehen alle 3 Jahre einen Bachelor in einer Wissenschaft zu machen.
Warum also nicht den Fernseher verkaufen und die gewonnene Zeit damit verbringen etwas neues zu lernen? Z.B.: kochen, Fahrräder reparieren, Geld investieren, Sprachen sprechen, Kleidung reparieren oder schneidern, gärtnern, Möbel bauen oder programmieren …
Ein Beispiel: statt The Big Bang Theory, House of Cards und den Tatort zu schauen und dabei Chips zu essen, könntet ihr nach einem Jahr, das ihr z.B. damit verbringen würdet circa 2-3 Stunden z.B. Javascript auf coursera oder udacity zu lernen schon fähig sein, einfache Anwendungen zu programmieren. Ihr könntet dann schon bereits schauen, ob ihr euch als Freelancer etwas dazu verdienen könnt. Nach 2-3 Jahre könntet ihr das zu eurer Hauptbeschäftigung machen und ein sehr hübsches Gehalt verdienen oder eine Anwendung programmieren, die ihr verkaufen könnt.
Ein anderes Beispiel: kochen. Wenn ihr kochen könnt, müsst ihr nicht nur viel seltener ungesunde Fertig- und Take-Away-Produkte zu euch nehmen, sondern ihr kämt dabei auch recht günstig weg. Zugegeben günstiger als 1 Euro pro Fertigpizza ist kaum zu schlagen. Ich denke, aber, dass Durchschnittsausgaben von 8-12 Euro eher die Norm sind. Wenn ihr kochen könnt, ist selbst Bio-Essen für circa 6 Euro pro Tag kein Problem. Außerdem schmeckt es besser. Nach wenigen Monaten dürftet ihr zudem der beste Koch in eurem Bekanntenkreis sein und euch damit viele Freunde machen. Nach 2-3 Jahren könntet ihr in einem Restaurant aushelfen und nach 4-5 Jahren ein eigenes Restaurant eröffnen.
Eine weitere Möglichkeit wäre es, statt des Fernsehens ein kleines Online-Geschäft zu eröffnen. Was könnt ihr gut? Klickt euch eine Webseite zusammen, bucht etwas Werbung über Google oder Facebook und off you go!
(*) Leider “dürfen” wir nur bezahlen und nicht mitreden oder gar mitentscheiden. Das wäre in einer Demokratie allerdings angemessen. Des weiteren ist interessant, dass ja, z.B. Computer mit Internetanschluss und auch Smartphones Grund genug sind für die Gebühr. Es ist ein Gemeinplatz, dass man die Nutzung der Dienste – z.B. per Anmeldung – nachvollziehen und entsprechende Gebühren erheben könnte. Ich beispielsweise empfinde die öffentliche Berichtserstattung zumeist als zu arm an Hintergrundinformationen. Für die circa 10-20 Sendungen, die ich im Jahr schaue, würde ich allerdings auch monatlich gerne 2-5 Euro zahlen. Ich käme demnach auf kosten von 20-100 Euro – deutlich weniger als ich jetzt zahlen muss.
4 Kommentare
Hallo Frank,
ich bin gerade eben erst auf deinen Blog gestoßen. Das, was ich bisher gelesen habe, fand ich sehr interessant und ich freue mich darauf, weiter zu lesen und zum Nachdenken angeregt zu werden.
Was die Unfairness des Rundfunkbeitrags betrifft, stimme ich dir zu. Allerdings denke ich nicht, dass die Zeit, die arbeitende, ausgelastete Menschen vor dem Fernseher verbringen, für geistig anspruchsvolle Aufgaben wie Sprachen lernen genutzt werden kann. Ich bin sicher, dass die meisten Menschen sich dann vor den Fernseher setzen, wenn sie dafür viel zu erschöpft sind. Also wären allenfalls früher schlafen gehen, Yoga/Stretching und vielleicht noch lesen oder etwas unkompliziertes stricken eine Alternative. Nur mal so ein Denkanstoß für dich von einer, die 60 Stunden die Woche studiert. (900 Stunden im Jahr – das ich nicht lache!)
Viele Grüße,
Frieda
Hallo Frieda,
wenn ich abends nach Hause komme, ruhe ich mich in der Regel auch erst einmal 30-60 Minuten aus. Danach mache ich etwas Sport und schreibe dann alle 2 Tage circa 2 Stunden oder lese 2 Stunden. Wenn ich eine Sprache lernen würde, würde ich mir eine passende App installieren und 2x 15 Minuten mit 15 Minuten Pause z.B. Vokabeln lernen. Über 12 Wochen kann man da schon recht viel erreichen. Ich habe das mal mit einem Satz von 1000 Statistik-Karteikarten gemacht, um mich für einen Job wieder auf Statistik vorzubereiten. Das ging ganz gut.
Mit 60 Stunden pro Woche würde ich annehmen, dass du dann zu den fleißigen Studenten gehörst, schön zu hören, dass es das noch gibt.
Beste Grüße
Frank
Das Thema Fernsehen beschäftigt mich auch immer wieder.
Deine Aufstellung ist echt prima.
Dazu muss ich aber sagen, dass du dein Job relativ entspannt sein muss. Ich stehe erst am Beginn meiner Arbeit und die Schülerinnen und Schüler strengen doch sehr an. Um eine neue Sprache oder ähnliches zu lernen, fehlt mir einfach Abends die Kraft und ich bin froh wenn alles Ruhig ist.
Als Alternative lese ich gerne, höre Hörbücher oder Radio während ich koche. Da gibt es noch so viele Alternativen.
Ich habe auch einen Betrag zum Thema Schulden geschrieben, der passt auch evtl. zu deinem Unterpunkt des Lernens.
Hallo Diva,
ich kann nachvollziehen wenn man abends k.o. ist. Mir hilft da meinst Sport, um in Gang zu kommen – wenn man das überhaupt will, versteht sich 🙂 Ich würde auch nicht sagen, dass man gar kein Fernsehen gucken soll. Mir ging es vor allem darum aufzuzeigen, welche Zeit damit „verloren“ geht. Ich empfinde Fernsehen allein oft als zu langweilig und mache/lese noch etwas dabei. Hörbücher hören ist auch teilweise ein guter Ersatz. Hörbücher ermöglichen leichter etwas nebenher zu machen oder das Licht ganz auszustellen, was die Erholung deutlich beschleunigt, finde ich.
LG
Frank