Hier findet ihr Teil 1 (Grenzen des Wachstums), Teil 2 (Wie konnte es dazu kommen?) und Teil 3 (Zum Konzept der Nachhaltigkeit).
Die Folgen des Klimawandels.
Laut aktuellen Studien des Klimawandels wird es voraussichtlich bereits im Jahr 2030 große Flächen im Osten Chinas geben, die für Landwirtschaft zunehmend ungeeignet sein werden. Dasselbe gilt für große Teile Mittel- und Nordamerikas. Einen Vorgeschmack, was das heißt, werden wir, laut Meadows, nächstes Jahr bekommen, denn aufgrund einer kaum in der Presse erwähnten Dürre infolge des Hurricans Sandy, der Teile New Yorks zerstörte, prognostizierte er Ernteausfälle in den USA, die sich auf den Weltmarktpreis vieler Agrarrohstoffe und damit letztlich auch auf Nahrungsmittelpreise in Europa auswirken wird. Meadows erklärte später in der Fragerunde auch, warum es gerade 2010 zum arabischen Frühling gekommen sei. Das die Menschen mit ihren Diktatoren schon lange unzufrieden waren kann als einziges Argument kaum herhalten, erklärte er. Tatsächlich war es im Vorjahr zu schwersten Waldbränden in Rußland gekommen, was zu sich erhöhenden Nahrungsmittelpreisen führte. Erhöhungen, die zwar für reiche Länder wie Deutschland eine verhältnismäßig geringe Rolle spielen, haben in den arabischen Staaten Nordafrikas das Fass zum Überlaufen gebracht und die Revolutionen mitbewirkt.
Ressourcenverknappung.
Allerdings ist der Klimawandel kaum das einzige Problem, mit dem wir in Zukunft zu kämpfen haben werden, so Meadows. Neben der Landwirtschaft werden auch diverse (alle?) andere Sektoren die verschiedenen Formen der Verknappung (Rohstoffe, Energie, Böden) etc. zu spüren bekommen. Peak Oil beispielsweise sei seiner Meinung nach bereits 2008 gewesen. Derzeit befinden wir uns auf einem Förderplateau. Technikoptimisten wenden ein, erklärte Meadows, dass der Mensch frei nach dem Motto: „a breackthrough a day keeps the crisis at bay“ den Abstand der Menschheit vom Zusammenbruch immer konstant halten werden. Als ein Beispiel für diese Sichtweise wird etwa die jüngst populärer werdende Fracking-Technologie erwähnt, mit der sog. unkonventielle Erdgase und Erdöle gefördert werden könnten. Zum einen jedoch, erklärte Meadows, wären diese Technologien nicht nur eine absolute Katastrophe für die Umwelt und für die Klimaveränderung, sondern auch unabhängig davon keinesfalls geeignet die Energie-Reicheweite um mehr als um wenige Jahre zu erhöhen. Er erklärte das vor allem mit der deutlich niedriegeren Energieausbeute des Frackings gegenüber den konventiellen Erdölbohroperationen. Zum Thema EROI (energy return on investment) verschiedener Energieernzeugungstechnologien, also der Energiemenge, die mittels verschiedener Technologien netto erhalten werden kann, habe ich schon einmal hier einen Artikel geschrieben. Thomas Fischbacher hat dazu hier einmal bemerkt, dass es den Menschen offenbar schwer fällt zu erkennen, dass es sich bei mancherlei neuer vermeintlich spannender ingenierwissenschaftlicher Herausforderung – wie das Fracking – eben eher um einen kläglichen Schritt hin zu einer nunmehr schlechter nutzbaren Energiequelle handelt.
Folglich erteilte Meadows auch der Idee der USA oder anderer Staaten sich jetzt durch Fracking Energie-unabhängig machen zu wollen eine Absage: Zwar werde sich die Energie-Reichweite damit nochmals um ein paar Jahr vielleicht ein paar Jahrzente vergrößern, letztlich werde das aber das Unvermeitliche nur hinauszögern: die Notwendigkeit einer kohlenstoffarmen Zukunft.
Allein aber auch eine Umstellung auf grüne Technologien hält Meadows für Phantasterei. Die erneuerbaren können – eben aufgrund der schlechteren EROI-Werte im Vergleich zu bisher genutzten fossilen Rohstoffe nie im Leben die Versorgungslücke decken, die sich durch schon bald rapide verknappende Brennstoffe ergeben wird.
Meadows sieht Demokratie in Gefahr.
Einige der Schlußfolgerung Meadows sind: da kaum davon auszugehen ist, dass Reichen (Staaten) die Armen (Staaten) an den verknappenden Ressourcen brüderlich beteiligen werden, wird die Schere zwischen arm und reich in Zukunft noch viel extremer werden als heute. Auch sieht Meadwos die Demokratie als Staatsform in Gefahr. Sobald es zu ernsten Krisen kommt, so Meadows, wird kaum noch jemand unseren Regierungen vertrauen, die schon während der Finanzkrise als äußert handlungsunfähig erschienen sind. Er verweist darauf, dass sich historisch der Mensch in Situationen des gesellschaftlichen Chaos immer eher für ordnungsversprechende Kräfte und Unfreiheit als für Freiheit und Chaos entschieden habe. Es erstaune ihn insbesonders, dass er das gerade in Deutschland – vor dem Hintergrund seiner jüngeren Geschichte – immer wieder erklären zu müssen.
Das derartige gesellschaftliche Veränderungen sehr schnell vonstatten gehen können legte er u.a. durch eine eigene Erfahrung in Ostdeutschland im Jahr 1987 dar. Damals glaubten die meisten, mit denen er darüber sprach, dass die Russen noch ewig in Ostdeutschland bleiben würden. Drei Jahre später war die Wende da. Ebenso stellte er die Frage ins Publikum die Frage, ob wir wohl glaubten, Wilhelm II. hätte sich in den 1900er Jahren ausmalen können, was nur in den nächsten 20-30 Jahren alles passieren würde.
Ein jüngerse Beispiel, dass zeigt, dass Menschen immer lieber Ordnung und Unfreiheit wählen als Chaos und Freiheit – bzw. sogar die Freiheit aus Angst vor Chaos abgeben, zeigen die Entwicklungen nach dem 11. September in den USA, so Meadows. Nach dem 11. September haben die US-Einwohner mehr und mehr Beschneidungen ihrer Freiheit in Kauf genommen, da ihnen im Gegenzug dafür Ordnung und Sicherheit versprochen wurde.
Es sei wichtig so Meadows nicht länger tatenlos zu bleiben, da wir sonst Gefahr laufen unsere Demokratie zu verlieren.
Mit seiner pessimistischen Einschätzungen steht Meadows nicht allein dar. Längst kommen Institutionen, die Wert auf realistische Betrachtungen langfristigen Trends zeigen zu ähnlichen Schlußfolgerungen: so etwas das US-Militär, die Deutsche Bundeswehr oder die Rückversicherung Münchner Rück. Jeder muss sich daher selbst fragen, ob er eher den an kurzfristigen Trends Interessierten (Bankern, Fondsmanagern oder Politiker o.ä.) glauben will, als solchen, die weit mehr als nur die nächsten 6 oder vielleicht 18 Monate im Blick haben.
Was haben aber die oben skizzierten Probleme mit uns persönlich zu tun?
Wie kommen überhaupt unsere Probleme zustande? Was hat das mit uns zu tun? Und warum werden neue Technologien allein nicht keinesfalls ausreichen? Meadows erklärt das so:
Verbrauch fossiler Energie = H x c(h) x e(c) x f(e)
- H Bevölkerungszahl
- c(h) Kapital pro Kopf x
- e(c) Energie pro Kapitaleinheit
- f(e) Anteil fossile Energie pro Kapitaleinheit
1. und 2. sind die soziale Komponente des Verbrauchs und 3. und 4. sind der technische Anteil des Verbrauchs. Mit technischen Lösungen arbeiten wir fast ausschließlich am 4. Term, also dem Anteil fossiler Energie pro Kapitaleinheit. Solange aber Kapital pro Person global steigt (was im Mittel der Fall ist) und die Bevölkerungszahl steigt (was ebenfalls der Fall ist) und wir erkennen, dass selbst die effizientesten technischen Strategien bislang nie ohne fossile Energie oder Rohstoffe anderer Art ausgekommen sind (das Konzept der sog. Entkopplung von Wachstum und Umwelt- bzw. Ressourcenverbrauch ist reine Fiktion), sehen wir, dass wir ein großes Problem haben.
Hier geht’s zu Teil 5: “Gewohnheiten und Meadows Empfehlungen.”