Die Geldaufnahme – z.B. in Form eines Kredits – beschreibt den Akt Geld aus der Zukunft in die Gegenwart zu bewegen: um z.B. ein Haus zu kaufen oder um ein Geschäft zu finanzieren. Wir erhalten das Geld jetzt und müssen es in der Zukunft zurückzahlen. Das Gegenteil einer Geldaufnahme ist eine Investition. Die Investition beschreibt also eine Bewegung von Geld aus der Gegenwart in die Zukunft: der Investor gibt das Geld demjenigen, der sich Geld leiht und erhält in der Zukunft Geld zurück. Damit jemand Geld leihen kann, muss es dafür Menschen geben, die Geld gespart haben und es investieren wollen. Das kann direkt geschehen wie über das von mir schon gelegentlich erwähnte Portal Mintos. Es kann aber auch über den Umweg von Banken geschehen. Da Geld nicht mit einer Zeitmaschine verschickt werden kann, verspricht der Schuldner heute dem Investor, zu einer bestimmten Zeit in der Zukunft sein Geld zurückzuzahlen. Neben der Rückzahlung des Leihbetrages bekommt der Investor vom Schuldner zusätzliches Geld als Kompensation dafür, dass er:
- darauf verzichtet, sein Geld selbst zu verwenden und es stattdessen verleiht – man bezeichnet diesen Teil als risikofreien Anteil der Leihgebühr
- das Risiko eingeht, das Geld nicht zurückzuerhalten, falls der Schuldner das Geld nicht aufbringen kann – dieser Teil ist der Leihgebühr bezeichnet man als Risikoprämie
Solange jemand, der sein Geld weggibt, dafür keine Kompensation für die Aspekte 1. und 2. erhält, handelt es sich um keine Investition. Daher sind auch z.B. Autokäufe keine Investition (außer vielleicht in historische Fahrzeuge).
Auch allein Geld zu sparen ist keine Investition, da Geld aufgrund der Inflation über die Zeit an Wert verliert.
Viele Investoren hoffen darauf, dass sie mehr Gewinn erwirtschaften als allein für die Kompensation von Nutzungsausfall (1.) und Verlustrisiko (2.) zu erwarten ist. Damit diese Hoffnung keine reine Spekulation bleibt, ist es nötig, in der Lage zu sein Investitionen hinsichtlich ihrer Performanz zu bewerten und diese im besten Falle vorhersagen zu können. Ein Investor, der dazu in der Lage ist, erkennt, wann eine Wertanlage preislich unterbewertet ist – d.h. sie weniger kostet, als sie wert ist. Nennen wir ihn einen informierten Investor.
Informierte Investoren verwenden Systeme, die nicht von ihrer aktuellen emotionalen Lage abhängen.
Jemand, der ohne ein System agiert und bei Investitionsentscheidungen von seinen Gefühlen abhängt und z.B. an den großen Tipp glaubt, ist ein nicht-informierter Investor, der sein Geld möglicherweise genauso gut im Casino verlieren – oder verdoppeln – könnte, wobei ein langfristiger Gewinn weder im Casino noch durch allein gefühlsbasierte Entscheidungen wahrscheinlich ist.
Ein Teil des Gewinns des informierten Investors besteht in seiner Fähigkeit die Performanz von Wertanlagen vorherzusehen und ein weiterer Teil besteht in dem Geld, dass nicht-informierte Investoren an ihn verlieren: nicht-informierte Investoren bringen zusätzliches Geld in Umlauf. Im Falle von Aktien kann dieses zusätzliche Geld zu höheren Kursen führen, durch die dann informierte Investoren zusätzlichen Gewinn machen können, indem sie ihre Aktien zu dem nun höheren Kurs – an einen weiteren weniger gut informierten Investor.
Wer selbst kein informierter Investor ist und auch nicht meint für sich selbst einen guten Investitionsmanager (in Form eines gemangten Fonds) für sich finden zu können, tut gut daran passiv zu investieren – in Indexfonds, da man dadurch vermeidet, durch die unpassende Wahl von Investments oder eines schlechten Investitionsmanagers Geld an informierte Investoren zu verlieren.
Investiert man hingegen auch immer noch dann passiv, wenn man bereits ein informierter Investor sein könnte, verpasst man Gewinnmöglichkeiten: man hätte die Fähigkeit, besser als der Markt zu sein, tut es aber nicht.
Es ist wichtig sich richtig einzuschätzen: beides kann Geld kosten!
Ganz klar ist: es gibt nicht die eine Strategie oder die eine Investitionsform für jeden!
Einer mag Kunst oder alte Autos. Noch einer hat großes Interesse an Rohstoffen oder Immobilien. Ein weiterer mag Aktien und Anleihen. Der eine mag es sicher und ist mit geringeren Gewinnaussichten zufrieden. Der andere will höhere Gewinnchancen und ist bereit, dafür höhere Risiken einzugehen.
Jemand der investiert, ohne informiert genug zu sein oder oberhalb ihrem/seinen Risiko/Gewinn-Verhältnis investiert, wird am Ende nicht zufrieden!
Eine weitere Frage: willst du die Zeit aufbringen, ein informierter Investor zu werden? Wichtig ist dabei vor allem auch die Überlegung, wie sehr sich das zeitlich lohnt! Wer z.B. mit circa 1 Stunde Aufwand pro Jahr 4% Einnahmen passiv generieren kann und mit 100 Stunden Aufwand pro Jahr 6% schafft, verdient damit im Jahr bei einer Anlage von 20.000 EUR nur zusätzliche 400 EUR – während es bei 200.000 EUR zusätzliche 4.000 EUR wären. Im ersten Fall hätten wir einen Stundenlohn von 4 EUR und im zweiten Fall einen Stundenlohn von 40 EUR. Die Kennzahl, die sich hinter dem beschriebenen Zusammenhang verbirgt heißt ROTI: return on time invested.
Eine gute Möglichkeit für den Anfang ist es, sich zu informieren. Ich würde dazu nicht weniger als 1 Jahr empfehlen. Insbesondere für Trading-Interessierte möchte ich noch auf eine allgemeine Weisheit hinweisen: „Hin und her macht Taschen leer.“ Jeder Trade kostet Geld, das, damit ihr am Ende Gewinn macht, ebenfalls verdient werden muss. Ein Trade, der z.B. 10 EUR kostet, entspricht bei einem Ordervolumen von 100 EUR 10% des Trades. Ihr müsst also nur, um die Ordergebühr wieder hereinzubekommen, 10% Gewinn machen. Genau genommen 20%, denn die Verkaufsorder kostet noch einmal 10 EUR. Eine Ausnahme bilden manche Wertpapiersparpläne. Aber auch hierbei kann man viel richtig bzw. falsch machen.
Ich habe mit den folgenden drei Büchern begonnen und kann sie gut empfehlen:
- Intelligent Investieren: Der Bestseller über die richtige Anlagestrategie
- Unternehmensbewertung & Kennzahlenanalyse: Praxisnahe Einführung mit zahlreichen Fallbeispielen börsennotierter Unternehmen
- Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs: Wie Privatanleger das Spiel gegen die Finanzbranche gewinnen