Zu einem unabhängigen Lebensstil gehört zu aller erst eine gute Gesundheit. Diese wiederum kann durch eine gesunde Ernährung beeinflusst werden. Hier habe ich bereits über Bohnen geschrieben. Hier nun ein Artikel über meine Lieblingsgemüse-Sorte: Kohl – und warum das so ist. In diesem ersten Teil erzähle ich etwas über die Geschichte des Kohls und begründen, warum man Kohl – am besten täglich – essen sollte. Morgen geht es dann detailliert um die praktische Umsetzung.
Kohl – ein geschichtsträchtiges Gemüse
Obgleich heute kulinarisch relativ unbeliebt, ist Kohl die Gemüsesorte, die wahrscheinlich am längsten von Menschen kultiviert wird. Seit mindestens 6.000 Jahren wird Kohl angebaut und er wird bereits in der Literatur der Antike und des Mittelalters erwähnt. Es finden sich Referenzen in der Ilias (z.B. werden Lykurgos Tränen zu Kohlköpfen) wie auch im Mittelalter: Im ersten Buch des Romanzyklus Gargantua und Pantagruel aus dem Jahr 1532 schreibt Rabelais: “Oh drei- und viermal so glücklich sind diejeningen, die Kohl anpflanzen”. Diese und auch weitere Erwaehnungen zeigen die wichtige Bedeutung des Gemüses an. Dass Kohl nicht nur literarisch ernstgenommen wurde, zeigt sich durch die rege Zuchtarbeit an der Kohlpflanze. Kohl gehört zu den Kreuzblütlern und gleichzeitig sind alle Kohlsorten nicht etwa unterschiedliche Arten, sondern Varianten nur einer einzigen Pflanze: dem wilden Kohl (lat. Brassica oleracea). So unterschiedlich Kohlrabi, Blumenkohl, Brokkoli, Wirsing, Weiß-, Rosen-, Blatt-, Grün-, Chinakohl und Rotkohl erscheinen mögen: sie sind alle ein und dieselbe Pflanzenart. Vermutlich sind Blatt- und Kopfkohl die ältesten Kohlsorten, sie werden bereits von Theophrastes, dem Vater der Botanik (372-287 v. Chr) erwähnt. Brokkoli stammt vermutlich aus dem antiken Griechenland und/oder Italien. Blumenkohl, der wahrscheinlich vom Brokkoli abstammt, entstand wahrscheinlich im 12. Jahrhundert im Mittleren Osten. Rosenkohl, den die meisten Menschen aufgrund seines leicht bitteren Geschmacks ablehnen – was bedauerlich ist, denn er ist außerordentlich gesund, aufgrund der Vielzahl kleiner Köpfe an der Pflanze ist seine krebshemmende Potenz hoch – tauchte im 13. Jahrhundert auf, wird aber erst seit Beginn des 17. Jahrhunderts im Norden Europas bei Brüssel angebaut.
Schon in der Antike wurde Kohl für seine gesundheitliche Wirkung geehrt. So wurde er etwa bei Durchfall, Ruhr und Gicht verordnet. Pythagoras (der Philosoph und Mathematiker), Hippokrates (der Begründer der Medizin als Wissenschaft), Diogenes (der Kyniker) und Cato (der römische Staatsmann verehrten Kohl als unverzichtbaren Bestandteil einer gesunden Ernährung und als Heilmittel. Ich kann mich dem nur anschließen!
Kohl heute – gesundheitlich nach wie vor hochaktuell
Zunehmend – insbesondere in Bezug auf Brokkoli – kehrt dieses Wissen wieder zurück. Zur Praxis kann ich nichts sagen, aber dieser Artikel darf durchaus als Anregung aufgefasst werden, den eigenen Kohlkonsum zu erhöhen – und ihn sofern möglich täglich zu euch zu nehmen.
Kohl – insbesondere Brokkoli – nimmt einer in obst- und gemüsereichen Ernährung, die auf die Erhaltung der Gesundheit ausgerichtetet ist, den ersten Platz ein. Der Gehalt an Polyphenolen, Indolen und Isothiocyanaten – besonders hervorzuheben ist das Sulforaphan, bewirkt beispielsweise bei einem regelmäßigem Konsum (4x und häufiger pro Woche) eine Halbierung des Brustkrebs- sowie eine bedeutende Reduktion diverser anderer Krebssorten: darunter Blut-, Magen-, Darm-, Lungen-, Gehirn-, Nieren- und Prostatakrebs. Außer gegen Krebs wirken Sulforaphan und weitere Stoffe in Kohl aber auch aktiv gegen Krankheitskeime, Umweltgifte, sie schützen das Gehirn, die Augen, vermindern die Wirkung von Allergien und helfen Diabetes Typ 2 zu kontrollieren. Kohl war und ist ein Universalnahrungsmittel.
Sulforaphan, PEITC und I3C – drei potente Substanzen aus Kohl, die eine nähere Betrachtung wert sind.
Sulforaphan löst in Krebszellen den Zellselbstmord aus, es verbessert die Leberfunktion, tötet H. phylori, ein Bakterium, das mit Magenübersäuerung und Magenkrebs in Verbindung gebracht wird und verbessert die Immunfunktion. Tatsächlich aktiviert gegessener Kohl im Darm eine Immunreaktion, was die Vermutung nahelegt, dass sich der menschliche Körper in Wechselwirkung mit Kohl bzw. Kreuzblütlern entwickelt haben könnte: essen wir Kohl, wird das Immunsystem aktiviert und kann uns so vor im gerade verspeisten Essen potenziell vorhandenen Pathogenen besser schützen. Gleichwohl Sulforaphan meist als einziges Molekül erwähnt wird, ist das längst nicht alles, was Brokkoli oder auch andere Kohlsorten zu bieten haben: Phenetylisothiocyanat (PEITC) hat ebenfalls krebshemmende Eigenschaften. Es gibt Hinweise, dass sowohl PEITC, als auch Sulforaphan nicht nur Krebs in der Entstehung hemmt, sondern auch bereits aktiven Krebs bekämpfen hilft und die Bildung von Metastasen (Töchtergeschwülsten) unterdrückt. Beispielsweise reduziert es die Wahrscheinlichkeit, an Krebs durch bestimmte Toxine aus Zigarettenrauch zu erkranken, was jedoch mehr als Beweis für die PEITC-Potenz und weniger als Ausrede zum Rauchen dienen soll. Ein weiteres Isothiocyanat, das in Kohl enthalten ist, ist Indole-3-Carbinol (I3C). I3C kann sowohl helfen, die Bildung hormonabhängiger Krebszellen zu verhindern, als auch die alters- oder lebensstilbedingte Umwandlung des Testosterons in Östradiol hemmen. Es beeinflusst damit den Hormonstoffwechsel bei Männern, aber auch bei Frauen positiv (es klingt zwar kontraintuitiv, aber auch Frauen brauchen Testosteron).
Vorausschau auf Teil 2 und ein erster Praxis-Tipp
Wichtig ist nun die Menge und Darreichungsform. Wie bei vielen gesundheitsförderlichen Substanzen in frischen Lebensmitteln, wird auch Kohl von der Art der Zubereitung (hier: kochen) beeinträchtigt. Aber es gibt Tricks. Darum wird es morgen gehen: wer es nicht abwarten kann: Kauft euch einen Brokkoli und einen Kohlrabi – bereitet den Brokkoli zu wie ihr wollt und esst Kohlrabi frisch dazu. Mehr dazu morgen!
Hier geht es zu „Unser täglich Kohl – Teil 2„.