Ich bin in den letzten Tagen häufig nach meinen Neujahrsvorsätze für 2012 gefragt worden.
An sich halte ich nicht allzu viel von Neujahresvorsätzen – sollte man eine Veränderung für notwendig halten, so sollte man diese nicht von einem bestimmten Datum (z.B. Neujahr) abhängig machen.
Ich sehe aber noch weitere Probleme bei Neujahresvorsätzen.
Zunächst neigen viele dazu zu unspezifisch zu sein: ‘weniger rauchen’, ‘mehr Sport treiben’, ‘weniger Geld ausgeben’, ‘abnehmen’, ‘mehr lesen’, ‘mehr mit Freunden machen’ sind typischen Beispiele. Es fehlt die Klarheit.
Besser man nimmt sich konkrete Ziele vor.
Konkrete Ziele sind z.B: ‘Ich höre auf zu rauchen’, ‘Ich werde 2x pro Woche laufen’, ‘Ich möchte weniger Geld für X ausgeben (wobei X={unterwegs Essen, Benzin, …} heißen kann)’, ‘Ich möchte X Kilo bis zum Datum Y abnehmen’, ‘Ich möchte dieses Buch in zwei Monaten lesen’, ‘Ich möchte mich einmal im Monat mit Freunden treffen’.
Gerade die Fixierung auf den Neujahrestag kann jedoch auch zu einer Überforderung führen. Es ist meiner Meinung nach nicht ratsam alles gleichzeitig zu machen. Man sollte sich fokussieren, sonst ändert man am Ende gar nichts.
Andererseit sind bestimmte Veränderungen leichter gleichzeitig zu bewältigen: Wenn man z.B. aufhört zu Rauchen, dann spart man Geld. Der eventuell entstehenden Nervosität durch Entzugserscheinungen kann man mit moderatem Sport begegnen.
Dennoch: hat man z.B. das eben beschrieben Vorhaben, dann sollte man nun nicht unbedingt sofort noch mehr Vorsätze (z.B. Vegetarier werden oder aus dem Sport gleich einen Marathon machen) angehen – es sei den man ist sehr diszipliniert.
Wichtig ist auch die Dosis der Umsetzung: meiner Meinung gibt es Vorsätze, die sollte man schlagartig umsetzen (Rauchen, Geldausgeben, Sport (allgemein)). Bei anderen ist behutsameres Vorgehen wichtig (Ernährungsumstellung, nur eine bestimmte sportliche Belastung, z.B. Laufen)
Es hilft nichts jeden Tag eine Zigarette weniger zu rauchen oder jeden Tag 1-2 Euro zu sparen. Ja, doch es hilft, aber der Erfolg wird nicht schnell genug sichtbar, als dass man davon (langfristig) motiviert werden würde.
Man sollte sofort aufhören zu rauchen und man sollte sofort weniger Geld ausgeben. Nur dann hat man eine Chance einerseits die Entzugserscheinung hinter sich zu lassen und bald positive Veränderungen zu bemerken (wie einen besseren Geruchssinn oder verbesserte Atmung) und andererseits am Ende des Monats einige hundert Euro mehr auf dem Konto zu haben.
Anders ist es z.B. bei sportlicher Betätigung. Ich denke zwar, dass man einerseit sofort 3 mal pro Woche trainieren sollte (ohne sich jedesmal mit einer Pizza zu belohnen), dann sollten es aber verschiedene sportliche Betätigungen sein. Wer nur laufen geht, der kann sich leicht demotivieren: das Herz-Kreislauf-System passt sich zwar zu Anfang meist relativ schnell an die Belastung an, die Gelenke aber nicht. Verletzt man sich dann schon beim dritten Trainingslauf von 5km, dann ist die Motivation sofort dahin und auch ein erneuter Beginn schwieriger.
Man sollte moderat aber regelmäßig trainieren. Um nicht in die Motivationsfalle der zu kleine Schritt zu geraten, kann man ja Laufen z.B. mit Krafttraining kombinieren. Auch Ernährungsumstellungen brauchen Zeit und sollten schrittweise durchgeführt werden. Sonst rebelliert der Magen und der Umstellungswille sinkt
Um sich nicht von Anfang an mit ‘das mache ich jetzt für immer so‘ (*) zu überfordern, kann man sich der Methode der monatlichen Herausforderung bedienen.
(*) Wenn man z.B. noch nie einen Monat vegetarisch gegessen hat, weiß man einfach nicht, ob das gut ist.
Statt also jetzt z.B. Vegetarier werden zu wollen, nur um dann nach ein paar Monaten abzubrechen und dann mit sich enttäuscht zu sein, kann man ja erst einmal klein anfangen und einfach einen Monat vegetarisch essen.
Weitere mögliche monatliche Herausforderungen sind:
Ein Monat
- keinen Alkohl
- keine Süßigkeiten
- alle Wegstrecken unter 3km mit dem Fahrrad fahren (außer große Einkäufe)
- nur kalt duschen
- jede Tag meditieren/beten
- X Liegestütze, Y Sit-Ups, Z Kniebeugen pro Tag
- Jeden Tag x Stücke Obst und/oder x Portionen Gemüse
- Jeden Tag 5 Euro in ein Sparschwein und dann spenden / auf ein Sparkonto legen
- Tagebuch schreiben (im Ernst: zur Reflektion und Ideenfindung sehr gutes Werkzeug!)
- Jeden Tag eine Aufmerksamkeit für unsere/unseren Liebste/n
- Jeden Tag frühstücken
- Kaffee statt Tee bzw. Kaffee nur selbst machen.
- Jede Tag x Seiten lesen (hier sollte man eventuell sehen, dass man sich mit zu schweren Texte nicht zu viel vornimmt, also ggf. eine Untergrenze festlegen, die realistisch ist oder das Vorhaben modifzieren – jeden 2. Tag x Seiten lesen)
- …
Meine Ziele für dieses Jahr sind es den neuen Garten produktiv anzulegen, dort einen Ofen zu bauen und einen ersten Permakultur-Einführungskurs zu halten und einige Bücher zu lesen (Manche Bücher, die ich letztes Jahr gelese habe, werde ich noch vorstellen).
Weitere Vorhaben sind: Nichtraucher bleiben, wieder das Sommerhalbjahr kalt zu duschen, neben meinem Fahrradpensum 2x pro Woche Kung Fu zu trainieren, und weitere interessante Blog-Artikel zu schreiben 🙂
Ich wünsche ein frohes und erfolgreiches Jahr 2012!
Update
Antanriel hat mir eine Liste mit weiteren Monthly Challenge Assignments geschickt, an der ich euch teillassen möchte. Auch sind mir noch weitere Möglichkeiten eingefallen:
Negative/Unterlassungs- Challengens: Einen Monat …
- kein Fleisch
- kein motorisiertes Transportmittel
- keine Internetbenutzung (zuhause)
- nicht fluchen
- kein Handy benutzen
- keinen Kühlschrank verwenden
- kein elektrisches Licht verwenden
- nicht Facebook, Twitter (oder sonstigen social Kram im Internet) benutzen
- kein Fernsehen
- tagsüber nichts essen (Warrior-Diät)
Positive/Aktive Challenges In einem Monat …
- überzeuge 10 Personen (ich würde schon eine klasse finden…) Ökostrom zu beziehen
- entfache ein Feuer ohne Streichhölzer oder Feuerzeug
- mache fünf Personen ein Geschenk ohne dazu Geld zu verwenden
- Wasche wäsche ohne eine Waschmaschine zu verwenden
- Bafuß gehen
- Jedes Wochenende japanisch kochen
- Jedes mal eine andere Wegroute zu einem Ziel nehmen
- Mehr Photos machen
- Stricken lernen (ich würde eher mit Knopf annähen starte…)
- eine oder auch 10 Tage fasten
Atanriel merkt überdies an, dass die „negativen“ Challenges in seinen Augen leichter zu erreichen sind als die „positiven“.
4 Kommentare
Na dann hör erstmal auf mit Rauchen 😉
Ich hab beides. Meine guten Vorsätze sind: mehr kauen beim Essen. Also bewusster Essen. Das geht schwer. Ich hab anfangs versucht zu sagen: Ich kaue alles 30 mal. Aber manches geht schneller weg, anderes eben nicht. Da ist es schwer präzise zu sein.
Meine Monatsaufgabe ist jeden Tag meditieren (Jeden Tag eine Stunde ist mir zu hart).
Ich kann dir ja mal meine Monthly Challenge Liste schicken, da stehen auch noch ein paar gute Dinger drinnen.
Klar, schicke sie doch gerne rum oder schreibe gerne ein Guest Posting.
Mir sind auch noch ein paar Sachen eingefallen:
– Kein Fernsehen gucken
– Facebook/Twitter (oder sonstigen Kram im Internet) lassen
– ohne Handy
– 3xGemüse 2x Obst am Tag
P.S.: Ich rauche bereits über 100 Tage nicht mehr und habe auch davor nicht viel geraucht (wäre mit Sport und Budget kaum vereinbar) – mit Ausnahme der Periode, in der ich meine Abschlußarbeit geschrieben habe – weia, eine schlimme Zeit!
[…] der etwas mit schweren Problemen auf Tuchfühlung gehen will, dem seien die die monatlichen Herausforderungen ans Herz gelegt. Ansonsten kann ich nur ermutigen sich auch im praktischen Alltag immer wieder dem […]
[…] Das unbehagliche Wissen darüber, dass wir sterblich sind, dass unsere Lebenszeit begrenzt ist, schieben wir an den Rand des Bewussten und meinen davon nicht beeinflusst zu werden. Dennoch werden wir davon maßgeblich bestimmt. Da uns ein Glaube oder ein spirituelles Lebensziel-Konzept fehlt und die meisten Menschen auch mehr Zeit der Auswahl der nächsten Pauschalreise zu widmen scheinen, als der Frage, was sie in ihrem Leben eigentlich wollen, gehen wir auf Erlebnis-Jagd. Wir versuchen soviel wie möglich zu erleben – und wenn wir das aufgrund unserer alltäglichen Eingebundenheit nicht schaffen, dann kaufen wir stellvertretend etwas. Wir stellen uns keinen schweren Problemen und Herausforderungen. […]