Auf dem Workshop “Gutes Leben mit leichtem Rucksack, geht das?” des Sprengelkonvents wurden verschiedene Themen für die Diskussion gesammelt. Da wir nicht zu allen Punkte kamen, möchte ich mit dieser Reihe Artikel zu jedem noch ein paar Sätze schreiben und passende Leseemfpehlungen geben.
Urban Gardening und die Faszination handfester Handwerke.
Dieser Wunsch wird offenbar in immer mehr Menschen wach. Der ungebrochene urban gardening Trend spricht Bände. Gerade hat Mitte September schon wieder eine Gartenralley durch verschiedene Gärten Hamburgs stattgefunden – diesmal unterstützt durch Mitarbeiter des Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. und der Humboldt-Universität zu Berlin (HUB) in Berlin. Ebenso der Trend das immer mehr “Schreibtischtäter” sich nach und nach ein zweites Standbein mit einer “handfesteren” Tätigkeit aufbauen mögen. Erst jüngst – als ich und Maik ein weiteres Bienenvolk für unser Gartenprojekt bekamen- trafen wir auf einen Bänker, der schon seit vielen Jahren imkert und zudem als Imkerpate (=er unterstützt in seiner Freizeit aktiv Jungimker und solche, die es werden mögen) tätig ist und nun schon seit einiger Zeit von einer Berufsimkerei mit 300 Bienenvölkern träumt.
Naturkontakt und dessen Freuden: Spaziergänge und Wildgemüse.
Wer den Drang hat mit der Natur in Kontakt zu treten, der solle dies ruhig in der ihm/ihr gemäßen Art und Weise tun: Niemand muss, jeder kann Gärtnern. Wem ein Garten zuviel ist kann immer noch Spazierengehen oder außerhalb der Stadt – vielleicht sogar im Wald – eine Radtour machen. Solche Zeit ist in meinen Augen nie verschwendet, sondern investiert. Die dort gewonnene Rekreation und Rückverbindung, die ich dort erlebe macht den „Zeitverlust“ allemal wett. Ich denke nicht, dass der Wunsch nach Kontakt mit der Natur durch lesen darüber erfüllt werden kann: man muss in die Natur gehen, in ihr sein, sie beobachten oder mit ihr arbeiten. Ein Pflanzenbestimmungsbuch zur Hand (besonders empfehlen kann ich: Grundkurs Pflanzenbestimmung: Eine Praxisanleitung für Anfänger und Fortgeschrittene) kann bei Naturerkundungen sehr hilfreich sein und Freude machen: besonders zufrieden macht es mich, wenn ich beispielsweise durch einen Wald oder an einem Knick vorbeilaufe und die Pflanzen erkenne und mich an Pflanzennamen erinnern kann, wenn ich an ihnen vorübergehe oder sie sammele. Die Krönung des Naturbegehung ist es – meiner Meinung nach – nämlich essbare Wildpflanzen zu erkennen und für – entweder als Ergänzung – oder ganz als Salat mit nach Hause zu nehmen. Das ist nicht nur lecker, sondern auch sehr gesund, da z.B. Brennnesseln 600 mg Calcium pro 100g enthalten – wesentlich mehr als Spinat (~ 150mg) Lauch (~100mg), Brokkoli (~75mg) oder Karotten (~<50mg). Auch der Proteingehalt liegt bei Brennnessel mit 6 Gramm pro 100 Gramm höher als Spinat (~2 Gramm) Lauch (~1 Gramm), Brokkoli (~3 Gramm) oder Karotten (weniger als 1 Gramm) – alles pro 100 Gramm. Quelle: How to Grow Perennial Vegetables – ein sehr, sehr lesenswertes Buch über mehrjährige Gemüsesorten, dass auch einige Wildgemüse umfasst. Wenn das Thema interessiert, der informiere sich doch eventuell in puncto Wildgemüse-Wanderungen – z.B. bei der eigenen lokalen Volkshochschule. Für wenig Geld, werden dort häufig interessante Spaziergänge mit kulinarischem Pfiff angeboten. TJ und ich habe eine entsprechende Tour dieses Jahr bei Lammas in Wales gemacht.
Natur im eigenen Garten.
Wer einen Garten hat oder haben möchte, der/die muss Zeitbudget und Wunschvorstellung unter einen Hut bringen lernen, damit kein Frust entsteht – dann ist der Kontakt zur Natur immer gewinnbringend. Mir bietet unser Garten reichlich Möglichkeit mit der Natur gewinnbringend in Kontakt zu treten. In bereits „funktionierenden“ Teilen des Gartens ist nur wenig Arbeit zu tun. In diesen Teilen des Gartens ist tatsächlich lazy gardening Programm. Anderen Teilen des Gartens – wie etwa im vorderen Teil, den wir – wie im Bild des letzten Artikels zu sehen war – nahe am Eingang jüngst mit Blumen und Büchern bepflanzt haben erfordert immer noch viel Arbeit. Hier fällt es mir von Zeit zu Zeit weniger leicht einen Kompromiss zwischen meiner Vorstellungen wie der Garten dort aussehen soll und dem, was in der verfügbaren Zeit zu schaffen ist zu finden. An dieser Stelle hilft es lieber die Natur selbst machen zu lassen. Das erfordert aber etwas Wildnis-Toleranz über die einer von uns (Hermann) bereits einmal in DIE ZEIT geschrieben hat: Experimente im Gemeinschaftsgarten. Wer in Kürze über Dinge lesen mag, die er in seinem Garten machen könnte, dem lege ich: Permakultur praktisch. Schritte zum Aufbau einer sich selbst erhaltenden Welt oder Gärtnern im Biotop mit Mensch: Das praktische Biogarten-Handbuch für ein zukunftsfähiges Leben empfehlen, über das Hermann und ich bereits an anderem Orte geschrieben haben.
Ich wünsche viel Spaß in und mit der Natur und freue mich, sofern ihr dazu eure Erfahrungen hier mitteilen wollt!