Für mein Lebensstilkonzept spielen Tauschen und das Engagement in regionalökonomischen Zusammenhängen ein wichtige Rolle. Der Entsorgungsdienst für Abfälle des Kreis Pinnebergs betreibt ein Tausch und Verschenkeportal. Meine letzten Erwerbungen von dort sind eine Personenwaage, eine Kinderrutsche und ein Hasenstall gewesen – Gesamtkosten 12 Euro in Form einer Kiste Cola.
Kurz vor diesen zwei Dingen sind wir über die Kleinanzeigen von EBay auf eine Gartenausflösung aufmerksam geworden aus der wir Hortensien, Flox, Schmetterlingsbäume, Rosen, Astern, Funkien, Azaleen, Rittersporn, Feldsteine und eine große Zahl zum Teil noch sehr guten Werkzeugs bekommen haben – darunter eine uns noch fehlende Spaltaxt. Das Ergebnis ist im unteren Bild zu sehen.
Auch in unserem Garten selbst gibt es bereits eine kleine Regionalökonomie – wir tauschen z.B. Zucchini, Kürbisse oder Tomaten und Salat und auch Saatgut, Marmeladen, Chutney, Holundersirup, Fruchtweine und Honig untereinander aus. Durch den engeren Kontakt, in dem wir nun zueinander stehen, entsteht auch langsam Achtsamkeit demgegenüber, was die anderen benötigen. So informieren wir uns nun auch über andere Gelegenheiten außerhalb unserer kleinen Ökonomie. In puncto Lokalproduktion freue ich mich schon sehr auf das nächste Jahr, wenn wir mit der Kaninchenzucht und vielleicht auch Hühnern beginnen. Da wir auch von Anfang an im nächsten Jahres über all’ die Beete verfügen werden, die wir dieses Jahr erst im Verlaufe der Anbausaison hergerichtet haben, wird auch unser Pflanzenertrag im nächsten Jahr mit Sicherheit höher ausfallen.
Im Garten, aber auch mit anderen dort nicht Involvierten bestellen wir mehrmals im Jahr länger haltbare Lebensmittel im Bio-Großhandel in Großpackungen und teilen auf. 1-2 Mal im Jahr bestellen wir gemeinschaftlich Tee bei der Teekampagne. Mittlerweile haben wir in unserem weiterem Bekanntenkreis auch Personen mit Kontakt zu Bauhöfen oder zum Bühnebau: dort fallen gelegentlich interessante (Bau-)Materialien an.
Neben den Tauschaktivitäten im Garten und im Internet gibt es zumindest in Hamburg auch noch den Umsonstladen des Arbeitskreises Lokale Ökonomie – AK LÖk. Dort haben wir sowohl schon Sachen abgegeben, als auch Dinge bekommen: von dort haben wir noch immer einen Filterhalter für Kaffee. Abgegben hatten wir dort Tassen und Töpfe. In Zusammenarbeit mit einer weiteren Initiative und einer Stiftung haben wir jüngst ein Liegelastenrad gebaut – wir haben jetzt nicht nur so ein Radle zur Verfügung, sondern haben jetzt auch schon erste Erfahrungen im Bau damit gesammelt. Im Jahr davor hatten wir in einer Gemeinschaftswerkstatt aus Holz, dass wir über eine Tischlerei bestellt haben Bienenkisten gebaut … die Liste ließe sich noch fortführen.
Für Wohnhäuser sind immer insbesondere Tausch- bzw. Verschenke-Ecken interessant. Wir haben in der Vergangenheit dort bspw. Sektgläser, Vasen, Besteck und eine Brotbackmaschine bekommen, die wir bis heute noch verwenden.
In größeren Regionalökonomien lohnt sich ggf. die Einrichtung einer Regionalen Währung. Unter einer Regionalwährung kann man sich im Wesentlichen ein Punkte- oder Gutscheinsystem vorstellen. Es gibt Währungen, die entweder durch Euro, Zeit oder noch ganz anderes gedeckt sind. Den Wert von Komplemtärwährungen als Mittel zur Kundenbindung haben schon viele entdeckt – und ich meine hiermit gar nicht den Kiemgauer, sondern Tankpunkte, Stempelkarten oder Bonuskarten von Supermärkten, Kaffeeketten. Auch „Meilen“ sind nichts weiter als eine Komplementärwährung, die nur für das Produkt Flüge bei einem bestimmten Airline-Verband eingesetzt werden kann. Das sollte zeigen, dass dem Konzept einer Regionalwährung im Grunde rein gar nichts neues oder verrucht-revolutionäres anhaften muss. Eine Regionalwährung ist eine Komplementärwährung, die z.B. per Vereinbarung von allerlei Läden in einem Ort oder in einer Region angenommen werden. Da nur die Läden in diesem Ort die Währung akzeptieren können die Ladenbetreiber sicher davon ausgehen, dass die Währung auch bei ihnen und nicht etwa in anderen Orten ausgegeben wird. Das Geld bleibt somit in der Region. Diesen Effekt nutzen mittlerweile schon viele Regionen für sich. Es gibt ganz unterschiedliche Varianten, manche mit, mache ohne Zins (bzw. Umlaufdeckung durch Wertverfall). Ich bin da alles andere als Profi und unsere kleine Regionalökonomie erfordert auch keine Regionalwährung. Wen diese Thema und das Thema Lokalökonomie und Regionalentwiclung näher interessiert, der schaue doch einmal auf Norbert Rosts Webseite/Blog “Regionalentwicklung.de” vorbei. Ich persönlich glaube, dass die Freeconomy – ein Begriff von Mark Boyle, der seit 2009 ohne Geld im Vereinten Königreich nahe Bristol lebt – größer ist, als wir meinen. Sein Buch „Der Mann ohne Geld: Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung“ fand ich sehr lesenswert.