Eine Definition besagt, dass ein nachhaltiges System mehr Nutzen produziert als für seine Entstehung, Erhaltung über die gesamte Lebensdauer und seinen Wiederabbau benötigt wird. Demnach kann z.B. der in einem Wald entstehende Überschuss an Holz von Menschen z.B. zum Bau von Häusern oder als Feuerholz verwendet werden.
Auf die Lage der Einzelperson übertragen, bedeutet das, dass die finanziellen und materiellen Aufwendungen für die Produktion, die Instandhaltung und Entsorgung aller durch sie benutzten Güter dauerhaft nicht ihre Kapazität Dinge zu erwerben und herzustellen überschreiten darf. Wer nicht am Klimawandel zweifelt, kann dieses Prinzip auch auf die Erde als Ganzes übertrage: wir sollte nicht mehr CO2 in die Atmosphäre eintragen, als sie vertragen kann. Konsequenterweise müsste das bedeuten, dass die meisten in diesem Land weniger fossile Ressourcen verbrauchen müssten: z.B. kein Auto fahren! Ich gehöre allerdings auch nicht zu den Weltuntergangsbeschwörern. Derer gibt es zu meinem Leide in Permakultur-Kreise auch nicht Wenige. Immer und immer wieder hört man sich die traurige Geschichte der Osterinseln und das Publikum nickt im Takt der Stimme des Vortragenden, wenn der den Untergang der Osterinseln-Zivilisation aufgrund der kollektiven Umweltzerstörung verkündet, mit einen Schönheitsfehler: die Geschichte ist einfach nicht wahr!. 1.000 mal erzählt und immer noch falsch. Es ist ein Irrtum, dass die Kultur der Osterinseln einem ökologischen Selbstmord zum Opfer fiel, auch wenn Jared Diamond das in „Kollaps“ noch sooft wiederholt und beschwört. Tatsächlich waren es – wieder einmal – die Kontakte mit Fremden – wieder einmal den Europäern – die durch ihren Besuch Krankheiten und ihre Kultur mitbrachten, die die Osterinseln erst ab dem Jahr 1971 weitgehend entvölkerten. Die Forschungsarbeiten der Archäologen Terry Hunt und Carl Lipo legen die eben dargelegte Erklärung ausführlich in ihrem Buch The Statues that Walked: Unraveling the Mystery of Easter Island dar. Weitere Artikel zum Thema findet ihr hier und hier. Und schon bin ich weit abgeschweift..
Minimalistisch zu Leben heißt für mich: mit geringem Aufwand nachhaltig mehr Nutzen zu gewinnen. Wie ich in diesem Artikel ausführlicher beschreibe, ist es z.B. nützlicher ein haltbareres und teures Paar Schuhe zu kaufen und dies von Zeit zur Zeit neu besohlen zu lassen, als jedes Jahr – oder gar noch häufiger – neue Schuhe zu kaufen.
In meinem Garten bemühe ich mich ebenfalls nicht jedes Jahr weniger auszugeben, als einzunehmen. Das ist allerdings lange schwieriger gewesen, als ich ursprünglich dachte.
Um Systeme nachhaltig zu gestalten bietet die Permakultur Prinzipien an. Beispiele sind:
1) Kleine und langsame Lösungen (statt schnellen und großen).
2) Optimieren statt maximieren.
3) Jedes Element sollte mehrere Funktionen erfüllen (so wenig Spezialistentum wie nötig uns so viel Generalismus wie möglich)
4) Und jede Funktion, sollte durch mehrere Elemente zur Verfügung gestellt werden. D.h. wir wollten möglichst mi Redundanzen und. Diversität arbeiten (statt der Abhängigkeit von einer Komponente: z.B. einer Einkommensquelle).
5) Kein Abfall produzieren.
Auf die persönlichen Finanzen angewandt, könnte man diese fünf ausgewählten Prinzipien z.B. folgendermaßen interpretieren:
1) Kleine und langsame Lösungen
Statt etwas sofort zu kaufen, sollte man sich etwas Muße gönnen und überlegen, ob man genau das wirklich braucht und wenn man davon überzeugt ist, sehen, ob man nicht günstiger ans Ziel kommt.
Der aktive Handel mit bestimmten Aktien bietet aussichtsreiche Renditen, aber ggf. auch hohe Risiken. Das gilt insbesondere für Hebelprodukte oder auch Daytrading, bei dem man mit hoher Frequenz handelt und mit den Kursschwankungen innerhalb eines Tages Geld zu verdienen versucht. Wer z.B. in Indexfonds oder sogar in festverzinsliche Papiere investiert geht sicherer.
2) Optimieren statt maximieren.
Ich betrachte z.B. 1.000 Euro weniger 1.000 Euro, sondern als das Potential 30-40 Euro pro Jahr zu verdienen (3 bzw. 4%-Rendite). Ich etwa finanziere mir mit den Zinsen auf 1.000 Euro meinen Jahresbedarf an Tee.
Ich esse gerne Grünkohl und Kartoffeln. Würde ich nun nur Grünkohl und Kartoffeln in meinem Gemüsebeet pflanzen, so wäre der Boden schnell erschöpft. Stattdessen pflanze ich Bohnen und andere Stickstoff-Fixierer dazwischen. Damit optimiere ich nicht nur die Pflanzenfunktion ohne sie durch gekauften Dünger zu maximieren, sondern ich optimiere auch die Diversität auf meinem Teller. Und was ich zu Bohnen zu sagen habe, habe ich bereits hier dargelegt.
3) Erfüllung mehrerer Funktionen.
Radfahren ist günstiger als Auto- oder Bahnfahren. Das Training durch das Radfahren fördert die Gesundheit und fördert die gute Laune.
Ein Glasanbau an einem Haus wirkt als Wärmepuffer: im Winter muss weniger geheizt werden und im Sommer ist es länger kühl. Dort können somit auch über eine längere Zeitdauer z.B. Salat und Gewürze gezogen werden, die auch bei Regenwetter gepflegt und geerntet werden können. Bei Regenwetter steht dort auch ein geschützter Raum „in der Natur“ zur Verfügung.
4) Mit Redundanzen bzw. Diversität arbeiten.
Es ist nicht gut alles auf eine Karte zu setzen. Ein Beispiel wäre neben der regulären Steckdose noch Solarzellen auf dem Dach und ein Gartenwindrad zu haben, mit dem man Akkus lädt, die zur Not einige Tage Elektrizität liefern. Um meine Heizungsrechnung niedrig zu halten, kann man verschiedene Dinge kaufen, man kann sein Verhalten ändern und seine Toleranz erhöhen.
Gut ist es auch, wenn die persönlichen Einnahmen nicht nur von einem Einkommensstrom bestimmt werden. Es ist zwar nicht unbedingt möglich oder nicht für jeden wünschenswert mehrere Berufe auszuüben. Zusätzliches Einkommen muss jedoch nicht allein als zusätzliche Einnahmen verstanden werden. Abhängigkeit lässt sich auch reduzieren, indem man Leute kennt, die etwas können bzw. man selbst etwas (z.B. reparieren) kann – und man so nicht in allem von immer von kommerziellen Anbietern abhängig ist.
5) Keinen Abfall produzieren.
Darunter verstehe ich nicht so sehr das, was wir auch in den Papierkorb werfen. Vielmehr klagen nicht wenige darüber, dass ihre Wohnungen/Häuser so voll seien. Das liegt meiner Meinung nach jedoch selten daran, dass der Platz effektiv zu wenig ist: es liegt daran, dass man zuviel ungenutzte und damit eigentlich überflüssige Sachen besitzt. Diese sind nicht unbedingt Abfall, sondern ggf. noch etwas wert und könnten etwa gewinnbringend verkauft oder wieder verwendet werden. (Das wäre auch wieder ein Beispiel für 3) Erfüllung mehrerer Funktionen).
Die Permakultur eröffnet u.a. durch ihre Prinzipien Sichtachsen auf beliebige Lebensbereiche und deren Gestaltung. Für mich bietet sie damit einen Denkrahmen, mit dem spielerisch Geld, Ressourcen und Nerven gespart werden können.
Wen das Thema interessiert: Es kursieren einige hilfreiche Bücher auf dem Markt, die meiste aber auf Englisch, außerdem liegt der Fokus auf Garten- und Landschaftsgestaltung. Besonders empfehlenswert ist Gärtnern im Biotop mit Mensch: Das praktische Permakultur-und Biogarten-Handbuch für zukunftsfähiges Leben von Gerde und Edouard Kleber. Allgemeiner und umfassender geht Bill Mollison das Thema in seinem Handbuch der Permakultur-Gestaltung an. Weniger ausführlich, aber auch empfehlenswert und deutlich bezahlbarer ist Bill Mollisons: Permakultur konkret. Entwürfe für eine ökologische Zukunft. Ich habe sie alle drei (das Handbuch allerdings auf Englisch) und sie haben alle ihren Wert.
1 Kommentar
Hallo,
Mein persönlicher Favorit sind die langsamen und kleinen Lösungen. Bei allen möglichen Themen „wissen“ so viele Leute, wie es ginge, wenn sie König von Deutschland wären, ob zum Thema „Klimawandel“, „Flüchtlinge“ oder was auch immer. Sympathisch sind mir hingegen die Menschen, die sich einfach auf den Weg machen, eigene Ideen haben und (dies der Lackmustest!) Energie und Zeit für ihre Ideen opfern.