Was ist Holistic Management?
Holistic Management könnte man auf Deutsch mit dem Begriff “Ganzheitliches Management” übersetzen. Es wurde in den 1960er Jahren vom Biologen Allan Savory in Zimbabwe entwickelt. Ursprünglich beschäftigte Savory sich mit Methoden um Wüstenbildung zu verhindern. Beeinflusst von den Arbeiten Andre Voisins beobachtete er wie Landstriche versteppten, Herdentiere ihr Verhalten änderten nachdem ihre Zahlen reduziert worden sind und Menschen verarmten. Er selbst hatte keinen kleinen Beitrag dazu geleistet, empfahl er doch in einer Studie das Töten von tausenden Elefanten, was dann auch geschah. Doch Savory lernte von seinen Fehlern und fand heraus, dass nicht die Tiere das Problem, sondern die Lösung sind. Er entdeckte, dass die Savannen und andere grasdominierte Landschaften den Herdendruck, den Dung und die Bewegung der Tiere brauchten um sich zu entwickeln. Aus dieser Schlussfolgerung entwickelte er ein System, das sich von der Rotationsweide zu einem ganzheitlichen Betrachtungssystem weiterentwickelt hat. Es beinhaltet alle vier wesentlichen Ökosystemprozesse:
- den Wasserkreislauf
- den Mineralienkreislauf (der den Kohlenstoffkreislauf einschliesst)
- die Energieflüsse und
- die Dynamik der Gesellschaft (also die Beziehung zwischen Organismen und dem Ökosystem).
Holistic Management versucht nicht die Natur zu vereinfachen, sondern berücksichtigt ihre Komplexität und versucht mit den beobachteten Mustern jedes lokalen Ökosystems eine ganzheitlich nützliche Lösung für den jeweiligen Standort zu finden.
Mit der erfolgreichen Anwendung im landwirtschaftlichen Bereich hat sich HM weiterentwickelt und kann auch für andere Problemstellung wie integrierte Wasserplanung, Unternehmensplanung und sogar persönliche Entwicklung verwendet werden.
Um eine weitere Anwendung zu ermöglichen müssen die Begriffe des HM, die hauptsächlich aus der Weidewirtschaft stammen angepasst werden. Das System im Bezug auf Weidemanagement kann sehr gut in den E-büchern, die vom Savory Institut herausgegeben werden, nachgelesen werden. Besonders bekannt geworden ist Holistic Management nach Allan Savorys TED Talk (http://www.youtube.com/watch?v=vpTHi7O66pI)
Hermann und Franks holistische Planungen.
Es ist wichtig dass dieser Prozess mit allen Beteiligten im Haushalt (also eventuell auch Kindern) durchgeführt wird. Jeder soll sich an der Planung beteiligt fühlen. Natürlich wird der ganze Prozess ständig optimiert und verändert, nichts ist in Stein gemeißelt.
Der wichtigste Schritt in jedem holistischen Betrachtungsprozess ist die Definition des holistischen Ziels.
Die Erstellung des holistischen Ziels ist in mehrere Bereiche eingeteilt.
Der erste Schritt ist das Formulieren einer Zweckerklärung (Willenserklärung). Meine (Hermanns) Willenserklärung ist: “Ich will ein erfülltes, glückliches Leben führen und mit Menschen arbeiten die meine Werte teilen um damit profitabel, regenerative Ziele zu erreichen.”
Franks Willenserklärung ist: “Ich will auf dieser Welt mit Freunden, Bekannten und der Mitwelt soviel Freude und Spaß wie möglich haben – und dabei die Schönheit in der Welt vermehren”.
Holistic Management hilft uns Lebensqualitäten zu entdecken, die wir uns wünschen.
Das holistische Ziel besteht dann aus mehreren Unterpunkten.
Zuerst schreibt man auf, was Lebensqualität für einen persönlich bedeutet. Es ist unglaublich stärkend, dies einfach schwarz auf weiß (im Präsens formuliert!) verfügbar zu haben.
Beispiel wären:
“Wir sind gesund und stark.” oder “Wir haben eine positive Einstellung zum Leben.”
Also generell Dinge, die man selbst (gegebenenfalls mit Partner und/oder Kind) für erstrebenswert hält. Man kann so viele Dinge schreiben wie einem einfallen, gekürzt werden kann immer.
Danach wird betrachtet welche Ressourcen einem mit der Umsetzung des Ziels behilflich sein können. Mit Ressourcen sind hier alle nicht monetären Ressourcen gemeint. Freunde mit bestimmten Fähigkeiten, Berufen und Talenten, Sachwerte usw. Man kann das dann jeweils auf die Punkte im Lebensqualität- Absatz beziehen.
“Wir sind gesund und stark” braucht zum Beispiel: “Wir atmen saubere Luft. Wir trinken gesundes Wasser. Wir essen natürliche Lebensmittel. Wir bewegen uns und halten uns fit.”
Im letzten Teil des Holistischen Ziels schreibt man dann auf welche zukünftigen Ressourcen zur Verfügung stehen sollen, damit wir unsere Lebensqualitäten noch besser erreichen können.
Um bei demselben Beispiel zu bleiben käme hier zum Beispiel:
“Der Boden in dem unsere Nahrung wächst ist reich an Mineralien, fruchtbar und wird immer besser.” und “Das Wasser, das wir trinken kommt aus bewaldeten und sauberen Quellen.”
Und so spannt man den Bogen von den persönlichen Bedürfnis nach einem guten Leben zu der Mitwelt, die uns unterstützt.
Wenn dieses Gerüst steht, kann man jede neue Entscheidung gegen dieses Ziel testen und sehen ob die jeweilige Handlung zur Lebensqualität beiträgt oder nicht. Dazu gibt es im Holistic Management Techniken.
Über das Testen sprechen und wie es konkret lostgehen kann sprechen wir an anderem Orte.
2 Kommentare
Durch die Video Clips über holistic management fühle ich mich erinnert an unsere mühsehlige Arbeit, auf unserem sehr großen Grundstück, die Erde mit der Hand und einfachen Werkzeugen wie einer Harke, aufzurauhen, damit Gieß – und Regenwasser nicht einfach weglaufen, statt in den Boden zu infiltrieren. Bei der Größe der zu bearbeitenden Fläche kam mir die Idee, Schafe/Ziegen die Arbeit tun zu lassen; gerade so, wie Allan Savory es in einem viel größeren Rahmen mit Rinderherden tat. Nachbarn, meine Kinder, Freunde lachten mich aus. Keiner wollte mich unterstützen. Jetzt weiß ich, dass mein Gedankengang richtig war, dass ich mir aber Unterstützung von den „richtigen“ Menschen holen musste. Aber wie und wo finde ich Gleichgesinnte in einem konsumorientierten Land wie Kanada?
Hallo Sibylle,
toll, dass du das praktisch angehst!
Für Gleichgesinnte könntest du vielleicht auf https://permacultureglobal.org/projects fündig werden.
Ich hoffe du findest da oder woanders Anknüpfungspunkte!
Liebe Grüße
Frank