Bis vor Kurzem wohnten wir in einem 13-Quadratmeter-Zimmer. Gleichwohl das sehr günstig war (was mir gefällt), war es doch recht eng (was JH nicht so sehr gefiel). Jetzt wohnen wir in einer 39-Quadratmeter-Wohnung relativ zentral und zum Glück deutlich unterhalb des Kostendurchschnitts des Stadtteils – JH sei dank, die sich da richtig reingehängt hat.
Wohnen ist in meinen Augen eine funktionale Notwendigkeit. Und so notwendig sie auch ist und so gut ich nachvollziehen kann, dass man es auch etwas schön haben will, ist meine Wohnung dennoch vornehmlich ein Ort, an dem ich abends nur wenige Stunden wach verbringe: einen Teil davon schaue ich in den Kochtopf, einen anderen auf meinen Computerbildschirm und noch einen weiteren auf Buchseiten, einen weiteren Teil schaue ich JH an.
Was ich sagen will: der Teil der Zeit, an dem ich mich an der Schönheit meiner Wohnung aktiv erfreue ist nur sehr gering. Und ich wäre nicht bereit dafür das auszugeben, was in meinem sozial-ökonomischen Umfeld als “normal” gilt. Mir sind die atmosphärischen Aspekte einer schönen Wohnung bewusst (wir haben gerade frisch gestrichen), aber das hat Grenzen: so ist die Wohnung – oder gar ein das Haus – nicht etwa ein Aspekt meiner persönlichen Selbstverwirklichung. Ihr erinnert euch an den Werbespot: “Das ist mein Haus, mein Auto, meine Yacht.”
Nur unter der Prämisse, dass es sich bei der Wahl und Einrichtung der eigenen Wohnung oder des Eigenheims um einen Akt der Selbstverwirklichung handelt, ist für mich nachvollziehbar, warum regelmäßig akzeptiert wird, dass Wohnen 30% oder sogar 50%+ der Monatskosten ausmacht.
Effektiv zahle ich hier nur 15% meiner Einnahmen für die Miete – alle Kosten inklusive. Meiner Meinung nach könnte es noch weniger sein, für das Zimmer lag der Wohnkostenanteil noch bei 10% und die Monate mit JH zusammen waren es sogar nur 5%. Aber, wenn ich mich so umschaue, dann ist mein Eindruck schon, dass es eher üblich ist, mehr zu zahlen – meist deutlich mehr. Gleichwohl ich nur bestätigen kann, dass es – gerade in den Metropolen Deutschlands – nicht unbedingt leicht ist, eine günstige Wohnung zu finden, kann ich euch nur ermutigen:
- euren Platzbedarf zu reduzieren, indem ihr euren Besitz reduziert
- euch ordentlich Zeit für die Suche nach einer Wohnung nehmt
Denn, wenn ihr beim Wohnen x% spart, dann sind das bei einem Wohnkostenanteil von 30-50% ggf. schon 100 EUR oder sogar mehr pro Monat!
Ich kann euch außerdem nur ermutigen, es auszuprobieren: es ist eine deutlich größere Genugtuung einen kleinen, überschaubareren Ort zu haben, als ich dachte.
Genugtuung weil, es war nötig, sich zu verkleinern und gut zu organisieren, auch zwischenmenschlich 🙂 Aber das war und ist mir ist das lieber als deutlich mehr meines Geldes – und damit meiner Arbeits- und Lebenszeit dafür aufzuwenden, um noch mehr Sachen in einer großen Wohnung unterbringen zu können JH besser aus dem Weg gehen zu können.
Vielleicht geht/ginge es euch ja auch so! Findet es heraus!
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2 Kommentare
Ich wohne in einem Zimmer mit ca. 12 Quadratmetern und zahle dafür inkl. aller Nebenkosten (Strom, GEZ, Internet,…) 17% meines Nettogehaltes.
Davor hatte ich in der gleichen WG ein größeres Zimmer und habe dann über Monate hinweg immer mal wieder ausgemistet. Ich habe mir auch überlegt welche Möbel ich brauche und welche Bedürfnisse ich habe. So habe ich Möbel aus meinem Zimmer in den Flur verbannt, in denen ich viel Kram und Bücher verstaut hatte und stattdessen mein Bücherregal aus dem Flur in mein Zimmer gebracht. Mit dem Platz den ich gewonnen habe konnte ich einen ungeliebten Sessel ausmisten (ging an eine Familie syrischer Geflüchteter) und stattdessen ein gebrauchtes Sofa kaufen.
Lange Rede kurzer Sinn, das Ausmisten von Kram und Büchern hat es mir ermöglicht statt eines einzelnen Sessels ein Sofa in meinem Zimmer zu haben. Das Sofa bietet mir echt einen Komfortgewinn.
Und mein Zimmer sieht viel aufgeräumter und einladender aus seit der letzten großen Ausmist-Aktion. Ich freue mich jeden Tag daran!
Als ich noch alleine wohnte habe ich teilweise um die 40% meines Einkommens für die Wohnung ausgegeben. Damals lebte ich „von der Hand in den Mund“ und rutschte auch öfter mal in den Dispo. Heute will ich gar keinen Dispo auf dem Konto haben. Ich spare rund 40% meines Lohns, die ich dann großteils in ein passives ETF-Depot investiere. Und ich habe einen „Notgroschen“ von dem ich 3-4 Monate lang leben könnte. Und eine Urlaubs“kasse“ dank der ich tolle Urlaube machen kann.
Wow Julia!
Das ist ja nicht nur ein Kommentar, sondern schon ein eigener Artikel! Total cool, deine Geschichte. Danke für’s Posten.
Liebe Grüße
Frank