Für mich wurde es einmal wieder Zeit “finanziell auszumisten”.
Im Laufe der Zeit können sich Abonnements, Versicherungen, Mitgliedschaften, Anmeldungen und sonstige erteilte Einzugsermächtigungen ansammeln. Weiterhin ergeben sich ja auch immer Erhöhungen der “zweiten Miete” – den Nebenkosten – also Strom, Gas, Wasser, Heizung, Müll usw. aber auch Telefon, Internet, Handy usw.
Bei Preis- oder Gebührenerhöhung während die Verträge noch laufen gibt es meist ein Sonderkündigungsrecht.
Eine weitere wichtige Sache ist es die Nebenkostenabrechnungen generell auf Richtigkeit zu prüfen, da diese häufig (zu Ungunsten der Mieter) falsch sind. Laut dem Deutschen Mieterbund ist wohl jede zweite Nebenkostenabrechnung falsch. Sprechen Sie ggf. auch mit Nachbarn und fragen Sie, was die zahlen. Und: Jeder hat das Recht die Abrechnung und ihr Zustandekommen aus den Unterlagen des Vermieters einzusehen und ggf. zu fotografieren. Lassen Sie sich daher nicht von Ihrem Vermieter erzählen, der Hund habe die Unterlagen gefressen!
Insgesamt ist den vorgebrachten Argumenten folgend meiner Meinung nach eine regemäßige Prüfung (mindestens einmal pro Jahr, besser jedes Quartal) der Finanzen und ein Ausmisten bzw. eine Optimierung angezeigt. Etwaige Fehler sind aufzuspüren und Überflüssiges zu kündigen.
Ich mache meine finanzielle Selbstprüfung bevorzugt zur gleichen Zeit, zu der ich auch meine Steuererklärung mache – dann bin ich mit allem auf einmal durch. Allerdings kann der Prozess sich auch über mehrere Wochen hin strecken. Ruhig Blut, es zahlt sich aus.
Sofern man keine systematische Dokumentation aller Versicherungen, Nebenkostenabrechnungen, Mitgliedschaften usw. in separaten Ordnern führt, solltet ihr zunächst das in den Griff bekommen: Lest dazu ggf. hier und hier nach. Damit ihr aber mit eurem finanziellen Ausmisten vorankommt, könnt ihr auch einfach die Konto-Auszüge des letzten Quartals, besser letzten Halbjahres, am besten letzten Jahres durchgehen und schauen, ob ihr alle Zahlungen und Abbungen versteht, dazu entsprechende Vertragsschreiben oder Rechnungen vorliegen oder ggf. eine Klärung anstreben. Wer Bankauszüge nicht zur Hand hat (*), kann sie ggf. online erhalten. Wer kein Online-Banking macht und auch keine Konto-Auszüge hat, mistet sich dann entweder später aus, wenn wieder Kontoauszüge da sind oder besorgt sich Kopien von der Bank (die kosten meist jedoch etwas Geld – so in der Größenordnung 1-2 Euro pro Monat).
(*) In diesem Fall würde ich wirklich dringend damit anfangen Kontoauszüge, aber auch Nebenkostenabrechnungen, Handyrechnungen usw. zu sammeln und ordentlich abzuheften und digitale Unterlagen auf dem Computer mit Datum und aussagekräftigem Dateinamen sowie einer geeigneten Ordner-Struktur zu speichern! Auch hier möchte ich wieder auf meine Artikel zum Sieg gegen die Zettelwirtschaft Teil 1 und Teil 2 verweisen sowie Anna Knons Haushaltungsbuch. Und: Mögliche Kündigungstermine am besten immer gleich nach Abschluss, spätestens aber jetzt im Kalender vermerken.
In Kontoauszügen findet man nun erwartungsgemäß alle Geldabzüge. Ich habe beispielsweise so herausgefunden, dass ich noch eine alte Brillenversicherung laufen hatte. Gut, das sind “nur” 10 Euro im Jahr, aber immerhin. Auch habe ich eine Auslandsreisekrankenversicherung gekündigt und ein Rabattkarten-Abo für ein großes deutsches Reiseunternehmen (ich nenne keine Namen :)) – bringt zusammen 250 Euro im Jahr. Als weiteres wechsele ich nun zu einer Bank ohne Kontoführungsgebühr (circa 80 Euro Ersparnis). Das wären für dieses Jahr also 340 Euro vermiedene Kosten.
Letztes Jahr noch habe ich ein Zeitschriften-Abonnement gekündigt (140 Euro im Jahr), bin zu einem neuen Öko-Strom-Anbieter gewechselt, der dennoch günstiger war, als mein alter Tarif. JH und ich haben so über 100 Euro weniger Kosten im Jahr – zugegeben: wir sind allerdings auch zunehmend sensibler mit Strom umgegangen und verbrauchen zusammen im Jahr gerade mal 650 kW/h – obgleich die meisten Personen in Deutschland um die 1000-2000 kW/h im Jahr verbrauchen – und trotzdem wir praktische jeden Tag kochen… Ehe ich Abschweife, widme ich dem Umgang mit Energie lieber nochmal einen separaten Artikel…
Ihr könnt auch euer Telefonierverhalten analysieren und ggf. eine Flatrate abschließen oder kündigen – oder gleich ganz auf einen Prepaid-Karte wechseln. Ich habe das vor circa 18 gemacht und bin seitdem zufrieden. Genauers könnt ihr hier nachlesen: Warum ich keinen Handyvertrag habe. Ich denke ich habe durch meinen Arbeitsweg und, dass ich fast überall mit dem Fahrrad hinfahre einen Vorteil, weil ich so kaum in Versuchung gerate unterwegs zu surfen.
Alles in allem sparen uns die Aktionen nun circa 650 Euro im Jahr. Das ist schon ne Menge Holz. Und der Stundenlohn für die Organisation dieser Kündigungen usw. ist nicht schlecht.
So, ich hoffe, ich konnte ein paar Anreize geben.
Hier noch ein paar Fragen zur Selbstkontrolle: Lese ich die Zeitung/das Magazin X tatsächlich? Bin ich ggf. doppelt versichert? Benötige ich die Rabattkarte Y noch? Muss ich wirklich im Fitness-Studio und im Kampfsport-Verein sein? Ist meine Nebenkostenabrechnung korrekt? Wann laufen meine Verträge für X aus? (Wie gesagt: am besten im Kalender eintragen und den Kündigungszeitraum bedenken!)
Wer jetzt sofort Y kündigen will, dem sei die Seite http://www.aboalarm.de/ empfohlen. Dort kann man eine riesige Auswahl von Versicherungen, Mitgliedschaften, Abos usw. kündigen und gegen ein paar Euros sogar direkt abschicken. Ich wollte die Euros eigentlich sparen – aber ich denke, eh man die Kündigung sonst wieder endlos hinauszögert, sollte man den Jungs/Mädels von Aboalarm lieber die geringe Gebühr gönnen und sicher sein, dass gekündigt wurde…
Wodruch konntet ihr euch finanziell Ausmisten und Kosten sparen?
Ursprünglich veröffentlicht am: 6. Jan 2012 @ 10:13. Überarbeitet und republiziert am 26. Apr 2016 10:00
4 Kommentare
Hi, netter Artikel wieder.
besonders wichtig finde ich
– Beiträge für Leistungen die man nicht nutzt (Das berühmte Fitnessstudio)
– Flatrates die man nicht Ausschöpft (sms, Telefon, mobiles Internet etc.)
Außerdem sollte man in dem Zusammenhang auch immer prüfen, ob man irgendwo Zinsen zahlt, die man ggf. durch kleine monatliche Beiträge reduzieren kann (also durch frühzeitiges Abzahlen von Krediten oder so)
greez, ushy
Wirklich ein sehr guter und vor allem ehrlicher Artikel!
Einen Tipp vermisse ich aber – aber nur ein klein wenig =) Schulden abbezahlen. Auch wenn man nicht vorrausetzen kann, dass jeder Schulden hat (Gott behüte), aber für die, die welche haben ist das meines Erachtens fast immer die beste RENIDITE aufs eingesetzte Kapital. Immerhin gibt es wenig Anlagemöglichkeiten, die eine so hohe Verzinsung (nach Steuer, wohlgemerkt) aufweisen, wie der persönliche Haus/Auto-Kredit.
Das vielleicht noch beachten – dann kann man wirklich einiges an Holz „herauskitzeln“.
Clemens Plainer | DieKleinanleger.com
Moin Clemens, ich bin nicht sicher wie du das meinst. Du sprichst von einer Vermeidung von Kosten durch Zinsen über eine Kreditlaufzeitabkürzung durch fristgerechte Abzahlung bzw. Sonderzahlungen (sofern möglich)? Den Begriff Rendite würde ich in dem Fall nicht verwenden – er suggeriert einen Gewinn, der nicht da ist. Effektiv werden hier nur ggf. (weitere oder erwartete) Kosten vermieden.
Falls du den positiven Effekt von Schulden im Falle von (Geschäfts-)Investionen meinst, um größere Renditechancen wahrzunehmen – ja, dass hattest du ja in deinem anderen Kommentar. Ein Private Equity Geschäft in Immobilien kann sehr profitabel sein. Kann aber auch – gerade bei kleineren Anlsagesummen, die man in ein solches Geschäft investiert auch in einem Totalverlust resultieren.
Ja, ich spreche wirklich von einer (Sonder)Tilgung der persönlichen Schulden. Meiner Meinung nach ist der Begriff „Rendite“ hier schon zu gebrauchen, da man auch einen Gewinn – in Form von weniger Zinsen – hat und der auch durchaus akzeptabel ist.
Also wenn ich jetzt einen Kredit hätte – sagen wir mal 200k. Dann würde ich nicht, das was am Monatsende übrig bleibt (die „goldene“ Reserver natürlich nicht miteingerechnet), extra Tilgen – sofern kostenlos – und nicht in eine andere Anlageform stecken. Wenn ich das Geld jetzt am Sparbuch bunkere – bekomme ich garantiert weniger Zinsen als ich Zinsen vermeide durch eine Sondertilgung.
LG Clemens