Sie planen eine Fahrt von Hamburg nach Berlin. Sie wollen Freunde besuchen. Oder mal wieder richtig feiern gehen auf dem Kuh-Damm. Oder die Freundin besuchen, die dort arbeitet. Oder auf eine Feier mit Verwandten, etwa eine Hochzeit der ein Geburtstag.
Sie haben zwei Optionen. Bahn oder Auto.
Bahn.
Ein ICE-Ticket kostet aktuell (2011) 70 Euro für eine Person ohne BahnCard. Die Fahrt dauert 2h. „Happig“, denken Sie – „Lieber schnell ins Auto steigen“.
Moment! Die Fahrt mit dem Auto wird vermutlich doppelt so teuer! Glauben Sie nicht? Schauen wir’s uns an!
Die Entfernung beträgt 300km. Das Auto verbraucht 8,3 Liter. Also 25 Liter auf 300km. Aktuell kostet der Liter 1.5 Euro. Der Sprit nach Berlin kostet also rund 37.5 Euro. Noch liegen wir weit unter den 70 Euro der Bahn. So rechnen viele die Kosten für eine Fahrt. Jetzt noch 2 Mitfahrer und schon sind wir bei bequemen 13 Euro pro Nase. Also nun aber ins Auto… oder doch nicht?! …
Wir haben noch was vergessen! Versicherung, Steuern, Anschaffungspreis, Reparaturen, Inspektionen und Wertverlust.
Eigenes Auto.
Fall 1 Neuwagen mit Vollkasko.
Neuer Mitteklasswagen: 102 PS, 75 KW. Preis 20.000 Euro.
Für den Kredit zu 7% und über 42 Monatsraten haben Sie 4000 Euro angezahlt. Sie fahren jährlich 15.000 Kilometer.
Macht inklusive Wertverlust, Versicherung, Steuern, Reparaturen- und Inspektionen sowie Monatsrate 5088 Euro im Jahr.
Für die Fahrt nach Berlin bedeutet das zusätzliche – halten Sie sich fest – 101.76 Euro!
Fall 2 Gebrauchtwagen mit Teilkasko.
Gebrauchter Mittelklassewagen: Baujahr 2009. 102 PS, 75 KW. Preis 15.000 Euro.
Wieder 42 Monatsraten, wieder 7%. Anzahlung 3000 Euro.
Das sind inklusive Wertverlust, Versicherung, Steuern, Reparaturen- und Inspektionen sowie Monatsrate 3340 Euro im Jahr.
Macht immer noch einen Anteil von 66.8 Euro für die 300km von Hamburg nach Berlin.
In Fall 1 sind die Gesamtkosten (gerundet): 102 + 37 = 139 Euro.
In Fall 2 sind das immer noch (gerundet): 67 + 37 = 104 Euro.
Für drei Personen sind das 47 Euro (Fall 1) bzw. 34 Euro (Fall 2) pro Kopf.
Immer noch billiger als mit dem ICE…
Wesentlich billger wird die Bahn dann aber, wenn Sie früher buchen. Die Hochzeit des besten Freundes oder der Kusine, der Geburtstag der Großmutter sind ja meist Monate im Voraus bekannt. Eine Woche vorher gibt es nicht selten Karten für 29 Euro. Kinder unter 15 Jahren fahren umsonst.
Wer wirklich oft fährt – etwa um den Schatz jedes Wochenende zu besuchen und Zwischendurch den Liebesschmerz nicht aushält holt sich einfach die BahnCard 50. Die lohnt für Viel- und Spontanfahrer. Der Preis beträgt dann 35 Euro und wird nur vom Gebrauchtwagen mit drei Erwachsenen an Bord nur ganz knapp geschlagen.
Ein weiterer Aspekt ist zu bedenken: die Autofahrt dauert etwa eine Stunde länger und: man kann sich im Auto nicht entspannen – etwa mit Buch oder Laptop.
Mitfahrgelegenheiten und Gruppenbahnfahrten.
Preislich unschlagbar ist das Quer-durchs-Land-Ticket oder bei anderen Fahrten ein Länderticket. Wer vorher eine Anzeige bei www.blablacar.de schaltet kann bis zu 4 Mitfahrer mitnehmen und zahlt am Ende 13 Euro mit dem Quer-durchs-Land-Ticket oder im besten Falle 6-8 Euro mit einem Länder- oder Wochenend-Ticket. Die Option ist was für Leute mit Zeit. Die Fahrt dauert von Berlin nach Hamburg dauert dann 4 Stunden. Nach meiner Erfahrung lernt man in der Bahn aber meist nette Leute kennen und bekommt so Anregungen für Neues – und bemerkt gar nicht wie die Zeit umgeht.
Wer kein Auto hat, aber in einem Auto mitfahren will, kann das für einen ähnlichen Preis tun: auch mit der Mitfahrgelegenheit.
Ich persönlich Reise überwiegend per Bahn oder mitfahrzentrale.de/mitfahrgelegenheit.de. Die Ersparnisse sind enorm.
Was auch zu bedenken ist: wer 500 Euro weniger Fixkosten im Monat hat (soviel kosten Autos üblich im Monat) muss auch 500 Euro weniger verdienen – oder kann Sie sparen.
Wer so im Jahr 6000 Euro spart und diese für 4% anlegt bekommt dafür 240 Euro Zinsen im Jahr. Genug Geld für 8 geplante und daher günstige Bahnfahrten nach Berlin 🙂 oder 15 und mehr Fahrten mit der Mitfahrzentrale :))
Fazit:
- Allein oder mit wenigen Personen im eigenen Auto am teuersten. (Will man richtig früh finanziell unabhängig sein, sollte man kein Auto besitzen).
- Günstiger und schneller fährt man mit der Bahn bei früher Buchung.
- Am günstigsten fährt man per Mitfahrzentrale in Autos anderer mit oder in Gruppen mit einem Quer-durchs-Land- oder Länderticket – mein GH-Tipp für finanzielle Unabhängigkeit. Nur Zuhausebleiben ist billiger 🙂
6 Kommentare
[…] (*) Angenommen wird pro Liter Benzin ein Preis von 1,5 Euro und ein Verbrauch von 1 Liter auf 10 Kilometer. Der Anteil der weiteren Kosten beträgt 560 Euro für einen Mittelklasse-Wagen (siehe auch hier). […]
[…] Genug haben. Zufrieden und (finanziell) unabhängig Leben. Zum Inhalt springen HomeÜber GHImpressum / Kontakt ← GH-Fortbewegung. Eine Reise von Hamburg nach Berlin. […]
[…] so wenig Auto wie möglich. Autofahren ist teuer: am man braucht kein Auto. Dazu sollte man in der Nähe der Orte wohnen, zu denen man am […]
[…] erhalten: z.B. Angebot kaufen, oder z.B. Car-Sharing oder Radfahren statt Autofahren (über die Kosten des Autofahrens habe ich bereits hier geschrieben) […]
sicherlich nicht dumm alles. ich persönlich fahre ja ein altes motorrad 🙂
macht unendlich spaß, 4l verbrauch, anschaffung 1000€, reparaturen mach ich selbst und versicherung ist ein witz. dazu ist es ein schönes hobby 🙂
generell möchte ich eines anmerken:
in seinen besten momenten ist der blog genial, weil er, wie gerald hörhan es ausdrückt, ökonomische bildung vermittelt.
in diesem artikel allerdings sehe ich eines durchschimmern, was für den weg zum erfolg eher hinderlich ist – ich nenne es mal anflüge von korinthenkackerei.
in seinen bemühungen geld zu sparen, so sinnvoll und ehrenwert das alles ist, sollte man nicht vernachlässigen, dass auch non-monetäre güter einen wert haben.
die meisten autofahrer haben irgendwann in ihrem leben diese rechnung schon einmal getätigt. nur weil eine bahnfahrt günstiger ist, heißt es aber nicht, dass sie auch ökonomisch sinnvoller ist, denn der autofahrer könnte den nutzen der autofahrt ja höher ansiedeln als den der bahnfahrt (z.b. weil die bahnfahrt emotionales kapital frisst -> umsteigen, warten, kalte bahnsteige, unangenehme fahrgäste). das so gesparte „emotionale kapital“ kann der autofahrer dann z.b. in seinem urlaub nutzen, indem er länger feiert, weil er besser drauf ist, sich besser erholt, und so in der folgewoche bessere resultate produziert. voila.
ganz so einfach stehen die dinge eben oft nicht.
ps: ich bin passionierter autofahrer und habe andererseits durchaus verständnis dafür, dass jemand eine autofahrt als stressiger etc. empfindet, oder als gleichwertig. in diesem fall natürlich bitte die bahn nutzen, dann habe ich außerdem weniger staus 🙂
Moin remarque,
ich stimme zwar nicht mit allem überein, was du schreibst, aber ich erkenne an, dass Transportmittel mehr als die finanzielle Dimension haben. Wie fast alle unsere Entscheidungen gibt es noch die ökologische, die zeitliche und die emotionale – wie du sie nennst. In diesem Artikel ging es mir ganz explizit um die finanzielle Dimension und ich neige – vielleicht ausbildungsbedingt – zu Rechnungen. Am Ende entscheidet aber natürlich jeder selbst.
Nicht einverstanden bin ich etwa mit deiner Erklärung für die Fälle, in denen Bahnfahren ökonomisch sinnvoller sein soll. Du begründest das hier direkt mit emotionalen Kosten. Das sind ja aber eben keine ökonomischen Kosten.
Ich mag den Vergleich aber trotzdem gelten lassen – mir geht es da z.B. oft genau umgekehrt: die emotionalen Kosten einer Autobahnfahrt bei Dunkelheit und Wetter ist für mich beispielsweise erheblich höher, als eine Bahnfahrt, weswegen ich mich gerne für die Bahn entscheide – besonders in den Wintermonaten.
Ich bin ganz explizit kein großer Autofreund – bin aber ein großer Freund adäquater Transportmöglichkeiten auch für schwere Sachen und da sind – gerade wo ich wohne – Autos ab und an eine riesen Hilfe. Ab und an miete ich mir auch nen LKW für 15t Erde o.ä.
Ich persönlich kann den Reiz eines Autos zwar nachvollziehen, finde ihn aber angesichts zunehmend weniger freier Verkehrsbedingungen (was freilich eine subjektive Bewertung ist) nicht realistisch und glaube, dass sie Autos insbesondere viel zu oft aus Bequemlichkeit genutzt werden. Und zwar einer ganz eigenen Form von Bequemlichkeit: in bestimmten Fällten mag zwar billiger und schneller mit der Bahn oder gar dem Rad gehen, nur weil es aber offenbar vielen nicht möglich ist zu einer bestimmten Uhrzeit X an der Bus- bzw. Bahnhaltestelle zu sein, wird das Auto genommen. Das gilt auch für die Möglichkeiten zusammenzufahren. Ich fahre häufig mit Mitfahrgelegenheiten und erfahre dann gelegentlich auf Treffen, dass manche es nicht schaffen eine gewissen Strecke zusammenzufahren, weil der eine 5 oder 10 Minunte früher bzw. später irgendwo (aber am gleichen Ort: z.B. Arbeit) meint sein „zu müssen“. Für mich ist dieses Maß an .. äh .. Individualismus unverständlich bzw. irrational.
Gerade wegen vieler recht sinnloser Kutschierereien haben wir hohe Kosten und versauen die Umwelt. Es spricht für mich nichts gegen Freude, aber „Freude am (Selbst-) Fahren“ ist für mich in vielen Fällen ein schwer durchschaubares Konzept.
Gruß
Frank