Die Menschen tragen seit circa 170.000 Kleidung. Es ist davon auszugehen, dass diese seit mindestens ein paar tausend Jahren auch gewaschen – und an der Luft getrocknet wird. Eine der frühesten Quellen dürfte Homers Odyssee (vor dem 7. Jahrhundert vor Christus) gelten: dort wäscht Nausikaa ihre Wäsche am Strand.
Den Wäschetrockner hingegen gibt es im Prinzip erst seit dem Jahr 1800 und zu kaufen seit Anfang des 20. Jahrhunderts. Vorher wurde vermutlich für viele Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende die Wäscheleine zum Trocknen von Wäsche verwendet – mit Erfolg.
Das Prinzip Wäscheleine – genauso einfach wie genial: gewaschene und gut gewrungene (heute geschleuderte) Wäsche nehmen und auf einer Leine – oder einem Wäscheständer – aufhängen, ggf. mit Wäscheklammern befestigen und dort lassen, bis sie trocken ist. Um nicht übertrieben viel Feuchtigkeit in die Luft kommen zu lassen bietet es sich an, bei einer höheren Drehzahl zu schleudern (>= 1000 Umdrehungen). Ggf. hilft ein zweiter Schleudergang. Meiner Meinung nach sind Wäscheklammern meistens überflüssig.
Die Wäscheleine oder Wäscheständer lohnt sich massiv, denn der Wäschetrockner dürfte zusammen mit Herd, Kühlschrank und Heizungspumpen die oberen Plätze beim Stromverbrauch im Haushalt einnehmen. Selbst der sparsamste Trockner verbraucht pro Arbeitsgang 1,5kWh, sodass bei zweimaliger Anwendung in der Woche 50 Euro im Jahr anfallen + 50 Euro Abschreibung (500 EUR Kosten auf 10 Jahre verteilt).
Ein zusätzlicher finanzieller Nachteil, der sich durch die Lufttrocknung vermeiden lässt, ist die beschleunigte Alterung von Kleidung. Die Flusen aus dem Flusensieb von Trocknern stammen natürlich von der getrockneten Wäsche. Flusen, die die Wäsche bei der Lufttrocknung nicht verliert und ergo länger hält. Eine Studie aus dem Textile Research Journal aus dem Jahr 2000 ergab, dass Baumwollkleidung nach 20 Trocknungen bei 65 Grad die Hälfte ihrer Zugfestigkeit einbüsste. Im einem Zeitalter, in dem sich in der sogenannten entwickelten Welt jeder Menschen pro Jahr mehr Wäsche kauft, als er die nächsten 10 Jahre bräuchte, ist das vielleicht nicht für jeden ein Thema: wie viel euch das kostet, wenn eure Wäsche circa doppelt so schnell altert als nötig, müsst ihr selbst entscheiden.
Das Auf- und Abhängen von Wäsche bedeutet natürlich etwas Arbeit. Aber es bedeutet auch Arbeit, das Geld für den Trockner, die Trocknung und die frühzeitig gealterte und damit zu ersetzende Kleidung aufzubringen.
Was noch ist zu beachten?
Im Anschluss an das Thema Heizen ist besonders im Winter daran zu denken, dass sich die Luftfeuchtigkeit durch trocknende Wäsche im Innenraum schnell erhöht. Man muss dann also Acht geben, dass man zum Wäschetrocknen, die Heizung etwas hochdreht und/oder durch aktive Kontrolle per Hygrometer und Lüften dafür sorgt, dass die Luftfeuchtigkeit in akzeptablen Grenzen bleibt. Ggf. hilft auch eine Erhöhung der Drehzahl beim Schleudern oder ein zweiter Schleudergang – immer noch erheblich günstiger als eine maschinelle Trocknung. Wer hat: trocknet im Garten. Und das geht sogar bei Eiseskälte – durch Sublimation – dauert aber länger. Effektiv passiert dasselbe mit eurer Wäsche, was mit Lebensmitteln geschieht, wenn man sie gefriertrocknet.
Man muss übrigens keine dedizierte Wäscheleine kaufen – ein Seil, Kabel oder anderes Band, das nicht abfärbt, reicht ebenso aus.
Weitere Haushaltstipps findet ihr in dem von mir immer wieder empfohlenen Klassiker: Dem Manuscriptum Haushaltungsbuch.
1 Kommentar
Sehr netter Text darüber, dass man einen Trockner nicht wirklich braucht.
Ich persönlich variiere aber die Schleudergeschwindigkeit je nach Jahreszeit. Im Sommer, wenn die Wäsche wegen der Wärme eh gut trockenet, drehe ich die Schleuderanzahl auf ein Minimun herunter. Das spart Energie. Getrocknet ist die Wäsche schnell.
Im Winter aber schleudere ich auch der höchsten Stufe, damit die Kleidung so wenig wie möglich Feuchtigkeit in die Luft abgibt.