Disclaimer: Die Rechnungen in diesem Post sind Überschlagsrechnungen und sagen über den individuellen Fall möglicherweise nicht allzu viel aus. Auch sind, abhängig davon, wann der Post gelesen wird andere Ergebnisse möglich, da sich die Preise für Energieressourcen oder Heizungstypen ändern. Ich habe zudem keine
Über die zweitgrößten Wärme-Energie-Fresser – heißes Wasser, das insbesondere beim Duschen verbraucht wird, habe ich nun bereits geschrieben. Kommen wir heute zum größten Energieverbraucher – dem Heizen. Für das Heizen werden laut statistischem Bundesamt 2014 70,4% der Haushaltsenergie aufgewandt. Hier zu sparen lohnt also.
Laut dieser Quelle verbrauchen Haushalte in Deutschland 142,25 kWh pro Quadratmeter Wohnfläche. Hamburg ist mit 155 kWh die teuersten und am günstigen ist es in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern mit 132 kWh. 2012 hat das pro Quadratmeter und Jahr 5,7-13,5 EUR gekostet. Für eine 80 Quadratmeter Wohnung fallen im Jahr zwischen 456-1080 EUR Materialkosten für das Heizen an. Wer ein Eigenheim besitzt muss zudem seine Heizung pro Jahr um 3.33-6.66 Prozent (ja nachdem, ob die Heizung 30 oder 15 Jahre hält) abschreiben. Irgendwas zwischen 150 (Annahme: Gasheizung, 30 Jahre haltbar) und 1500 EUR (Annahme: Holzpallet- oder Hackschnitzelheizung, 15 Jahre haltbar). Bei einem Verbrauch von 142,25 kWh pro Quadratmeter macht das in einer 80 Quadratmeter Wohnung sind das 1-10 Cent pro verbrauchter kWh! D.h. ihr müsst für euren realen Heizpreis pro kWh immer noch 1-10 Cent hinzurechnen. Um ganz korrekt zu sein, müsste man noch durch Aufzinsung ermitteln, wie viel Geld euch dadurch verloren geht, dass ihr das Kapital zusätzlich ausgebt und nicht anlegt.
An der Abschreibung lässt sich nur etwas machen, sofern der Heizungstyp gewechselt werden kann. Das ist natürlich nicht immer möglich.
Wie hoch eure endgültigen Heizkosten liegen hängt von vielen Faktoren ab, z.B.:
(1) Art des Hauses: ein Einfamilienhaus hat in Relation zu seinem Innenraum eine viel größer Außenfläche, durch die Wärme verloren gehen kann, als ein großes Mietshaus.
(2) Isolierung des Hauses. Einfach- vs. Dreifachverglasung usw. Wenn ich neu bauem müsste, würde ich ein Strohballenhaus bauen: billiges Material, gute Isolier-Eigenschaften (Lambda-Wert von 0.045 W/mK), atmungsaktiv und kompostierbar, wenn man es doch einmal loswerden. Weil das in Deutschland aufgrund der Regularien kaum möglich oder sehr teuer ist würde ich nach Wales auswandern. Hier – etwas weniger Öko geht es z.B. hier.
(3) Die Form von Wärme, die ihr bezieht.
Materialkosten absteigend nach Preis.
Platz 1: Strom ist mit Abstand am teuersten. Mit 0.29 Cent/Quadratmeter kosten die oben genannten 142,25 kWh pro Quadratmeter im Jahr stolze 41 EUR. Ich habe es nur einmal erlebt, dass jemand in seiner 1-Zimmer-Wohnung eine Stromheizung hatte. Möglicherweise hatte er speziell für die Heizung einen alternativen Tarif. Geschimpft hatte er dennoch. In Norwegen ist es normaler mit Strom zu heizen – vermutlich hat man aufgrund der vielen Wasserkraft dort einen Überhang vom Stromangebot.
Fernwärme besetzt Platz 2. Zwar wird in Gebäuden mit Fernwärme im Schnitt etwas weniger kWh verbraucht (vielleicht weil viele Mehrfamilienhäuser darunter sind? – siehe ggf. Quelle), dennoch sind die Kosten pro Quadratmeter mit 13,5 EUR (ca. 9.5 Cent pro kWh) recht teuer. Vermutlich weil man die Trasse mitbezahlt.
Platz 3: Öl ist nur wenig billiger als Fernwärme: 12 EUR (ca. 8,5 Cent pro kWh) ist ein üblicher Preis pro Quadratmeter und Jahr. Kann gut sein, dass sich aufgrund aktuell (2016) niedrigeren Ölpreises da noch etwas tun wird / getan hat.
Platz 4 Erdgas. Es reichen circa 10 EUR (ca. 7 Cent pro kWh) pro Quadratmeter und Jahr aus.
Platz 5: Am günstigsten sind Holzheizungen (4 Cent pro kWh) und kommen damit auf 5,7 EUR pro Quadratmeter und Jahr.
Selbst wenn wir aber die moderate Abschreibung von 3.33% pro Jahr auf den Heizungstyp zusätzlich rechnen, verschiebt sich das Bild. Bei einer Rechnung für eine 80 Quadratmeter Wohnung ergibt sich folgendes Bild.
Wärmeverbrauch im Jahr: 80 * 142,25 kWh im Jahr = 11380 kWh.
Auf einmal sieht Holz nicht mehr so gut aus. Sofern man die Wahl zwischen z.B. der Gas- und der Holzheizung hätte müsste man – wie oben bereits erwähnt – für ein realistisches Bild nun noch zusätzlich den Differenzbetrag berechnen (hier: 22k – 5k = 17k) und durch eine Aufzinsungsrechnung die verlorenen Einnahmen bei entsprechender Anlage berechnen: Z.B. Kn = 17k * (1.04)^30 = 55,1k!
Wenn man wirklich günstig fahren will, muss man einen Kaminofen haben. Am besten ist wahrscheinlich ein Rocket Mass Heater (Hermann, sagst du vielleicht was dazu?). Die in Deutschland leider nicht regulär zulässig sind. Man kann sich aber einen Kaminbauer engagieren, der sich mit den Vorschriften auskennt und das für einen macht. Ich kann euch hierfür keine Preise angeben, ist aber bestimmt nicht billiger als eine Gasheizung. Allerdings kennzeichnet den Rocket Mass Heater, dass er auch mit minderwertigem Holz klarkommt und einen Wirkungsgrad von > 90%. Bei Interesse mal googlen.
Kaminholz.
Nehmen wir zuletzt an, ihr hättet einen Kamin oder Holzofen mit dem ihr die wichtigsten Zimmer heizen könntet: Reguläres Kaminholz enthält pro Raummeter circa 1700 kWh. Je nach Art (Rundholz, Äste) und Trockenheit sind Preise von 40-150 Euro pro Raummeter möglich – wenn ihr es kauft. Manchmal kann man Holz auch von Nachbarn oder dort bekommen, wo gerade Bäume gefällt wurden, dann kostet es nichts. Ggf. etwas Mühe und einen Transport. Auch bei freecycle zu schauen kann sich lohnen. Gehen wir von 60 EUR pro Raummeter aus, dann kommen wir auf einen Preis von 3,5 Cent pro kWh. Für 142 kWh im Jahr macht das: 5 EUR! Und auch die Abschreibung dürfte man nahezu vergessen – zumindest bei einem vernünftigem Kachelofen – den könnt ihr vererben. Holz gewinnt also trotzdem. Klar: Heizen mit Holz im eigenen Ofen erfordert mehr Management. Dafür kann man mit einem entsprechenden Ofen sogar noch kochen.
Wie hoch eure Heizkosten sind, könnt ihr in eurer Nebenkostenabrechnung nachlesen.
Letztlich kann ich euch mit meiner x-malige Anwendung des Dreisatzes oben und aus dem Zusammenhang gerissener Zahlen, um einen groben Überblick zu liefern zunächst maximal einen Eindruck geben, wo ihr ungefähr steht. Das Thema ist komplex und man kann sich lange damit beschäftigen.
Wenn wir es einfach halten wollen: dann müssen wir einfach effizienter und weniger heizen. Das ist letztlich am schonendsten für Geldbeutel und Umwelt Wie das geht kommt in weiteren Teilen dieser Serie.
Quellen:
- http://www.umweltbewusst-heizen.de/Heizungsvergleich/Heizkosten/Heizkoerper-Thermostatventil-Heizkosten-senken.html
- http://www.heizspiegel.de/fileadmin/hs/heizspiegel/heizspiegel-pdf/heizspiegel-bund-2015-abrechnungsjahr-2014-web.pdf
- http://www.energieheld.de/blog/energieverbrauch-eines-wohnhauses/
- http://www.mieterbund.de/startseite/news/article/25409-neuer-betriebskostenspiegel-fuer-deutschland.html