Elon Musk benötigt wahrscheinlich keine Vorstellung. Ich denke, jeder kennt ihn. In Südafrika geboren und Enkel von einem Teufelskerl von Großvater, der die Welt mit einer Propellermaschine bereiste – oft ohne eine Karte zu haben. Auf frühen Bildern aus Elons Leben sieht man ihn zusammen mit seinen Geschwistern und den Großeltern mitten im Jungel am Lagerfeuer sitzen. Elon zog schon früh nach Kanada und von dort in die USA. Sein Ziel war das Silicon Valley, das technologische Zentrum der Welt. Er machte einen Bachelor in Physik und einen Bachelor Wirtschaftswissenschaften und finanzierte sich sein Studium, indem er zusammen mit einem Kommilitonen ein großes Haus mietete, indem sie große Parties mit bis zu 500 Gästen veranstalteten und 5 Dollar pro Nase Eintritt nahm. Elon blieb immer nüchtern, um die Feierlichkeiten unter Kontrolle zu behalten. Im Doktorandenstudium der Physik hielt er es gerade einmal zwei Tage aus und gründete dann mit seinem Bruder sein erstes Unternehmen Zip2, dass man als eine Art digitale Version der Gelben Seiten + Karte verstehen darf. Google Maps war noch nicht erfunden. Dazu mieteten sie sich ein Office, in dem sie lebten und schliefen – auf einer Couch. Musk arbeitete praktisch jede wache Stunde. Eine Art zu leben, die er auch heute noch nahezu pflegt. Ein paar Jahre später verkaufte er Zip2 für 22 Millionen Dollar. Als nächstes gründete er x.com, dass mit PayPal fusionierte. Bei seinem Weggang war er 165 Millionen Euro reich. Den Rest kann man immer wieder in den Medien verfolgen. Musk gründete – von seinem eigenen Geld – SpaceX, Tesla und Solar City. SpaceX erklärtes Ziel ist die Kolonisierung des Mars. Tesla und Solar City sind mittlerweile fusioniert und haben kein geringeres Ziel, als die Welt endgültig auf der Pfad der Nutzung nachhaltiger Energieressourcen zu führen. Später kamen noch Hyperlook, Neuralink sowie das OpenAI non-profit Projekt hinzu. Elon Musk gehört zu den großen Warnern vor dem Aufstieg der künstlichen Intelligenz (KI). Ähnlich wie der verstorbene Physiker Stephen Hawking sieht Musk in der KI eine echte Gefahr. Neuralink hat daher das Ziel ein Computer-Gehirn-Interface zu bauen. Das ist eine Flucht nach vorn, indem wir alle zusammen mit dem Internet verbunden werden und so Teil einer Mensch-KI-Zukunft werden. Auch andere Projekte finanziert Musk hin und wieder. Darunter der Film: „Thank you for Smoking„.
All das – und dabei ist Elon Musk gerade einmal 47 Jahre alt! Das Musk brummt wie ein Kochtopf, ist noch eine horrende Untertreibung. Es gibt wohl keinen weiteren Menschen, der sich mit derart vielen unterschiedlichen Themen so intensiv beschäftigt. Und wer jetzt denkt: Musk kümmert sich im Wesentlichen ums Business, der irrt. Nach eigener Aussage arbeitet er zu 80% seiner Zeit an technischen Fragen und Designs.
Wer wenigstens etwas technikbegeistert ist muss zumindest näherungsweise fasziniert von Elon Musk sein – und sei es seine unnacharmliche Fähigkeit auf mehreren Hochzeiten zu tanzen. In Interviews beschrieb er immer wieder, seine Arbeitsethos, der ihn bis zu 100 Stunden pro Woche arbeiten lässt. Gleichwohl Musk kein Fan der Zeitmanagementliteratur ist, so wird in seiner Biographie von Ashlee Vance (Elon Musk: Wie Elon Musk die Welt verändert – Die Biografie) und hat er in verschiedenen Interviews und Reden einige Prinzipien und Regeln wiederholt genannt, denen er folgt. Hier eine Auswahl.
1. Fokussiere dich zu Anfang des Tages auf die wichtigste Aufgabe.
„Konzentriere dich auf das Signal im Rauschen (*). Verliere keine Zeit mit Sachen, die nichts wirklich besser machen.“
Aus einer Rede an die Absolventen der USC Marshall School of Business.
Das heißt: definiere die für dich wichtigsten Aufgabe und erledige diese als aller erstes. Es sollte die Aufgabe sein, die den größten Wert für deine Arbeit hat. Eine Möglichkeit sich immer wieder daran zu erinnern ist die Browser Extension Momentum.
(*) Mit diesem Zitat bezieht sich Musk auf das aus der Informationstheorie bekannte Signal-zu-Rausch-Verhältnis. Immer wenn Nachrichten – z.B. via Radiowellen – übertragen werden, gibt zum einen das Signal – z.B. die Worte, des Radiosprechers der Sendung, die wir hören wollen – und zum anderen das Rauschen – zufällige Störgeräusche, die das Signal überlagern. Damit wir ein Signal sicher hören können, muss es um stärker sein, als das Rauschen. Auf die täglichen Aufgaben übertragen: die Dinge, die wir wirklich tun wollen und sollten müssen deutlich erkennbar wichtiger und nützlicher sein, als alle anderen Dinge, die getan werden könnten.
2. Nutze Feedback und wachse
„Ich denke, es ist sehr wichtig, eine Feedbackschleife zu haben, in der man ständig darüber nachdenkt, was man getan hat und wie man es besser machen könnte. Ich denke, das ist der beste Ratschlag: Denke ständig darüber nach, wie du die Dinge besser machen und dich selbst in Frage stellen kannst.„
Es geht dabei sowohl um Selbstkritik, als auch um Feedback von Kollegen. Er sucht immer wieder andere Unternehmer auf und bittet sie um Feedback – vor allem um Negatives. Das kann zwar auch mal wehtun, bietet aber die Gewähr dafür Möglichkeiten zu entdecken besser zu werden. Das kann im Prinzip auch jeder von uns mit Arbeitskollgen, Freunden und Familienmitglieder machen.
3. Ziehe deine Schlüsse aus Grundprinzipien – und nicht aus Analogien
„Du schaust dir die Grundlagen an und konstruierst deine Argumentation daraus und siehst dann, ob du eine Schlussfolgerung hast, die funktioniert oder nicht. Und es kann sein, dass es sich von dem unterscheidet, was die Menschen in der Vergangenheit getan haben. Es ist allerdings schwieriger, so zu denken.“
Aus den Preisen für die Rohmaterialen für Batterien schloss Musk, dass es wesentlich günstiger gehen müsste, als was man zum damaligen Zeitpunkt für Batterien ausgeben musste. Unter anderem dieser Gedanke führte Musk zur Gründung von Tesla. Vergleichbar kam er bei der Berechnung des reinen Rohstoffpreises für das Material, dass in den Bau einer Rakekte fließt, auf 2% der Kosten, die Rakten überlicherweise am Markt kosten. Dieser Gedanke führte Musk zur Gründung von SpaceX.
In Grundprinzipien zu denken ermöglicht es den Ursachen auf den Grund zu gehen. Dazu formuliert man zunächst die aktuellen Annahmen. Anschließend zerlegt man ein Problem sukzessive, bis man bei einfachen Annahmen bzw. einfachen Wahrheiten ankommt – wie z.B. den Rohstoffpreisen für Materialien. Zuletzt baut man neue Lösungen, indem man nur mit diesen einfachen Wahrheiten arbeitet.
Als Kind hatte Elon Musk Angst im Dunkeln. Da er jedoch 5 Stunden pro Tag las, fand er bald heraus, dass es nur dunkel ist, weil in einem dunkeln Raum weniger Photonen (das sind Lichtteilchen) umherfliegen als in einem helleren Raum. Schließlich beschloss er, dass es sinnlos ist vor einem Mangel an Photonen Angst zu haben. Das ist ein einfaches Beispiel für das Arbeiten mit Grundprinzipien.
4. Einfache und klare (und kurze) Kommunikation
„Menschen arbeiten besser, wenn sie wissen, was das Ziel ist und warum. Es ist wichtig, dass die Menschen sich darauf freuen, morgens zur Arbeit zu kommen und Spaß an der Arbeit zu haben.“
Daher:
- haltet euch kurz
- verzichtet auf Fremdworte und Abkürzungen – das macht das gegenseitige Verständnis unnötig kompliziert und verringert so die Produktivität
- verzichtet weitgehend auf Meetings und schreibt stattdessen eine E-Mail
- wenn doch ein Meeting sein muss: haltet euch kurz, kommuniziert direkt mit der Person, die es betrifft und umgeht die Hierachie. Musk betont regelmäßig, dass wenn es sinnvoll und wichtig ist, dass man mit Problemen auch direkt zu ihm kommen möge
- schreibt/sagt keine 10 Sätze, wenn auch 2 reichen: zum Üben kann man sich alte E-Mails oder auch neue Entwürfe nehmen und versuchen deren Wortzahl zu halbieren
- vermeidet Floskeln wie: vielleicht, irgendwie, „Ich habe das Gefühl, dass …“ sowie schnörkelige Ausdrucksweise, die Missverständnisse verursachen können
- markiert bzw. betont das wichtigste: in einer E-Mail sollten z.B. Personen, von denen Antworten benötigt werden fett markiert werden
- bei Weiterleitung von E-Mails immer in wenigen Stichworten den bisherigen Diskussionsverlauf zusammenfassen und Fragen, die noch offen sind und beantwortet werden sollen
5. Stacking, Batching und Timeboxing
Stacking bedeutet mehrere Sachen gleichzeitig zu tun. Also in der Sauna sitzen, dabei einen antioxidantienhaltigen Smoothie trinken und dabei per E-Mail kommunizieren oder lesen.
Batching bedeutet, dass man gleichartige Aufgaben möglichst in einer Sitzung abarbeiten. So vermeidet man den Zeitverlust, der sich ergibt, wenn man geistig von einem zu nächsten Thema wechselt.
Timeboxing bedeutet, dass man sich für Aufgaben klare, festgesetzt Zeitintervall nimmt. Also z.B. Feature X von 10:00-10:25 programmieren oder E-Mails von 10:25-10:40 beantworten usw. Damit verhindert man, dass sich Aufgaben automatisch die ganze verfügbare Zeit nehmen. Elon Musk plant seinen Tag bis auf 5 Minuten genau.
In manchen Interviews kommt heraus, dass Musk seinen Tag im wahrsten Sinne des Worte minutiös durchplant. Damit macht man sich auch noch zusätzlich das Prinzip der einfachen Kommunikation insofern, als das man sich selbst zu jedem Zeitpunkt klar macht, was gerade zu tun ist.
6. Nimm dir (sehr) große Ziele
Hier dazu eine häufig zitierte Geschichte eines ehemaligen Managers bei SpaceX:
„Er [Musk] bringt alle dazu an diesem Auto zu arbeiten, das mit einem Tank von Los Angeles nach New York fahren soll. Ein ganzes Jahr arbeiten alle am Auto und testen jedes seiner Teile. Wenn dann nach diesem Jahr die Testfahrt nach New York losgeht, denken alle Vizepräsidenten insgeheim: mit Glück kommt das Auto nach Las Vegas. Was aber passiert ist, dass der Wagen bis nach New Mexico kommt – und damit doppelt so weit, wie von jedem erwartet – und Elon ist immer noch außer sich vor Wut.“
Fakt ist aber, dass er doppel so viel aus den Leuten herausgeholt hat, als diese geglaubt haben leisten zu können.
Etwas ausführlicher habe ich darüber im Buch Der Weg zum erfolgreichen Unternehmer von Stefan Mehrath gelesen. Es geht darum sich bei langfristigen Zielen möglichst etwas vorzunehmen, dass man nicht realisitisch findet. Unterbewusst sind Ziele, von denen wir wissen, dass wir sie gut erreichen können nicht motivierend. Natürlich kann ein extrem unrealistisches Ziel auch auf dem Weg dahin sehr anstrengend sein. Aber, wenn man sich z.B. vornimmt 100% besser zu werden und man wird dann „nur“ 50% besser – ist das in Wahrheit auch ein riesiger Erfolg. Dieses Ziel motiviert und erfordert mehr Einsatz. Und das ist ein Weg zu mehr Ergebnis, als man für möglich gehalten hat – außer eben Musk, dem auch das noch viel zu wenig ist…
Elon Musk scheint – ähnlich wie Steve Jobs – über ein sog. Realitätsverzerrungsfeld zu verfügen, mit dem er Unmögliches als Möglich ansieht und damit andere dazu bringt es wirklich möglich zu machen.
7. Lerne aus Fehlern
„Dein Ansatz sollte sein, dass du falsch liegst. Und dein Ziel sollte es sein, weniger falsch zu liegen.“
Gehe nie davon aus, dass du schon da bist, wo du sein kannst. Du kannst immer besser werden – auf allen Gebieten – akzeptiere dabei auch Rückschläge. Dies ist eine Maxime der modernen Wissenschaft (nach Karl Popper): Theorien werden nie validiert, sondern bestenfalls erhärtet oder falsifiziert. Man liegt also immer falsch und versucht zunehmen weniger falsch zu liegen. Nach dieser Maxime lebt Musk.
Dazu sagt Musk noch:
„Versagen ist eine Option. Wenn nie etwas scheitert, bist du vermutlich nicht innovativ genug.“
Wer nie scheitert, kann sich zwangsläufig nur eng am bekannten orientieren, denn nur innerhalb dieses Bereichs kann er/sie dauerhauft richtig liegen. Wer wirklich Neues probiert, kann gar nicht immer richtig liegen, sonst wäre es nicht neu, sondern eben auch bekannt.
Regeln hierzu sind:
- Lerne kontinuierlich – Musk betont immer wieder, wie wichtig für ihn das Lesen von Büchern ist. Auf die Frage wie er SpaceX gründen konnte, antwortete er, er habe zum einen eine physikalische Ausbildung und ansonsten hätte er viele Bücher gelesen und mit vielen smarten Leuten gesprochen. Lernen ist für ihn wie der Download von Fakten und Algorithmen ins Gehirn, mit Hilfe derer wir selbst auf nehe Ideen und neue Lösungen für Probleme können können. Im Prinzip erweitern wir so unser Wissen über Grundprinzipien (siehe Punkt 3 dieser List), wodurch wir Probleme immer besser nach diesen analysieren können, um auf neue Lösungen zu kommen.
- Arbeitet hart. Musk: „Wenn die Konkurrenz 40 Stunden pro Woche arbeitet und ihr 80 Stunden arbeitet, dann seid ihr besser als die Konkurrenz.“ Zu seinen Tesla Mitarbeitern sagte er einmal: „Ich möchte, dass du jeden Tag vorausdenkst und so hart denkst, dass dein Kopf wehtut. Ich will, dass dein Kopf jede Nacht schmerzt, wenn du ins Bett gehst.“
- Sei hartnäckig: verschiebe deine Perspektive – aus Sicht eines großen Ziels sind kleinere Rückschläge genau das, was sie sind: kleine Rückschläge – und nichts weiter. Im dem Moment kommen sie uns groß und vor allem unangenehm vor. Aber aus Sicht der Herausforderung insgesamt sind sie nur klein und vorübergehend – und helfen uns zu erkennen, wo wir ansetzen können, um beim nächsten Versuch besser zu sein
- Nimmt Herausforderungen an. Stellt euch immer wieder neuen Herausforderungen. Ich finde als Quelle dazu dein YouTube-Kanal der Goal Guys wirklich cool. Besonders die 30 Bücher in 30 Tagen Challenge ist wirklich krass 🙂
So, ich hoffe, dass ihr in diesem Artikel etwas mitnehmen konntet. Neben diesen Tipps, finde ich zum Lernen speziell noch das Buch (K)ein Gespür für Zahlen: So bekommt man den Durchblick in Mathe sehr erhellend. Außerdem möchte ich hier allen, die mehr über Musk erfahren wollen, die Tim Urbans Artikelserie auf dessen Blog WaitButWhy empfehlen. Hier findet ihr Teil 1 diser Serie.