Nachdem es im Artikel Nicht (sofort) kaufen um die Vermeidung bzw. Verzögerung von Käufen ging, soll es heute um Ideen zur Auswahl adäquater Güter gehen.
Seit einigen Jahren verfolge ich zwei Gedanken hinsichtlich meiner Besitztümer:
- Ich will möglichst nur Dinge besitzen, die ich aktiv verwende: bestenfalls jede Woche, im schlimmsten Fall alle paar Monate
- Ich will möglichst wenig besitzen
- Ich will möglichst hochwertige Dinge besitzen
Potentiell steht von meinem Besitz alles zum Verkauf. Potentiell, weil meine Wohnung natürlich kein Laden mit Öffnungszeiten ist 🙂
Abgesehen von ein paar persönlichen Gegenständen mit nostalgischem Wert, die grob in einen Schuhkarton passen, erwarte ich von keinem Gegenstand in meinem Besitz, dass er mich mein Leben lang begleiten müssen. Die meisten Dinge habe ich also nur eine gewisse Zeit. Manche davon gehen kaputt, während ich sie benutze. Viele Dinge – und ich steigere den Anteil aktiv -, die ich habe, werde ich voraussichtlich kürzer verwenden, als ich sie behalten werde. Entweder, weil sie mein Leben lang halten werden oder, weil ich sie irgendwann nicht mehr benötigen und verkaufen oder weggeben werde.
Die Dinge für die es zutrifft, dass ich sie kürzer verwende, als ich sie behalte, betrachte ich als geliehen – auch wenn es manchmal ein paar Jahre sind. Für Dinge, die ich nach meiner Nutzung wieder verkaufe, muss ich nicht den Gesamtpreis als finale Kosten ansetzen. Ihre tatsächlichen Kosten sind:
(1) Kaufwert – Wiederverkaufswert = Mietpreis
Wenn man schon vor dem Kauf einer Sache auf den Wiederverkaufswert achtet (was ein möglicher Hinweis für Qualität ist) und bei entsprechend pfleglichem Umgang am Ende der Nutzungsdauer diesen Wiederverkaufswert erzielen kann, hat man letztendlich weniger ausgegeben, als man für ein qualitativ minderwertiges Produkt ausgegeben hätte, das nur eine kürzere Dauer hält. Zudem hatte man im Zeitverlauf mit einem hochwertigen Produkt zu tun: das macht in der Regel mehr Freude.
Das trifft auf Möbel, Kleidung, Schuhe, Werkzeug usw. zu. Bei einer Teekanne und Glasbehältern (einer war dieser hier: Anchor Hocking Bake n‘ Keep Glasschüssel mit Deckel) ist es mir sogar schon passiert, dass der Neupreis mittlerweile um einiges höher ist, als was ich damals ausgegeben habe. Ich gehe daher davon davon aus, dass ich beim potentiellen Wiederverkauf wenig oder gar keinen Verlust machen werde.
Wenn ich also davon überzeugt bin, dass ich etwas benötige – also z.B. ein Problem nicht mit dem, was ich bereits habe, lösen kann oder mir einen Wunsch erfüllen möchte, halte ich nach hochwertigen Produkten Ausschau, die einen guten Wiederverkaufswert haben. Bei vielen hochwertigen Produkten ist es zudem egal, ob man sie neu oder gebraucht kauft, weswegen ich dann immer zunächst nach gebrauchten Varianten schaue.
Die Vorstellung, dass ich Güter nur ein bestimmte Dauer behalte, motiviert in mir die Fragen: wie lange wird das voraussichtlich sein? Wie oft werde ich sie im Schnitt verwenden? Mit einer groben Vorstellung davon im Kopf kann ich nun mit dem Mietpreis aus Gleichung 1:
(2) die Kosten für die Dauer = Mietpreis / Nutzungsdauer oder
(3) die Kosten pro Nutzung = Mietpreis / Anzahl Nutzungen
berechnen.
Wenn ich nach einer adäquaten Wartezeit (siehe Artikel Nicht (sofort) kaufen davon überzeugt bin etwas zu brauchen, ich ein hochwertiges Produkt – am besten gebraucht – gefunden habe und die Zahlen aus Gleichung (2) und (3) für mich halbwegs passen – vor allem im Vergleich zu dem, was ich dadurch mit dem Gegenstand erreichen kann – dann kaufe ich. Der Vorgang mag sich aufwendig anhören. Aber mit etwas Übung ist er bedeutend einfacher, als all die Kosten, die mir sonst durch unnötigen Besitz entstehen.