Sei es wegen der häufigen Lebensmittelskandalen, aus ökologischen Gründen oder aus reinem Interesse: es scheinen immer mehr Leute ihren Salat lieber aus dem eigenen Garten zu essen, als ihn aus ungewisser Quelle mit ungewisser Qualität zu beziehen. Für mich stellt der Gemüseanbau zudem ein Experiment zu einem unabhängigeren und zufriedeneren Leben dar. Oberflächlich betrachtet mag ein solches Experiment finanziell keinen Sinn machen. Das sehe ich jedoch anders. Um nur ein Argument zu nennen: durch gesündere Ernte und etwas mehr Bewegung an frischer Luft senke ich meine Gesundheitskosten – das mag im einzelnen schwer monetarisierbar – aber es geht – dem widme ich mal ein späteres Posting. Nun zu den Entwicklungen in meinem Garten.
Mein Garten
Ich habe mir anfang diesen Jahres zusammen mit TJ im Gemeinschaftsgarten des Tutenberg Instituts für Umweltgestaltung e.V. 24qm Fläche für den Anbau von Gemüse gemietet. Ich habe extra keine größere Fläche nehmen wollen, um zunächst etwas zu experimentieren. Die Grabarbeiten hielten sich daher in Grenzen, trotzdem ich ein Tiefenkulturbeet in meine Gestaltung miteinbezogen habe. Wie auf dem 1. Bild zu sehen habe ich ein Tiefenkulturbeet, eine Kartoffelgrube, einen Anzucht- bzw. Gewächshaus-Bereich und ein klassisches Flachbeet. Wie ich das Tiefenkulturbeet gemacht habe könnt ihr hier nachlesen.
Das ausgebrachte Saatgut habe ich fast ausnahmslos bei Dreschflegel bestellt. Dort gibt es viele Sorten von Gemüse, die man im Supermarkt nicht findet und die dadurch einen besonders exquisiten Reiz haben (sog. alte Sorten). Gleichzeitig tut man damit ein wenig für die Biodiversität. Wer einen Teil der Gemüse stehen lässt, kann auch anschließend eigenes Saatgut gewinnen. Wir machen das schon mit Rucola und Zwiebeln so – und werden das noch mit weiteren Pflanzen machen. Wenn man jetzt noch mit anderen Gärtnern Saatgut tauscht, muss man eigentlich nur einmal Geld in gute Saat investieren. Zur groben Methoden: ich baue biologisch an und experimentiere mit Prinzipien der Permakultur – z.B. Mischbeetkulturen und vertikales Gärtnern. Warum biologisch? Wenn ich hier jetzt Chemikalien und Dünger usw. einsetzen würde, könnte ich ja gleich wieder in den Supermarkt gehen. Ich glaube, dass der eigene Anbau sogar noch besser als Bio aus dem Supermarkt ist. Immerhin hat man alles unter Kontrolle und im Blick: nur man selbst kann schummeln – und das tut man ja im eigenen Sinne nicht. Und frischer als plücken und direkt essen gibt es nicht.
Anbau auf den Flächen
Ich habe auf dem Tiefenkulturbeet zunächst Radieschen, Lauch, Rucola, Schwarzwurzeln, Bohnen, Erbsen, Zwiebeln und kurz darauf noch Sonnenblumen gesät. Vor dem Tiefenkulturbeet war durch die Erdarbeit eine Grube enstanden, die ich nach und nach zu einem Kartoffelhochbeet oder Kartoffelturmbeet hochziehe. Dazu werde ich später noch einmal separat ein Posting schreiben. Im Anzuchtbereich wachsen Till-Salat und ich ziehe dort Zuchini, Kürbisse, Zuckermais, Brokkoli und Melonen u.v.m. vor. Manche Pflanze habe ich auch ganz im Anzuchtbereich belassen: wie etwa die Melonen, die draußen nicht wuchsen. Hinter dem Anzuchtbereich stehen zwei übereinander gestapelte Kisten. Die untere Kiste verwende ich für einen kleinen Kompost und den oberen für Topinambur. In die Kiste ist eine Plastikfolie gelegt, damit der Topinambur nicht beliebige wuchern kann. Ich hätte da nichts gegen – nur wird man Topinambur nur schwer wieder los und meine Nachbarn wären nicht erfreut immer wieder ungewünschte Knollen in ihrem Boden zu finden. Neben den Kisten habe ich Kapuzinerkresse gepflanzt. Auf dem Flachbeet habe ich im hinteren Teil – aus der Perspektive von Bild 2 – Spinat, Fenchel und Sommerrettich in Reihe gepflanzt. Weiter vorne habe ich im Flachbeet später den Zuckermais, eine Teil der Melonen, Brokkoli (drinnen vorgezogen) und Knollenziest gepflanzt. Zwischendrin stehen auch mal Kräuter dabei.
Man sieht in Bild 2, dass ich auf dem Tiefenkulturbeet, aber auch im Flachbeet Rillen bzw. z.T. mit Erddämmchen umrahmte Vertiefungen angelegt habe. Der Frühling dieses Jahr war der heißeste und trockenste seit 1893 und der Boden wurde demnach über einen Tag so trocken, dass er anschließend Wasser nur schlecht aufnahm. Besonders vom Tiefenkulturbeet floß Gießwasser regelrecht ab. In den Rillen und Vertiefungen kann man nun Wasser gießen. Dadurch hat es dann in den Vertiefungen eine längere Verweildauer und kann so besser in den Boden eindringen. Ich habe mit diesem Verfahren keine entwickelte Pflanze in diesem Frühling an die Hitze verloren – obwohl ich manchmal 3 Tage nicht im Garten war. Einen negativen Effekt hatte die Hitze jedoch auf keimende Saat. Daher ist auch der rechte Teil des Tiefenkulturbeets schwach bis gar nicht bewachsen. Um das zu ändern habe ich noch mehr Rillen gegraben und nachgesät.
In Bild 3 sieht man, dass diese Bemühungen z.T. Erfolg hatten. Mit dem Fenchel hatte ich jedoch insgesamt kein Glück, auch Bleichsellerie und viele Zucchini-Pflanzen sind eingegangen. Vermutlich lag dies jedoch an dem Mist, den ich dünn zum Schutz des Bodens aufgebracht habe und der vielleicht noch zu scharf war – obwohl dieser abgelagert war. Wie zu sehen, hatte ich nun auch mit der Bepflanzung der rechten Seite des Tiefenkulturbeetes Glück. Trotz prognositizierter Schwierigkeiten mit den Zuckerschoten (Siehe Bild 4) – sind auch diese gut geworden und die Bohnen sowieso.
Der Arbeitsaufwand hielt sich sehr in Grenzen. Die Grabarbeiten im März haben etwa 1,5 Tage gedauert. Zum Gießen komme ich alle 2-3 Tage für 20 Minuten – es sei denn ich möchte mich noch etwas hinsetzen und den Garten genießen. Säen und Ernten ist zeitlich zu vernachlässigen. Die Entfernung von Unkräutern (besser man sagt: Beikräuter, denn viele sogenannte Unkräuter sind sogar essbar: Giersch schmeckt als Salatbeilage gar nicht übel! – habe ich gerade gestern ausprobiert) hielt sich auch sehr in Grenzen. Bislang habe ich vielleicht 2h insgesamt gejätet. Das liegt auch daran, dass ich zuvor Gräser entfernt und die Wege mit Pappe und später mit Holzspänen ausgelegt habe. Auch der Mulch (hier Stroh) hat viele Kräuter im Wachstum zurückgehalten. Diese Bemühungen haben nochmal etwa 2h gekostet.
Trotz EHEC haben TJ und ich alle zwei Tage Rucola-Salat und dazu z.B. Zwiebeln, Frühlingszwiebeln und seit kurzem auch Rettich geernten. Mit etwas gekochtem Ei und/oder Käse konnten wir uns schön scharfen Salate machen. Eine Ernteauswahl ist in Bild 5 abgebildet. Die Salate waren alle unwahrscheinlich lecker: es macht aus meiner Sicht einen riesen Unterschied, ob ich etwas „frisches“ im Supermarkt kaufe oder ganz frisch ernte und sofort zubereite und esse.
Wer sich nun etwas angeregt fühlt auch etwas anbauen zu wollen, kann mich gerne ansprechen. Wer keinen Garten hat: vieles kann man auch auf einem Balkon oder gar auf Fensterbrettern anpflanzen. Auch falls jemand noch bestimmte Fragen zu dem hat, was ich wie mache oder wie er/sie etwas machen könnte, kann mich gerne per Kommentar oder Kontakt-Feld erreichen.
Kommentar von genughaben:
Ich habe per Email mitgeteilt bekommen, dass man Gärten auch gut unter www.meine-ernte.de mieten kann. Weitere Möglichkeiten bieten Garden-Sharing-Programme in unterschiedlichen Städten. In Hamburg ist beispielsweise ein solches Projekt im Aufbau. Man findet es unter www.gruenanteil.wordpress.com.
1 Kommentar
[…] Wer lesen möchte, was ich in meinem Garten tue, kann dies hier tun. […]