Eines meiner Themen für diesen Blog ist es auch über Möglichkeiten der Selbstversorgung zu schreiben. In diesem Rahmen möchte ich hier auch über meine Experimente berichten. Eines dieser Experimente ist für mich aktuell das Imkern.
Ich halte das Imkern in der Bienenkiste für einen lohnenswerte Möglichkeit einen kleinen Teil meiner Versorgung – mit Honig – zu leisten. Mit geringem Aufwand lassen sich mit der sogenannten Bienenkiste bis zu 15 kg Honig ernten – auch in der Stadt.
Da ich mich also für Imkerei interessiere, habe ich das zurückliegende Wochenende einen Imkerkurs besucht.
Über die Honigbiene.
Honigbienen sind faszinierende Tiere. Sie sind unvergleichlich vielseitig in ihren Fähigkeiten: ihr Zusammenleben ist hochorganisiert, ihre Kommunikation komplex und effizient und sie können diverse für sie, aber auch für den Menschen interessante Substanzen herstellen. Darunter: Bienenwachs, Propolis, Gelee Royale und natürlich Honig
Nutzen für Bienen. Aus Bienenwachs bauen sie Waben für ihren Nachwuchs, mit Propolis kleiden sie ihr Nest aus, um es so vor Infektionen zu schützen, mit Futtersaft ernähren sie die Larven der Arbeiterinnen, Gelee Royale dient als Futter für heranwachsende Königinnen (auch Larven der Arbeiterinnen erhalten Gelee Royal, aber nur die ersten 1-2 Tage) und zu guter Letzt der Honig dient ihnen als Nahrungsmittelvorsorge.
Nutzen für Menschen. Aus Bienenwachs können wir Kerzen gießen, Propolis kann als heilender und antibakterieller Bestandteil in Salben verwendet werden, Honig schmeckt vielen als Aufstrich oder zum Süßen gut und Gelee Royal ist eine ganz exquisite Spezialität.
Und eines sollte man nicht vergessen: Bienen sind als Bestäuber für mehr als 40% aller Nutzpflanzen unverzichtbar. Neben der Selbstversorgung mit Honig ist die Haltung von Bienen also auch ein wertvoller Dienst für den eigenen Garten und auch für die Allgemeinheit.
Drei Probleme belasten die Biene. Die im Jahre 1977 aus Indien eingeschleppte Varroamilbe, die Auslichtung der ländlichen und städtischen Natur und die monokulturelle Landwirtschaft.
Die Varroamilbe ist quasi ein Blutegel der Biene und belastet die heimischen Bienenvölker Europas so sehr, dass diese ohne menschliche Behandlung (mit Ameisen- und Oxalsäure) nicht mehr überlebensfähig sind. Durch die Auslichtung der Natur finden die Bienen kaum noch natürliche Unterschlupfe und sind auf menschengemachte Behausungen – Magazine oder Bienenkisten angewiesen. Zuletzt schadet den Bienen die monokulturelle Landwirtschaft: während die Monokultur blüht gibt es für eine kurze Zeit Nahrung in Hülle und Fülle. Die Bienen vermehren sich dann stark. Ist die Blühte jedoch vorüber, gibt es plötzlich nichts mehr zu fressen und die Bienenpopulation schrumpft rasant ein. Diese drei Faktoren machen menschliche Hilfe unverzichtbar.
Imkern ist also sowohl direkt nützlich (Ernte von z.B. Honig), als auch indirekt nützlich (als Beitrag zum Bestäubungspotential) und auch moralisch (Erhaltung der Bienen). Kann man sich ein besseres Hobby überhaupt wünschen?
Imkern in der Bienenkiste.
Aber Imkern ist doch sicher viel Arbeit und lohnt daher nicht? Und: Bienen stechen! Das muss beides nicht sein: mit der sogennanten Bienenkiste ist Imkern sehr einfach und wenig arbeitsintensiv. Auch Bienenstiche sind bei ordentlicher Bekleidung und Vorsicht überwiegend vermeidbar. Nur im Falle starker Allergien ist vom Imkern abzuraten. Allergien können beim Hausartzt getestet werden.
Wer mit der Bienenkiste imkert kann sich leicht den eigenen Honigbedarf decken und kann sicher noch das ein oder andere Glas Honig verschenken.
Eine Bienenkiste kann man kaufen, aber auch leicht selbst bauen. Eine vollständige Anleitung und viele weitere Informationen rund um das Imkern mit der Bienenkiste und Bienen allgemein findet man unter http://www.bienenkiste.de.
Ich werde noch in diesem Jahr einem Bienenvolk in einer Bienenkiste Herberge bieten.
Erträge.
Das Imkern in der Bienenkiste liefert einen Ertrag von 10-15 kg Honig. Das ist zwar bedeutend weniger, als was maximal mit einem sogenannten Magazin geernten werden kann (bis zu 60kg) – es macht aber aber auch deutlich weniger Arbeit: das Imkern lässt sich auf 6 wesentliche Aktionen pro Jahr beschränken.
6 Aktionen im Jahresverlauf.
1: Im Frühjahr hilft ein Blick in die Kiste, um sich ein Bild über den Zustand des Volkes zu machen. Ggf. werdsen die Bienen mit Zuckerwasser oder Bienennahrung gefüttert, um Sie zu stärken.
2: Im Mai wird nach der Schwarmzeit der Honigraum eingebaut. Das sind Wachsplatten, die den Bienen vorgeben wie sie ihre Waben bauen können und erleichtert ihnen außerdem die Arbeit, da sie das eingesetzte Wachs nicht selbst produzieren müssen – so bleibt ihnen mehr Energie, die in die Honigproduktion geht.
3: Schwärmende Bienen können eingefangen und als neues Volk genutzt oder verkauft werden.
4: Honigernte im Spätsommer.
5: Erste Varroamilben-Behandlung mit Ameisensäure – etwas nach der Honigernte.
6: Vor Weihnachten: Zweite Varroamilbe-Behandlung mit Oxalsäure.
Material und Kosten.
Die Materialkosten für die Kiste lagen für mich bei etwa 50 Euro (Kiefernholz, Schnappverschlüsse, Schrauben und Leinölfirnis).
Die Kosten für weiteres Material: Stockmeißel, Schmoker, Ameisesäure und Oxalsäure, Zerstäuber und Bienennetz für den Kopf sowie weitere Verbrauchstmaterialien haben noch einmal 50 Euro gekostet.
Einen Bienenschwarm erhält man z.B. über die Schwarmbörse. Anmelden und mit einem erfahrenen Imker auf die Pirsch gehe und ein Volk fangen: das soll ein Erlebnis sondergleichen sein! Kaufen ist zu teuer: circal 220 Euro.
Der Bau hat ca. 12h gedauert.
Imkern und (finanzielle) Unabhängigkeit?
Die Bienenkiste ist eine einfache Möglichkeit mit einem Minimum an Aufwand (circa 12h im Jahr) den eigenen Bedarf an Süßstoff zu decken.
Schon 10 kg sind 20, 15 kg sogar 30 500 g Gläser Honig – deutlich mehr, als ich im Jahr essen mag. Für mich reichen ca. 8 Gläser im Jahr. Den Rest kann man für 5-6 Euro pro Glas verkaufen oder verschenken.
Fazit:
Mit einer moderaten Investition sind mehrere Dinge möglich:
- Jedes Jahr eigenen Honig ernten.
- Bienenwachs und Propolis ernten.
- Imkern und Bienenkistenbau lernen
- Einen Beitrag zur Bestäubung der eigenen und fremden Blumen und Nutzpflanzen (z.B. Obstbäumen) leisten.
5 Kommentare
[…] nichts kostet oder – noch viel besser – ein zusätzliches Einkommen generiert: z.B. Imkern, Kochen oder Gärtnern. Sie klettern gerne? Dann werden Sie doch Kindertrainer! Sie machen […]
[…] ist, kann man etwas Trink- oder Essbares: ggf. etwas Selbstgemachtes (Saft, Senf, Essig, Kekse, Honig…) schenken oder sich an einem größerem Geschenk finanziell beteiligen. In Zukunft kommen […]
[…] ist, ist die Bienenkistenkampagne. Nicht wenige Leute haben sich bereits im letzten Jahr für das wesensgemäße Imkern in der Bienenkisten interessiert und Kisten gekauft bzw. gebaut. Wesensgemäßes Imkern ermögich bei einem Zeiteinsatz von circa 12 […]
Hallo bin gerade aufs Land gezogen und möchte gern mit der Bienenzucht beginnen und wohl ersteinmal mit ein Bienenkasten starten . Wenn ich den Bienenkasten dann habe muss ich dann das Wachs in denn Kasten setzen richtig oder ?
Hallo Marco,
es kommt da ein wenig drauf an wie der Schwarm so drauf ist, den man hat und auf den Imker, den man fragt. Ein bauwütiger Schwarm wird von fertigen Wachsplatten sicher etwas abgeschreckt: die wollen selbst machen. So wurdes mir zumindest erzählt. Ich würde auf jeden Falle alle Rähmchen bzw. Mittelwand-Trägerleisten mit einem Anfangsstreifen auststatten. D.h. man schneidet Streifen von 5-7cm Breite aus Wachsplatten (ich würde da nur Biowachs nehmen, auch, wenn es ein bischen teurer ist) und befestigt sie in den Rähmen bzw. Mittelwand-Trägerleisten (kannst mal hier schauen: http://www.bienenkiste.de/doku/bauanleitung/honigraum/index.html). Das würde ich schon machen, um Wildbau zu vermeiden. Ein Beispiel von mir: in einer meiner Holzbeuten habe, weil ich zu faul war ein paar Rähmchnen „vergessen“. Die Bienen haben sich dann da gar nicht um die anderen gekümmert und ihre Waben einfach am Deckel der Beute festgeklebt. Das hat schon und wird noch einige Umklebe-Operationen nötig machen. Weil es ein junger und auch nicht der stärkste Schwarm war, habe ich die Bienen aber für dieses Jahr in Ruhe gelassen.
Ist der Schwarm nicht so kräftig, kann man ja auch einzelne komplette Wachsplatten in Rähmen bzw. Mittelwand-Trägerleisten einkleben. Schaden tut das nicht und die Bienen haben dann weniger Aufwand für die Wachserzeugung und entsprechend mehr Zeit/Energie sich auf Aufzucht, Pollen-, Honigsammeln usw. zu konzentrieren. In jedem Fall würde ich direkten Kontakt zu erfahreneren Imkern suchen. Ggf. in einem Imkerverein beitreten. Das bietet auch Versicherungsschutz und manches mehr (nach Verein).
Viel Spaß beim Imkern im nächsten Jahr!
Gruß
Frank