Im Genfer Autosalon wurde auf dem VW-Markenabend der Skoda Citigo vorgestellt. Als ein Auto mit stadtfreundlichen Maßen von etwas mehr als 3,5 Meter Länge und etwas weniger als 1,7 Meter Breite verbraucht er gerade einmal 4,1 Liter bei 60 PS. Ein Preis von 9000 Euro ist geplant. Das ist schon nicht schlecht für die konventionelle Autobranche.
Wesentlich abgefahrener kommt da Joe Justice Produkt von Team Wikispeed daher. Mit über 100 Freiwilligen weltweit vernetzt durch Web2.0-Technologie (Google Docs, Lino, Skype, Dropbox u.v.m), die es erst seit wenigen Jahren gibt, hat Team Wikispeed innerhalb von 3 Monaten einen ersten Prototypen eines Autos (SGT-01 getauft) gebaut, dass gerade einmal eine Gallone Benzin für 100 Meilen braucht (das sind ungefähr 1,5 Liter auf 100km) und eoben 5-Sterne-Sicherheitsbewertung erhalten hat. Reguläre Autobauer benötigen dafür in der Regel 10 Jahre und Millionen von Euro Kapital.
TEDxRainier – Joe Justice – WikiSpeed (Quelle: Youtube.com)
Durch den konsequent modulare Aufbau können Neuanpassungen innerhalb von 7 Tagen (reguläre Autobauer brauchen mitunter Jahre) gemacht werden und Motoren innerhalb von 10 Minute umgebaut werden (z.B. bei einer Umrüstung auf einen Elektromotor).
Wahr wurde das Kunststück durch die exzessive und konsequente Anwendung von Projektmanagement- und Kollaborationstechniken, die normalerweise in der Softwarebranche zum Einsatz kommen. Lean Management, Agile Development und SCRUM sind Stichworte. Spannend ist auch das Konzept zur Wissensweitergaben, das Arbeiten in Paaren: jeweils ein Anfänger mit einem Experte. Dem Experten bleibt so unliebsame Dokumentationsarbeit ein Stückweit erspart, während der Anfänger sofort praktische Erfahrungen sammeln kann. Ähnlich geht es auch in der Permakultur vor, die inhärent praktisch ist. Man stelle sich vor unser ganzes Ausbildungssystem sehe so aus!
Ich persönliche finde das konkrete Produkt ‚Auto‘, deren rennsportlicher Protoyp aktuell für 25.000 Dollar (das sind circa 19.000 Euro; geplant sind weitere Modelle für unter 20.000 Dollar – ~ 15.000 Euro) verkauft wird weniger beeindruckend, als die Tatsache, dass es offenbar möglich ist mit bescheidenen Ressourcen in kurzer Zeit ein derart komplexes Produkt zu entwerfen und zu bauen – oder die Erkenntnis, die dieses Beispiel eröffnet, das Autos eben nicht so komplex sein müssen oder sind.
Insgesamt passt Joe Justice Projekt gut zur Philosphie des Global Village Construction Set mit dem Wikispeed kooperiert. Ziel des Global Village Construction Set ist es bis Ende 2012 für 50 Maschinene Prototypen zu bauen, die notwendig sind, damit sich eine kleine Gemeinde selbstständig mit dem Nötigsten nach Maßstäben der Industriegesellschaft versorgen kann – ohne von zig globalen Warenströmen hoffnungslos abhängig zu sein.
Wie gesagt: ich finde die Erkenntnis spannend, dass auch „normale“ Leute in der Lage zu sein scheinen, beachtliches zu leisten. Autos und Maschinen müssen dies indes meiner Meinung nach nicht sein. Immerhin lösen wir die globalen Probleme auch dann nicht, wenn jeder auf einmal ein super-effizientes Auto fährt. Sicher werden wir auch diese super-effizienten Transportmittel benötigten und es ist gut zu wissen, dass das deren Bau auch mit kleinen ambitionierten Teams in einer überschaubaren Zeit möglich ist, gebraucht wird aber auch vieles anderer in einer low-tech Variante. Die Übertragung der Strategie „Wikispeed“ auf andere Projekte wäre interessant und wichtig. Wen man damit Autos bauen kann, dann dürften weniger komplizierte Produkte und Dienstleistungen noch einfacher bereitzustellen sein. Das werden wir im Transition Netzwerk Hamburg nun einmal ausprobieren.
Wichtig finde ich, dass die mögliche Euphorie über Wikispeed nicht davon ablenkt, dass wir trotz allem in den westlichen Industriestaaten eigentlich vor allem weniger brauchen und verbrauchen müssen – nicht nur der Umwelt, sondern auch um unser selbst willen.
Ein weiterwe Artikel zu dem Thema, den ich eben gefunden haben: Wikispeed – verteiltes Autobauen.
1 Kommentar
[…] technische Innovationen. Das Design von Autos ändert sich nur über Jahrzehnte nur langsam – wenn man nicht gerade wie Joe Justice produziert. Die schrittweise Beförderung von Mitarbeitern kann darin resultieren, dass jemand ob seiner […]