Bei persönlichen Veränderungen, die nicht allein von unseren Fähigkeiten, sondern von unserer persönlichen Haltung abhängen durchlaufen wir nach dem transtheoretischen Modell eine Reihe von Phasen: Absichtslosigkeit, Überlegung, Vorbereitung, Handlung, Aufrechterhaltung und Abschluss. Veränderungen können sich auf unsere persönlichen Finanzen (Schulden bzw. Sparen), unsere Gesundheit (Sport bzw. Ernährung) oder unser Art uns zu unterhalten (Konsolenspiele vs. Lesen) beziehen.
Voraussetzung: Es gibt etwas, dass verändert werden kann. Z.B. ein Problem, eine Verhaltensweise oder Sichtweise.
1. Absichtslosigkeit: Wir haben keine Absicht etwas zu ändern. Wir haben kein Problem oder wir nehmen kein Problem wahr oder entscheiden uns bewusst gegen eine Veränderung. Sofern andere meinen ein Problem an uns zu sehen, erwägen und vollziehen wir ggf. Veränderungen, um dem anderen zu gefallen. Wir tun dies aber nicht aus uns selbst heraus. Und die Veränderung ist somit wenig stabil, weil wir nicht selbst an ein Problem glauben.
2. Überlegung: Wir sind uns eines Problems oder eines Bereichs in unserem Leben bewusst und sehen (Handlungs-)alternativen, die wir ggf. ergreifen wollen. Wir tun aber noch nichts. Möglicherweise haben wir noch keine Absicht uns zu verändern, weil wir das Problem zwar sehen, es aber für wenig relevant halten und damit keinen Aufwand für gerechtfertigt halten. Es ist jedoch aber auch möglich, dass wir Alternativen gegeneinander abwägen.
3. Vorbereitung: Wir haben einen Willen zur Veränderung, wir haben uns für eine mögliche Veränderung unseres Sichtweise-, unseres Verhaltens oder Handelns entschieden und bereiten uns auf die Veränderung vor. Wir halten ein Problem für wichtig genug, ihm durch eine Veränderung zu begegnen. Möglicherweise testen wir bereits Alternativen (Beispiel: Ernährung: wir essen testweise 1 Woche vegan, 1 Woche vegetarisch, 1 Woche nur abends, 1 Woche nur jeden zweiten Tag usw.).
4. Handlung: Wir verändern etwas. Wir haben einen Plan und wir haben uns für eine Alternative entschieden, die wir umsetzen wollen. In dieser Phase ist es möglich, dass es Rückfälle gibt. Besonders dann, wenn uns eine schwere Veränderung ausgesucht haben: also wenn also die Vorteile der Veränderung erst schrittweise und verzögert spürbar werden (z.B. gesundheitliche Vorteile oder mehr finanzielle Unabhängigkeit), während die Kosten unmittelbar spürbar sind (z.B. der Verzicht auf Süßigkeiten oder Konsumerlebnisse). Wir benötigen starke Selbstdisziplin und Menschen, die uns unterstützen.
5. Aufrechterhaltung: Wir behalten die Veränderung bei, nehmen die Veränderung aber immer noch als etwas Neues wahr. Sie kostet uns noch Aufwand: in Form von Selbstdisziplin oder in Form von Unterstützungsleistungen aus unserem Netzwerk. Wir sind bei Wegfall des einen oder anderen noch rückfallgefährdet.
6. Abschluss: Wir haben die Veränderung beibehalten und haben sie verinnerlicht. Die Veränderung fällt uns nicht mehr weiter als etwas „Neues“ auf, weil wir ein neuer Mensch geworden sind. Wir essen nun z.B. gesund und nicht mehr zuviel. Wir geben jetzt immer nur noch soviel aus wie wir einnehmen oder weniger. Wir machen jetzt Sport und sitzen nicht nur noch herum. Wir haben mit dem Rauchen aufgehört… oder anderes.
Ich glaube, dass die Phase der Tests in der Vorbereitungsphase sehr wichtig sind. Man verharrt sonst oftmals viel zu lang in rein abstrakten Überlegungen: mache ich dies oder das? Wie wird es sein, wenn ich … ? usw. Ich glaube es ist sinnvoller schnell zu einem ersten Test zu kommen: d.h. eine Veränderung über einen begrenzten Zeitraum auf Probe. Der Test kann uns schnell offenbaren, dass eine Veränderung überhaupt keine wesentliche Anstrengung kostet. Ich fand es z.B. sehr leicht nur noch kalt zu duschen. Natürlich ist es auch möglich, dass wir gerade die besondere Schwierigkeit feststellen. Aber selbst das bringt uns weiter: nämlich darin entweder das Kosten-Nutzenverhältnis der Problemlösung neu zu bewerten und damit entweder eine andere Lösung zu wählen oder das Problem nicht weiter zu betrachten oder eben merken, was wir sonst tun müssen, um effektiv zum Ziel zu kommen (z.B. die Heizung ausstellen, sodass zum Duschen einfach nicht spontan heißes Wasser verfügbar ist, was die Tendenz leicht zu warmen Duschen zurückzukehren erschwert und damit die Aufrechterhaltung erleichtert).
Ich glaube, dass Übungen wichtig sind. Das können z.B. wiederholte oder modifizierte Tests sein. Selbst wenn wir einmal nicht das erreicht haben, was wir wollten oder einmal oder auch mehrfach einen Ausreißer ins alte Verhaltensmuster hatten, ist das kein Grund es nicht wieder zu versuchen. Haben wir z.B. wieder einmal abends eine Zigarette geraucht nach x Monaten oder Jahren? Kein Grund gleich wieder anzufangen! Es ist nicht „alles verloren“. Einfach gleich wieder weiter nicht rauchen.
Ich denke, wir sollten im Zweifel kleine, aber ganze Schritte gehen: es bringt nichts alles auf eimal ändern zu wollen. Das Risiko zu scheitern ist groß. Das, was wir verändern gelingt aber leichter, wenn wir es definiert und vollständig tun. Kälter zu duschen funktioniert nicht, da wir keine Toleranz für das kalte Wasser entwickeln. Immer mal wieder weniger oder keine Süßigkeiten zu essen bringt genauso wenig wie gelegentlich weniger zu Rauchen: die Sucht bzw. die Vorliebe bleibt ständig im Gedächtnis und wir können leicht rückfällig werden. Es motiviert auch nicht sonderlich, wenn wir nach 2 Monaten Diät gerade mal 500 g abgenommen haben.
Es hilft – zumindest mir – ein Verhalten gleich ganz zu ändern: so werden auch die Vorteile des veränderten Verhaltens schneller spürbar.
Haben wir eine Veränderung vollzogen, so ist es möglich darauf aufzubauen. Angenommen wir sind nun Vegetarier geworden. Dann kann man als nächstes probieren nur noch einmal am Tag oder alle zwei Tage oder vegan zu essen. Haben wir das Auto zugunsten des öffentlichen Nahverkehrs aufgegeben, dann ist es möglich, dass wir als nächstes aufs Fahrrad umsteigen. Es gibt noch viele weitere Bereiche, für die diese Überlegungen gelten.
Was sind eure Ideen?
Buchempfehlung zum Thema:
Die Kunst der Selbstveränderung: Kleine Schritte – große Wirkung
Original veröffentlicht am: 16. Okt. 2013 @ 16:30. Republiziert am 25. Mai 2016 22:30
1 Kommentar
Meine Devise ist auch eher: „Machen, nicht so viel quatschen“.
Ob ich damit nicht oft vor die Wand fahre?
Doch schon. Kommt vor, aber ich habe dann zumindest etwas versucht und im besten Fall daraus gelernt. Ich habe mal gelesen, dass für eine Erfindung, die praktisch umgesetzt wird und sich bewährt, ca. 60 Ideen generiert und eben ggf wieder verworfen werden müssen.
Was zählt, ist also am Anfang Masse statt Klasse! Das finde ich als Gedanken sehr entlastend.