Es ist brüllend heiß draußen und bevor die Presse wieder anfängt, über die jährlichen Hitzetoten zu berichten – es sind jedes Jahr mehrere 10.000, zumeist ältere Menschen – will ich hier einmal was über den Umgang mit großer Wärme schreiben. Ich gehe davon aus, dass wir auch dieses Jahr wieder mit wochenlanger Hitze zu tun haben werden und das kann man nach der monatelangen Dunkel- und Kälteperiode auch durchaus genießen.
Wie groß der Anteil des Klimawandels am aktuellen Wetter ist und was den Klimawandel bewirkt will ich hier nicht diskutieren. Gleichzeitig gehe ich davon aus, dass der durchschnittliche Energiegehalt der Atmosphäre und auch der Meere zunehmend steigt und damit auch Hitzewellen wahrscheinlicher und zunehmend länger dauern werden. Wer wie ich auf erhöhte Hitze mit dem Verlust eines Teils seiner Denkfunktionen reagiert, der kann vielleicht folgendem Vorgehen etwas abgewinnen.

Quelle: flickr (methodshop)
1) Verschiebt euren Schlafrhythmus.
Sofern es beruflich geht oder ihr noch studiert: bleibt länger auf, geht später schlafen und steht später auf. Abends wird es dann langsam doch etwas kühler und das Hirn funktioniert etwas besser. Daher schreibe ich heute auch erst jetzt (21:20) und nicht schon gegen 19:00 wie sonst. Wenn ihr könnt: vermeidet harte – körperliche wie mentale – Arbeit in den heißesten Stunden des Tages. Nicht umsonst gibt es in heißen Ländern die Siesta bzw. in fast allen Ländern das sog. Sommerloch.
2) Trinkt reichlich!
Es ist ein No-Brainer, aber man muss es auch tatsächlich tun! Nicht nur viele Todesfälle könnten so verhindert werden, sondern auch Stimmung und Konzentration würden weniger leiden. Seid so nett und erinnert auch eure Eltern oder Großeltern daran, dass sie ordentlich trinken sollen! Möglichst vor dem Durstgefühl! Insbesondere ältere Menschen vergessen auch schon bei geringeren Temperaturen gerne das Trinken vergessen. Euch selbst stellt am besten eine Wasserkaraffe neben euren Sitzplatz und füllt diese alle paar Stunden mit Leitungswasser auf. Nehmt das ernst! Je stärker ihr euch daran gewöhnt, desto höher ist die Chance, dass ihr es auch aus purer Gewohnheit noch dann tut, wenn ihr langsam tüdeliger werdet! Compliance is king! Auch wasserreiche Nahrung – wie z.B. Wassermelone, aber auch Zitrusfrüchte helfen.
3) Wenn ihr körperlich arbeiten müsst: mit der Ruhe! Ihr habt nichts davon, wenn ihr euch zu schnell fertig macht! Es ist viel schwerer, sich von einer Überlastung wieder zu erholen, als sie zu vermeiden!
4) Sucht Schutz vor der Sonne und verwendet Sonnencreme! 10-15 Minuten ohne Sonnencreme am morgen ODER am nachmittag genügen auch, um eure Vitamin-D-Speicher bis zum Bersten zu füllen. Benutzt in der Zwischenzeit am besten Faktor-50-Sonnencreme. Niemand sollte sich bräunen! Das sieht nicht nur so aus, sondern IST Kacke für die Haut (-> Hautkrebs)
5) Treibt Sport!
Wärme bedeutet eine Belastung für den Kreislauf. Und je fitter ihr kardiovakulär seid und je weniger Kilos extra ihr drauf habt, desto eher kommt ihr mit heißem Wetter – und übrigens auch mit kaltem Wetter – klar. Also einfach mal abends Ausdauersport machen. Seid ihr fitter, geht’s auch tagsüber. Auch Gartenarbeit tut gut. Wenn ihr krass seid, dann macht ihr auch intensivere Übungen. Ich arbeite gerne mit meiner 24-kg-Kettlebell. Und die Härtesten machen Bikram-Yoga 🙂
6) Geht in die Sauna!
Es mag sich wie ein Widerspruch anhören: gleichzeitig kann euch aber die Hitze in der Sauna helfen, euch gegen die Wärme am Tag resistenter zu machen. Ich schreibe schon seit Monaten an einem längeren Artikel zu dem Thema, bis heute müsst ihr mir einfach abnehmen, dass das stimmt – oder bis zur Veröffentlichung selbst bei pubmed recherchieren… spannender Mechanismus! Hilft auch für bessere Fitness beim Sport. Ganz knapp: die Hitze in der Saune führt u.a. zur Bildung von Hitzeschock-Proteinen im Körper, die die Empfindlichkeit gegenüber Wärme-Einwirkung reduzieren.
7) Hängt im Supermarkt ein kleines bisschen länger in der Kühlabteilung herum
Hilft nicht viel, ist aber wesentlich kostengünstiger und umweltfreundlicher als eine Klimaanlage! Wenigstens einmal am Tag kommt ihr so ohne extra hohen Aufwand auf normale Körpertemperatur 🙂 Das Denken fällt dann schon deutlich leichter und man erinnert sich wieder daran, dass man noch mehr trinken sollte, gleich noch eine Runde laufen und morgen Abend eine Runde in die Sauna gehen sollte 🙂
8) Kalt duschen sollte man eh 🙂 Aber falls ihr es noch nicht tut, ist jetzt ein idealer Zeitpunkt, damit anzufangen! Alternativ oder komplementär anwendbar zu Punkt 7.
9) Habt Pflanzen im Zimmer und gießt sie. Sie verbessern das Raumklima und die Luftfeuchtigkeit. Stellt ggf. Zusätzlich Teller mit Wasser zum Verdunsten auf.
10) Belüftung. Öffnet das Fenster zusätzlich, um den Zug zu erhöhen.
11) Wenn’s nicht mehr geht: kauft euch einen Ventilator. Ist immer noch nachhaltiger als eine Klimaanlage! Auf der Arbeit haben wir solche Standventilatoren und zuhause habe ich einen einfachen Tischventilator von AEG. Ich mache denn allerdings eher selten an. Aber für ganz harte Zeiten ist der schon praktisch.
12) Schlaft nackt und ohne Decke. Oder auf dem Balkon, der Veranda oder im Garten wenn ihr habt und/oder euch traut.
Fazit.
Kälte- wie Wärmetoleranz kann man trainieren. Man ist kein ausgeliefertes Opfer. Durch regelmäßiges Training erhöht ihr eure Hitzetoleranz und die Funktion eurer Schweißdrüsen. Der Joke ist, dass ihr dann eben gerade nicht mehr so leicht schwitzt, da der Körper mehr Übung hat, sich korrekt an die aktuelle Situation anzupassen. Gut, es gibt Ausnahmen und mancher schwitzt stärker als der andere und nach einem Tag wie heute ist wohl jeder am Abend etwas schwitzig. Wenn ihr das – neben genug trinken – beherzigt, seid ihr weit davor. Fangt an! Übertreibt es nicht, geht schrittweise voran und bleibt dran! Das ist letztlich auch die beste Vorbereitung auf eine Zukunft, die wohl zunehmend wärmer werden wird.
Ich hoffe, dass ihr das heiße Wetter überwiegend genießt!
Frank
p.s.: Wer noch weitere Tipps hat kann sie ja mal melden. Danke!
1 Kommentar
Weiterer Tipp: Gardinen, Tücher oder Bettlaken befeuchten, die Verdunstungskälte kann wunderbar kühlen.