Ich habe aber gerade eine schöne Dokumentation über Kyoto und Zen gesehen, die ich mit euch teilen möchte. Mir gefällt an der Zen-Philosophie, die Betonung der Einfachheit und Schnörkellosigkeit. Wir können nur wenige Dinge wirklich oder viele Dinge gar nicht tun. Ich denke, dass Einfachheit auch die Grundvoraussetzung für ein erfülltes Leben ist. Mindestens sind sie hinreichende Voraussetzungen für finanzielle Unabhängigkeit mit geringen Mitteln. Mir sagt auch die Idee zu, man könne Erleuchtung (was auch immer das sein mag) in der Perfektion einfacher Alltagshandlungen finden. Auch ohne religiöse Ziele zu verfolgen, helfen einfache Praktiken. Ich putzte z.B. schon bevor ich Zen kennenlernte gerne mit der Hand und einem einfachen Lappen auf den Knien den Boden – und tue das auch heute noch so. Es gibt mir ein Gefühl von innerem Frieden: durch die langsame, händische und sorgfältige Ausführung entsteht eine Rückbindung (*), die durch die künstliche Beschleunigung aller Aktivitäten heute so nicht zugänglich ist. Nach Überwindung einer anfänglichen Aversion kann es gelingen in der einfachen Handlung aufzugehen, sich allein auf sie zu konzentrieren und dabei sich selbst zu vergessen. Das Ergebnis: die Zeit steht still und es entsteht ein Gefühl der Selbstentgrenzung – d.h. nicht nur man selbst, sondern Teil der Szene „der Boden wird geputzt“ zu sein. Es ist ein Gefühl von Freiheit. Leider mache ich das viel zu selten.
(*) Für Geeks: das Wort Religion stammt vom lateinischen Wort relegio ab, dass unter anderem mit dem Wort Rückbindung übersetzt wird. Möglicherweise ist das einer der Hauptzwecke der Religion: Momente zu schaffen, in denen wir uns aus dem alltäglichen Chaos herauslösen und wieder mit einfachen Tätigkeiten, Dingen der aktuellen Umgebung und den umgebenden Lebewesen zu verbinden. Und Verbindung ist eine Voraussetzung für jede positive Beziehung.