
Geschenke in verschiedenen Farben und Größen (Quelle: Wikipedia; Artikel: Geschenke)
Krabbenfischer in der Nordsee.
In der Nordsee werden Krabben gefischt. Krabbenfänger fahren in Gruppen auf kleinen Booten in die mitunter raue See und fangen mit großen Netze möglichst viele von den Krabben ein. Dabei gönnt sie sich gegenseitig wenig. Immerhin müssen sie davon leben. Es ist ein harter und anstrengender Job und die Krabbenfänger beargwöhnen die Bewegungen der Anderen, um ja nicht leerer auszugehen. Man hasst sich nicht, aber über die genauen Positionen guter Fanggründe will man sich dann doch nicht austauschen. Mitunter stehen die kleinen Boote in scharfer Konkurrenz zueinander: Man versucht sich gegenseitig auszutricksen.
Ein besonderer Tag.
Es ist ein rauer und kühler Tag im Herbst und zwei, drei Boote ziehen ihre Netze hinter sich her. Wenn jemand in diese kalte Wasser fiele, würde ihm so schnell so kalt, dass er schon bald nicht mehr schwimmen und sodann ertrinken würde. Auf alle Booten stehen die Männer in ihrem gelben Ölzeug und haben gleichzeitig den Fangvorgang wie auch die Boote der anderen genau im Blick.
Auf einmal bäumt sich die See auf und eine Welle schlägt über einem der kleinen Boote zusammen. Ein Mann, der auf dem Boot eben noch an Deck stand ist nicht mehr zu sehen.
“Mann über Bord, Mann über Bord”, brüllt ein weiterer Mann an Deck desselben Bootes.
Es ist klar, wenn er nicht schnell gerettet wird erfriert er und geht unter.
Kaum eine Sekunden später stehen Männer auf allen nahen Booten an den Relingen ihrer Boote und halten Ausschau nach dem Über-Bord-Gegangenen.
“Da ist er, da ist er”, brüllt ein Mann von einem der anderen Boote.
“Hart Backbord! Wir drehen bei!”. Bald dreht noch ein weiteres fremdes Boot bei. Zusammen entdecken sie erst den Verunglückten und nicht viel später hat eines der fremden Boote den Verunglückten sicher zu sich an Bord gehievt.
Der Fall ist nicht aus der Luft gegriffen. Diese Fälle kommen vor.
Wo eben noch der eigene Vorteil der primäre Fokus war, kann auf einmal die Mitmenschlichkeit die Oberhand gewinnen und Personen, die eben noch unliebsame Konkurrenten waren helfen sich in der Not auf einmal gegenseitig.
Und: Was meint ihr wohl, was am Abend dieses Tages passiert?
Jeder der Krabbenfänger geht an diesem Tag mit einem tiefen Gefühl der Erfüllung und Zufriedenheit nach Hause.
Tiefer erfüllt und zufriedener, als nach jedem noch so große Krabbenfang der letzten Wochen.
Das ist die Magie der Verbindung, die Magie des Gebens. Das ist der wahre Wert des Lebendigseins und die wahre Wirkung der Mitmenschlichkeit.
Kooperation statt Konkurrenz: Geben statt Nehmen.
Ich glaube – ganz im Gegensatz zur einsamen und heute als allgemein anerkannten Doktrin „Geiz ist geil“ oder „Was hat das den für mich für einen Vorteil?“ -, dass wir Menschen uns vor allem in positiven Beziehungen zu anderen entwickeln und vor allem in positiver Beziehung zu anderen zu einem Gefühl der Erfüllung kommen können – und das der Weg dahin über das freizügige Geben führt. Nicht, dass man wie der gute Mensch von Sezuan sein letztes Hemd geben sollte (generell möchte ich hier nicht aufrufen materielles wegzugeben, darum geht es mir nicht: Was ich z.B. von Weihnachtsgeschenken halte habe ich einmal hier beschrieben.).
Im Gegenteil. aber eine alleinige Fokussierung nur auf sich führt zu Einsamkeit, Einfalt und Verarmung. Dass das Geben im Prinzip des „Dienens“ in den meisten Religionen enthalten ist, ist glaube ich kein Zufall. In der Permakultur ist das Geben bzw. das wechselseitige Geben im Prinzip „Kooperation statt Konkurrenz“ präsent. Auch die moderne Forschung kommt da zu eindeutigen Ergebnissen. Ich empfehle dazu die Lektüre der beiden sehr guten Artikel: „Warum Geben so guttut (Lesezeit: 20min)“ und „Ist Geben wirklich seliger als Nehmen? (Leseheit: 5min)„. Cami Walker, von der im ersten Artikel die Rede ist, hat, als sie mit Multiple Sklerose diagnositizert wurde, selbst ein 29-tägiges Geben-Experiment gemacht und wurde nicht nur wieder gesund, sondern gründete danach 29gifts, eine Webseite auf der sie andere zum Geben anstiftet. Mittlerweile hat sie über die Geschichten derjenigen, die das Experiment mitmachten, ein Buch (29 Geschenke: Wie ein Monat des Gebens das Leben heilen kann) geschrieben. Sie dazu ggf. auch hier: http://www.29giftsbook.com/ (Englisch). Sicher ist Cami ein besonders positives Beispiel und ich will nicht behaupten, dass man dadurch automatisch jede Krankheit und jede Widrigkeit im Leben besiegen kann. Die Botschaft der Gesichte und die Ergebnisse der Forschung sind aber eindeutig: Geben macht glücklich. Probiert es einmal selbst für 4 Tage (oder 29 Tage 😀 ) aus! Wie das aussehen könnte, könnt ihr hier nachlesen: 4-Tage-Geben-Selbstversuch.
Gerne würden wir von denen auch Geschichten hören, die vielleicht nach dieser Lektüre die 4-Tage-Übung ausprobiert haben!
Eine Geschichte von Hermann.
Eine besonders schöne Geschichte hat Hermann persönlich erlebt. Inspiriert von Permakultur Alleskönner Adam Grubb hat Hermann eine „Abgefahrene Gratiskiste“ vor seine Haustür gestellt. Es war noch Katzenfutter übrig, dass die wählerische Katze nicht essen wollte, deshalb landete es in der Kiste. Wenige Stunden später war nicht nur das Futter weg, sondern gleich die ganze Kiste. Und noch eine Stunde später war das Katzenfutter die Anregung einen weiteren Nachbarn in seiner Straße kennenzulernen. „Nachbar: Ach, heute hab ich Katzenfutter bei uns in der Straße gefunden, super nett! Hermann: Ja das hab ich rausgestellt. Nachbar: Tolle Idee!… und Danke…“
Was habt ihr schon dadurch erlebt, dass ihr gegeben habt?
1 Kommentar
Die extremste Form des Dienens haben die Samurai im alten Japan praktiziert. Nicht selten folgten bei Tod des Fürsten, die Treuesten ihm sogar voller Freude, in den Tod.
Im Katholizismus finden wir auch heute noch ausgeprägte Formen des Dienens. Nicht umsonst heißt es Gottesdienst. Wir tuen also etwas zum Dienst an Gott. Auch in den Klöstern führen die Mönche und Nonnen noch ein Leben der Armut, des Gehorsams und der Ehelosigkeit. Es ist auch eine Form von Dienst.
Leider wollen immer weniger Menschen dienen. Jeder will ein König, eine Königin sein. Dienen gilt als unterwürfig. Man lässt sich dagegen gern bedienen. Sei es im Restaurant oder anderswo. Dienst(leistung) ohne ein höheres Ideal ist aber kein Dienst, sondern pure Lohnsklaverei.
Weitergedacht muss man auch unseren Sozialstaat mit all seinen Wohltaten in Frage stellen. Wenn eine gesichts- und seelenlose Behörde Menschen Geld gibt, die ihren Unterhalt mit Anstrengung selbst erarbeiten könnten, raubt man diesen Menschen die Möglichkeit der Selbstachtung. „Es steht mir ja zu, das Geld vom Staat,“ hört man oft. Das man es denen raubt die es mit ihrem Schweiß und auch mit der Gesundheit erarbeiten müssen, wird oft verschwiegen. Auch nimmt man den Leistungsträgern die Motivation einem Bettler im Du zu Du eine kleine Wohltat zukommen zu lassen.
Eine kleine Geschichte: Vor dem Supermarkt bettelte mich ein ziemlich verwahrloster Mann (ja Bettler/Obdachlose sind meist Männer) auf 20 Eurocent an. Auf die Geldanfrage reagierte ich gar nicht, sondern fragte ihn sofort, ob ich im nicht eine Wurst oder ähnliches mitbringen sollte. Statt Wurst mochte er lieber eine Packung Kekse für 0,99 €. Bei der Übergabe nach meinem Einkauf merkte ich, dass auch der noch so verwahrlost aussehende Mensch eine Seele hat, die trotz Verbitterung so etwas wie Nächstenliebe empfindet. Kein Geld der Welt von einer noch so tollen Behörde kann diese Nächstenliebe imitieren.
Es hat immer arme Menschen gegeben und es wird auch immer arme Menschen geben. Sie sind gottgewollt und es ist nicht schlimm. Schlimm wird es erst wenn wir herzlos an ihnen vorübergehen, weil wir uns in unserem jämmerlichen Dasein als Lohnsklaven privilegiert fühlen und meinen der Sozialstaat wird es richten. Einen Scheiß tut dieser. Anstelle der christlichen Nächstenliebe wird sozialistischer Klassenkampf betrieben und die wenigsten merken es. Das es aber diese Nächstenliebe in den Menschen noch gibt, konnte man deutlich bei der letzten Hochwasserkatastrophe erleben.