Ich war in den letzten drei Wochen auf Low-Budget-Reise mit Zelt, Per-Anhalter und Bus durch England und Wales. Leider war es nicht so leicht möglich kostengünstig ins Internet zu kommen. Der werde ich jetzt sukzessive über ein paar ausgewählte Dinge berichten.
Zu Anfang war ich mit TJ und Freunden im FARM:Shop in London.
Auf den ersten Blick etwas unscheinbar befindet sich der FARM:Shop eingekeilt zwischen anderen Läden in der Dalston Lane 20 in Hackney nahe dem Herzen Londons in einem ehemals baufälligen Geschäft. In seinem Inneren wartet – trotzdem er sich inmitten einer turbulenten Großstadt befindet – mit einer Reihe Überraschungen auf:
Im Erdgeschloß befinden sich im ersten Raum, an der Außenwand unterhalb der Fenster zur Dalson Road große Aquarien, in denen viele Tilapien schwimmen.
Ständig wird Wasser aus den Fischtanks mit dem in den Hydrokulturtanks links ausgetauscht. Dieses System nennt an Aquaponik. Darüber habe ich schon einmal geschrieben.
In den Hydrokulturen wachsen Salat und aktuell vor allem Basilikum. In Kooperation mit einem Gewürzanbieter werden gerade wissenschaftliche Experimente zur Basilikumzucht durchgeführt. Es hat sich gezeigt, dass die Blätter des Aquaponik-Hydrokultur-Basilikums viel schneller groß werden und diese großen Blätter auch nicht hart sind wie dies in anderen Produktionssystemen der Fall ist. Im nicht dargstellten zweiten Erdgeschossraum befindet sich ein Cafe, in dem es neben Kaffee und Kuchen auch bald Fisch, Eier und Gemüse geben wird. Auch kann man dort Fertig-Pilzkulturen für Zuhause kaufen, die im Keller des FARM:Shops auf Kaffeesatz vorgezüchtet werden.
Läuft man in den Hinterhof, so gerät man direkt in einen Polytunnel, in dem Gemüse angebaut wird. Davor ist ein kleiner Werkbereich für Holz- und Metallarbeiten und ganz hinten im Garten hinter dem Polytunnel finden sich Wurmkomposte.
Im Obergeschoß gibt es Seminarräume, Toiletten noch vakante Räume für weitere urban faming Projekte. Schließlich finden sich auf dem Dach …
Hühner!
Die Ideen der aquaponischen Systeme lässt sich leicht mit weiteren Systemen (Hühner, Gemüseanbau in Erde, Wurmkompost, Black-Soldier-Fly-Zucht) kombinieren. Die Idee ist es mit sowenig Input wie möglich soviel Output wie möglich zu erhalten.
Reine Aquakulturen brauchen viel Wasser, viel Nährstoffe und einen Abfluß des mit Fäkalien belasteten Wassers. Reine Hydrokulturen benötigen ebenfalls viel Wasser und Nährstoffe und erzeugen ebenfalls mit überschüssigen Nährstoffen belastetes Wasser. Schaltet man diese zwei Systeme zusammen, so reduzieren sich zuzugebende Mengen an Nährstoffen und Wasser dramatisch. Wer mehr darüber wissen möchte, der sehe sich in jedem Fall einmal das spannende xTED-Talk-Video von Charlie Prize an oder sehe sich nochmal meinen anderen Artikel dazu an.
Die Idee der Initiative hinter dem FARM:Shop ist es, dass sich – wie auch bereits in den USA vorhanden – auch in Europa kommerziell erfolgreiche nachhaltig operierende FARM:Shops, FARM:Factories oder FARM:Home für den privaten, häuslichen Gebrauch bilden. Ggf. einfach mal hier oder im deutschsprachigem Aquaponik-Forum Kontakt aufnehmen, informieren und loslegen – es ist nicht schwer und muss nicht teuer sein.
In jedem Fall hat es sich gelohnt, sich so ein System einmal in der Praxis anzuschauen!
1 Kommentar
Die Soldier Flies Zucht machen die da noch nicht oder?