Ich habe in letzter Zeit nichts mehr über die Entwicklungen in unserem Garten bzw. auf unserem Balkon geschrieben. Dort hat sich jedoch einiges getan. Heute will ich von bereits umgesetzten als auch von noch geplanten Elementen auf unserem Balkon erzählen. Bald werde ich dann auch noch aktuelles über die Entwicklung im Garten berichten.
TJ und ich waren uns von Anfang an einig, dass wir auch unseren Balkon zum Anbauen von Pfanzen verwenden wollen, die zum einen frisch am besten schmecken und im Verhältnis zum Produktionsaufwand eigentlich auch recht teuer sind: das trifft z. B. auf Salat, Tomaten, aber auch Mangold und Spinat sowie einige Kräuter und Gewürze zu. Zum anderen wollten wir uns auf Pflanzen konzentrieren, die besonderer Pflege bedürfen und besonders kälteempfindlich sind: z:B. Orangen, Zitronen, Augergine und Paprika.
Der besondere Nutzen von Balkonen und anderen versiegelten bzw. hausnahen Flächen.
Balkone wie auch andere gekachelte bzw. versiegelte Flächen werden für den Anbau total unterschätzt und sind im Wege eines Permakultur-Designs als Produktions- und Erholungsflächen gut erschließbar. Effektiv haben sie große Vorteile:
1) Für sie gilt der sog. Küchenfenstereffekt. Pflanzen, die auf Gartenstücke nahe am Küchenfenster, direkt am Haus, auf einem Balkon, einer Veranda oder einem Vorhof gedeihen, können leicht mehrmals täglich direkt in Augenschein genommen werden und können damit besonders gut gehegt und gepflegt werden – mit entsprechenden Ernteergebnissen. Kurze Wege und häufiges Vorbeigehen ermöglichen es direkt die Bedürfnisse der Pflanzen zu erkennen und Arbeitschritte wie Gießen, Nachsäen oder Besprühen mit Pflanzenjauchen etc. zum richtigen Zeitpunkt auszuführen. In ferneren Gartenteilen ist dies in so intensiver Weise nicht möglich, so dass dort Pflanzen ggf. Stunden, wenn nicht Tage Wassermangel oder Befall erleiden und sich dadurch im Verhältnis weniger produktiv entwickeln.
2) Die kurzen Wege reduzieren auch den Aufwand der Inaugscheinnahme sowie der Ernte: frischer geht es nicht.
3) Saisonverlängerung. Nahe des Hauses ist es im Frühjahr früher und zum Jahresende hin länger wärmer, wodurch die Anbauzeit gegenüber Gärten verlängert ist.
4) Beobachtung und Anpassung der Permakultur-Designs. Die Nähe macht häufige Beobachtungen möglich, wodurch das Design – die Zusammenstellung der Pflanzen, die Anordnung in relation zur Sonneneinstrahlung etc. besser geplant und so in kürzeren Abständen optimiert werden.
Aber…
auf versiegelten Flächen wie Veranda, Balkon und Vorhof sind nur Formen des mobilen Gärtnerns bzw. Kübelgärten möglich. Es ist in jedem Fall zu bedenken, dass die Pflanzen in Kübeln insbesondere bei starken Sonnenschein deutlich stärkerer Wärme ausgesetzt sind, als Pflanzen in Gärten mit offenem Boden. Das gefällt nicht jeder Pflanze. Auch verdunstet Wasser dort viel schneller und es muss ggf. häufiger nachgegossen werden. Wer einen Kübelgarten einrichtet, sollte – sofern nicht wie bei uns durch die Bauweise des Balkons vorhanden – ggf. über schattenspendenden Elementen nachdenken.
Optische Aspekte nicht vergessen!
Natürlich soll der hausnahe Garten bzw. der Balkon auch schön sein. Immerhin wollen wir, wenn wir auf dem Balkon sitzen auch eine schöne Aussicht haben. Die optische Schönheit ist ein weiteres wichtiges Kriterium für den Balkon- bzw. Küchenfenstergarten. Einige Blattsalatsorten, aber auch Buschtomaten und andere essbare Pflanzen sind nicht nur lecker, sondern können durchaus auch schön sein. Natürlich dürfen aber auch Blumen im Gesamtbild nicht fehlen. Wir haben in den freien Stellen in unseren Blumenkästen nicht nur zusätzlich ein paar Radieschen eingesetzt, sondern auch Vergissmeinnicht, Margeriten und Duftgeranien gepflanzt. Am Rankgitter werden sich in den nächsten Wochen hoffentlich noch unsere Kapuzinerkressen hochwinden!
Weitere Nutzung: Wächetrocknen und die Zucht von Austernpilzmyzel.
Die weitere Nutzung des Balkons besteht darin, dass wir hier Wäsche trocknen und ich in Metalldosen Austernpilzmycel züchte. Das funktioniert viel besser als ich gehofft hatte. Ich habe nun bereits einen zweiten 5 Liter Eimer mit Stroh befüllt, durch das das Myzel bereits durchgewachsen ist. Bald wollen wir mit dem Mycel einen großen Jutebeute mit mehr gepresstem Stroh impfen. In den Beutel werden Löcher geschnitten und die daraus wachsenden Pilze können dann geerntet werden. Einige Myzelableger habe ich bereits für weitere Metalldosenkulturen bzw. für den Garten gesammelt. In nicht allzu ferner Zukunft werde ich auch die im letzten Jahr gesammelte Champignon-Sporen nutzen, um damit Agaragar zu impfen. Die Zucht essbarer Pilze macht Spaß!
Die weitere Planung.
Desweiterhin wäre das Aufhängen einer Erdbeerwurst denkbar, die nach demselben Prinzip wie der Pilzjutesack aufgebaut ist: man füllt einen (Jute-)Beutel oder einen Teil einer runden Endlosfolie mit Erde, macht Löcher in die Seiten, in die man dann Erdbeerpflanzen eingräbt. Man kann so die vertikale Raumdimension verwenden, um noch mehr Ertrag zu erhalten. Natürlich sieht das Ganze auch noch gut aus. In einigen Wochen werden wir dazu auch schon Erde aus unserer Wurmkompostkiste nehmen können – langsam schließt sich in unserer kleinen Wohnung ein kleiner Produktionskreislauf.
Ein weiterer Aspekt ist die Energiegewinnung. Nächste Woche haben wir einen Termin mit einem Solaranbieter, der uns über Solarplatten beraten wird, die wir außen an unseren Balkon verschrauben können. Mit dieser wollen wir einen Akku laden, mit dem wir unsere Lichtquellen betreiben wollen.
Als Letztes ist zudem ein kleiner Miniteich in einer Wanne geplant. Ich stelle mir das so vor wie Bill Mollison das in seinem Global Gardener Video zum Urban Gardening gezeigt hat.
So, nun soll mal jemand sagen, ein 4-Quadratmeter-Balkon wäre nicht produktiv nutzbar! Und wer es nicht glaubt: es bleibt immer noch Platz für zwei Stühle, auf denen TJ und ich des Abends schon einige Male saßen. 🙂
Ich möchte hiermit ausdrücklich zur Nachahmung anregen!
Was macht ihr mit euren Balkonen?
1 Kommentar
Ich hab ja jetzt leider keinen Balkon mehr, aber wir haben noch in der WG 2 weitere.
Ich bau so ein paar Erbsen an, meine Mitbewohnerin wollte aber hauptsächlich Blumen haben. So machen wir Petersilie, Schnittlauch, Shiso, Eine Riesentomate und dann halt noch Kapu-kresse und Blümchenzeug.
Außerdem steht da meine Wurmkiste. Also als Sitzmöglichkeit natürlich 🙂