Preise machen den Vergleich von Gütern einfach – nicht aber notwendigerweise ihren Wert. Durch ihren numerischen Charakter sprechen Preisangaben unsere rationale Seite an. Monetäre Preise scheinen der als unfehlbar geltenden Sphäre der Mathematik anzugehören. Tatsächlich sind die Verhältnisse jedoch komplizierter – was aber nicht bedeutet, dass mathematische Konzepte zu ihren Verständnis nicht hilfreich wären.
Beginnen wir einfach.
Geld gegen Zeit und Waren.
Der monetäre Wert für eine Dienstleitung (=einen Zeitaufwand anderer) oder ein Produkt, dass wir zur Erfüllung eines Bedürfnisses haben wollen, ergibt sich durch die Menge Geld, die wir bereits sind dafür auszugeben. Zum anderen bekommt unsere Arbeitszeit (=Lebenszeit) dadurch einen monetären Wert, dass Arbeitgeber bereits sind uns dafür eine bestimmte Menge Geld zu geben.
Der Wert einer Ware.
Ob wir bereit sind Geld für eine Dienstleistung oder ein Produkt einzutauschen hängt direkt vom persönlichen Wert der Ware ab. Dieser ergibt sich aus dem Nutzen und den Kosten der Ware. Der Nutzen ist ein Vektor (= eine Reihe von Größen), dessen Elemente angeben, inwiefern uns das Produkt hilft unsere Bedürfnisse zu Erfüllen. Ein Produkt könnte z.B. Freude auslösen, Zeitersparnis erwirken oder uns Anerkennung durch andere anderen einbringen usw. Die Kosten für das Produkt sind ebenfalls ein Vektor, dessen Elemente die montären Kosten, die dafür aufzuwendende Zeit, die Umweltkosten, die unser Selbstbild ins Wanken bringen (oder nicht) usw. als Elemente enthält.Die aufgewendete Zeit ist zwar zu einem größeren Teil als (Opportunitäts-)Kosten anzusehen – ich kann die Zeit nicht anders verbringen – sie kann aber auch positive Teilkomponenten haben – wie etwa den Stolz auf meine Arbeitsleistung oder meine berufliche Position.
Neben diesen persönlichen Nutzen und Kosten gibt es weitere relevante Größen, die zum Teil unseren individuellen Nutzen mitdefinieren. Z.B. die Umweltkosten, ökologischer Rucksack, den Kreditzinsenanteil des Preises – sofern wir auf Pump kaufen, den Werbungskostenanteil des Preises, die Marge des Unternehmens, die sozialen Kosten (ein Maserati Quattroporte kommt eben nur bei manchen gut an 🙂 ) usw. Weitere Interessante Informationen wären etwa die Inflationsanfälligkeit des Produktes oder die enthaltene Transportkosten Teile (x kg die bei der Produktion y Kilometer transportiert werden mussten) usw. Je nachdem welche Werte wir haben können solche Größe ebenfalls als Bewertungskritierum für den Kauf fungieren.
Weitere Wertindikatoren.
Ökologische Kosten können durch Fehlen von Siegeln (Biosiegel, SCS-Siegel für Nachhaltigkeit in der Fischerei, FairTrade für soziale gerechtere Produkte usw.) auf Produkten höher sein . Letztlich sind auch Angaben über Schadstoffrückstände (z.B. in Tees) oder bei entsprechenden Kenntnissen auch die Inhaltsstofflisten oder Kalorienangaben sowie das Herkunftsland auf Produkten Ergänzungen zum Preis, die uns ihren Wert besser einschätzen lassen. Nachrichten mögen unsere Sicht noch weiter ergänzen: es mag uns etwa einerseits erzürnen wenn wir erfahren, dass Apple hohe Gewinne einfährt, aber andererseits mag uns das auch signalisieren, dass ihre Produkte sehr beliebt sind.
Es ist jedenfalls eine normative Entscheidung welche Angaben neben dem montären Preis auf einer Ware geschrieben stehen.
Auch wenn die vorangegangene Betrachtung kompliziert erscheint, sind die meisten in der Lage zu entscheiden, ob sie ein Gut kaufen oder nicht. Der Einfachheit halber bedenken (befühlen?) wir selbst jedoch oft nur den Preis einer Sache im Vergleich zu anderen Sachen. Ich behaupte jedoch, dass Entscheidungen zum Teil anders gefällt würden, sofern man sich den Zeitwert von Waren bzw. Dienstleistungen besser erklärt.
Ich denke, es wäre nicht uninteressant zu sehen wie sich die Wirtschaft verändern würde, wenn auf jeder Ware zusätzlich die Arbeitszeit stünde, die ein Mensch mit Durchschnittseinkommen (=in Deutschland 3707 Euro brutto) für das zu bezahlende Geld aufwenden muss. Oder wieviel Kilogramm wieviele Kilometer transportiert werden mussten, damit das Gut hier im Regal stehen kann usw. Man könnte auch verschiedene Werte zu Indizes kombinieren.
Der Preis.
Die Untergrenze des Preis einer Ware ist nichts weiter als ein gewichteter Mittelwert aus den nach Preis gewichteten Inputfaktoren, die für seine Herstellung benötigt worden sind (=Material-, Arbeits- und Transportkosten). Der reale Preis ergibt sich der weiterhin durch die Menge Geld, die der Durchschnittskäufer bereit ist für ein Gut auszugeben bzw. aus der Menge Geld, für die ein Händler bereit ist ein Gut zu verkaufen – letztlich ist auch das noch eine recht ideale Betrachtung und die Realität sieht noch komplizierter aus…aber ich schweife wieder ab.
Güterwert.
Unsere Grundbedürfnisse würden wir auch noch bei dramatischen Preisanstiegen befriedigen wollen. Erstaunlicherweise sind jedoch genau die Güter, die wir am dringendsten brauchen relativ billig. Etwa die meisten Lebensmittel sind überraschend günstig. Schon daher verstehe ich kaum, dass insbesondere die recht reichen Deutschen z.B. nicht für gesündere Lebensmittel mehr Geld ausgeben, da gerade diese eine bessere Lebensqualität und/oder eine längere Lebenserwartung ermöglichen… aber ich schweife ab.
Wer in der Wüste steht, der würde auch einen Barren Gold oder ein Smartphone gegen einen Kanister mit Wasser eintauschen.
Zeitwert.
Jemand, der viel arbeitet, dem ist zusätzliche Zeit viel Wert. Wer hingegen viel Freizeit hat, dem ist noch mehr zusätzliche Zeit nicht so viel Wert und dem macht es auch weniger aus mehr zu arbeiten, sofern er/sie dafür Geld erhält, mit dem er/sie z.B. seine Grundbedürfnisse befriedigen kann. Da nun noch individuelle Faktoren wie Spaß oder Ehre an bzw. durch die Arbeit oder aber eben auch Frustration bei der Arbeit oder gar Krankwerden durch zuviel Arbeit oder gar Frustration bei überausreichenden Freizeit hinzukommen können ist der Wert der Zeit und damit auch der Zeitwert einer Ware höchst individuell zu beurteilen.
Statt also einer wie oben vorgeschlagenen zusätzlichen Angabe darüber, wieviel Zeit ein Durchschnittsverdiener benötigen würde den Geldwert einer Ware zu verdienen, könnte sich auch jeder selbst ausrechnen wieviel er/sie pro Stunde verdient und dann per Überschlagsrechnung sehen wie lange er/sie für eine bestimmte Sache arbeiten muss. Zusätzliche Faktoren wie Freude, Geltungsbedürfnis usw. sind dann gewissermaßen das Zünglein ander Waage.
Sowohl Preis, als auch Wert sind real.
Der (persönliche) Wert einer Ware ergibt sich aus der persönlichen Wertschätzung und der monetäre Preis ergibt sich aus der intersubjektiven Wertschätzung aller. Im Idealfall ergibt sich der Preis aus der gemittelten Wertschätzung aller Marktteilnehmer an einer Ware.
Der Wert von Waren kann je nach Persönlichkeit und persönlichen Werten zwischen unterschiedlichen Menschen erheblich abweichen. Dem einen mag an einem großen Haus gelegen sein, dem anderen mehr an einer Playstation oder Freizeit oder an Büchern und Freizeit usw. Relativ einig scheinen sich die meisten Konsumenten darin zu sein, dass der Besitz diverser Waren mehr Wert ist als Freizeit. Jährlich ein Fernseher mit einem Zoll mehr Bilddiagonale, ein neues Smartphone oder neue Möbel sind wichtiger als 30 statt 40 Stunden pro Woche Arbeiten zu müssen.
Mir bei konkreten Kaufentscheidung zu vergegenwärtigen, dass der Preis und Wert einer Ware sehr unterschiedlich sein können hat mich schon vor so manchen unsinnigen Käufen bewahrt bzw. mir bei der Auswahl anderer Warenoptionen geholfen.
Inspiriert durch ERE – Price and Value.