Das richtige Fahrrad – Teil 1: Fahrrad oder Pedelec?
Als ich noch zur Universität ging betrug mein Weg 5km pro Fahrt. Ich bin diese Strecke immer mit einem Trekking-Fahrrad gefahren. Mein aktueller Arbeitsweg hat eine Länge von 10km pro Fahrt. Und ich bin diese Strecke bisher mit dem gleichen Fahrrad gefahren, dass ich noch aus Unizeiten habe. Ich benötige für die Strecke je nach individueller Fitness, Lust und Witterung 25-35 Minuten. Das war für mich durchaus akzeptabel. Damit bin ich in der Regel schneller als die öffentlichen Verkehrsmittel – und schneller als ein Auto sowieso(*). Gleichzeitig habe ich so morgends und abends ein Konditionstraining – das sich beim Kung Fu-Training schon bemerkbar macht. Inklusive Tickts für gelegentliche Faulheit oder weitere Strecken spare ich pro Monat so circa 30 Euro für den öffentlchen Verkehrsmittel ein.
Demnächst ziehe ich allerdings um, sodass sich die Länge einer Fahrt auf 20km erhöht. Dafür wird mein altes Trekking-Fahrrad nicht mehr ausreichen.
(*) Ich habe mir jüngst in den Finger geschnitten und konnte deswegen eine Woche lang nicht Radfahren und hatte in der Zeit für einige Tage für Transportzwecke einen geliehenen Wagen zur Hand. Da mein Job auf Transportstrecke lag, bin ich folglich auch ein paar Mal morgends mit dem Wagen dorthin, Dabei hat sich nur bestätigt, was ich schon oft gedacht bzw. gelesen habe: die Fahrtdauer mit dem Auto beträgt mindestens doppelt so lange wie mit dem Fahrrad.
Ein neues Fahrrad muss also her. Nicht nur aus ökologischem, sondern auch aus technischem Interesse habe ich mich in diesem Zusammenhang etwa einen Monat mit dem Thema Pedelecs beschäftigt. Das sind E-Bikes, die jedoch nur das aktive Pedalieren unterstützen: von z.B. 30-300% – je nach Unterstützungsmodus. Man kann sowohl nicht-motorisierte Fahrräder nachrüsten (Hinter- oder Forderradnabenmotor) oder ein fertigs Pedelc kaufen (dafür stehen dann auch Mittelmotor zur Verfügung. Mittelmotoren haben den Vorteil, dass der Schwerpunkt nicht ungewohnt nach vorne bzw. hinten verschoben wird). Ferige Mittelmotor-Pedelecs gibt es z.B. von Panasonic, Bosch und BionX. Allerdings sind diese meist recht teuer. Es gibt – wie immer – auch günstigere Varianten – nur ist meine Befürchtung, dass diese vermutlich auf Dauer und bei täglichem Gebrauch schneller Ärger machen könnten.
Weitere Nachteile sind die mitunter sehr teueren (200-600 Euro) und schweren (bis 5kg) Akkus, die nach 1-2 Jahren ersetzt werden müssen, eine begrenzte Reichweite (maximal 140km – bei niedrigster Unterstützung und Riesenakku) und die Beschränkung der Unterstützungsfunktion auf 25 km/h – gelegentlich auch 10% mehr – für versicherungsfreie Pedelecs und ein offenbar höherer Wartungsbedarf – da die Fahrradteile beim Beschleunigen mit z.B. zusätzlichen 300 oder gar 500 Watt natürlich ordentlich belastet werden. Sogenannte schneller Pedelecs oder auch S-Pedelecs, die über 25 km/h unterstützen – meist bis 45 km/h – sind noch teurer, versicherungspflichtig, benötigen einen Rückpiegel, dürfen nicht auf Fahrradwegen gefahren werden, haben eine geringere Reichweite – und mit Sport hat das in meinen Augen dann auch nichts mehr zu tun.
Meine Vorstellung war, dass mich das Pedelec etwas entlasten könnte, auf dieser nun längeren Arbeitsstrecke – nun fahre ich aber selbst auf meinem alten Trekking-Fahrrad schon locker 27-28km/h – gerne auch mal 30 km/h. Ein normales Pedelec würde mich nur bis 25 km/h unterstützen und ein S-Pedelec entbehrt dem sportlichen Charakter und ist doch so teuer, dass sich da eher ein Motorroller lohnen würde.
Um etwas sportlicher unterwegs zu sein, aber das Fahrrad dennoch auch um Einkaufen und zum Transport von Fahrradtaschen verwenden zu können habe ich mich jetzt für ein Cyclocross entschieden. Es bildet eine Art Kompromis zwischen sportlichem Charakter und weiteren Funktionen – es sieht schon eher wie ein Rennrad aus – hat aber die Möglichkeit etwa einen Gepäckträger zu montieren. Auch können etwas breitere Reifen verwendet werden. Es ist insgesamt etwas stabiler gebaut, was ihm daher auch den Titel „Querfeldeinrad“ eingebracht hat.
Wie schon zuvor bei der Forschung nach dem richtigen Pedelec, habe ich nun auch für mein Cyclocross einige Radläden besucht und hatte dann schon gedacht, ich hätte mich entschieden. Die Fahrradergonomie sollte stimmen und die Komponenten so hochwertig sein, dass ich meine Kette bei einer Laufleistung von 6000km im Jahr nicht jedes Jahr neu kaufen muss.
Letztlich wollte ich daher zunächst in einem Fahrradladen, einen eigens angefertigten Rahmen kaufen und hochwertige, verschleißresistente Komponenten.
Das wäre aber auch wieder so teuer geworden, dass ich mindestens zwei Jahre durchgängig hätte damit fahren müssen, um die Kosten hereinzubekommen. Meine Erfahrung bei 20km pro Tag zeigten jedoch, dass ich zwar bis auf zu vernachlässigende Ausnahmen jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren bin, ich jedoch für weitere Strecken immer noch Tickets kaufte. Ich habe mich daher entschieden erst dann ein teures Fahrrad zu kaufen, wenn ich weiß wie oft ich tatsächlich 40km pro Tag fahre.
Ich plane, dass ich zwei von drei Tagen mit dem Rad fahren werde und suche dafür nun zunächst ein adäquates Fahrrand bei Ebay oder in Anzeigen.
Es soll möglichst gut zu meinen ergonomischen (*) Anforderungen passen, was Schwierigkeiten bringt. Es scheint, als wäre eine Rahmengröße von 53-55cm für mich gut. 54-Räder ‚von der Stange‘ haben jedoch zumeist ein zu kurzes Oberrohr für mich.
(*) Über Fahrrad-Ergonomie werde ich mich in Teil 2 der Serie „Das richtige Fahrrad“ noch ausführlicher äußern.
Da es also schwierig zu sein scheint ein passendes Rad gebraucht zu finden, es also noch länger dauern könnte, ist eine erste Lösung ein gebrauchtes Rennrad, dass ich von einem Freund kaufen werde. Damit kann ich zunächst meine generelle Fahrdisziplin auf 40km pro Tag näher erkunden, bevor ich ein teureres Fahrrad kaufen werde.
Wer sich selbst etwas über Pedelecs oder Fahrräder schlau machen möchte, dem kann ich nur eine Anmeldung im Pedelec-Forum bzw. im Fahrrad-Forum empfehlen!
3 Kommentare
Cool, hört sich alles plausibel an. Aber bedenke, dass du mit einem Rennrad kaum Zuladung hast. Es ist kein Transporter, eher der Sportwagen unter den Fahrrädern, und wie wir alle wissen hat ein Sportwagen kaum Kofferraum.
CycloCross ist zwar etwas stabiler, aber bedenke den Komfortfaktor bei deiner Wahl. Auf die CycloCross-Räder sind für den Rennsport konzipiert, und nicht für den Strassenverkehr.
Die Strecke wirst du nicht in Dauerspannung zurücklegen, oder? Denn bei Rennrädern (inkl. CycloCross) ist die Geometrie darauf ausgelegt, dass du ständig pedelierst, und somit die Hauptlast deines Körpers in den Beinen ruht. Somit nicht auf der unbequem-sportlichen Sattelfläche.
Was ich dir empfehlen kann, dass du dich nach einem Trekking-Bike umschaust und auf die Übersetzung achtest (Rennrad Bauteile). Aber Komfort und Leistung müssen in Waage sein, ansonsten wird es zur qual. Kleiner Tipp am Ende: Reifen mit mehr Druck laufen von alleine 😉
Ich habe gebrauchtes CycloCross (Alu-Rahmen – KeinCarbon) mit „neuen“ Shimano Laufrädern und 105 Ausstattung, falls du Interesse hast … 😉
Okay, dass es keine Zuladung gibt, ist für mich akzeptabel. Mir geht es vor alle darum morgends verhältnismäßig schnell zur Arbeit zu kommen. Ich würde gerne nicht deutlich länger als 1h brauchen – und das hat sich auf meinem Gammel-Trekking-Rad bisher nicht so ergeben: auf Testfahrten konnte ich meinen Geschwindigkeitsschnitt, den ich auf 10km schaffe nicht auf den 20km halten. War mich schon irgendwie klar, aber es dauert schon ein ganzes Stück länger.. Ich gehe von einer körperliche Anpassung aus, denke aber, dass ich in jedem Fall auch technisch noch anbauen könnte.
Mir schien das Cyclocross noch ein gewisser Kompromis zwischen Komfort und Rennrad zu sein – sehe deine Argumente aber ein. Das das Gewicht beim Rennrad eher auf den Beinen ruht habe ich auch schon gelesen. Jedenfalls würde ich es gerne mal mit dem Cyclocross probieren.
Welche Rahmengröße bzw. Oberrohrlänge hat den das Rad in deinem Keller?
Miss doch mal wie lange du an Ampeln stehen musst.
Das und die Beschleunigungs- und Abbremsphase sind ja wohl was am Meisten Zeit kostet.
Wenn man übers Land fährt schafft man 20 km in 45 Minuten easy auch ohne Rückenwind. (mitm Rennrad 😉
Ein Liegerad vielleicht? Die gehen schon ab wie Luzi