Wie in meinem letzten Posting angekündigt, habe ich jetzt mit TJ und einem Bekannten einen neuen Garten. Er ist 3000m² groß und war vor einigen unserer Einsätze schon arg verwildet, verfügt dafür jedoch schon über an die 80 produktive Obst- und Nußbäume.
In den letzten Wochen haben wir dort etwa 1 Tonne Äpfel geerntet haben. Potentiell dürften es noch wesentlich mehr Äpfel sein, jedoch waren zu dem Zeitpunkt, zu dem wir den Garten gepachtet haben schon Teile davon geerntet worden.
Die Äpfel haben wir nun zunächst zum Teil in Erdmieten eingelagert, verschenkt, verkauft, zu Saft und Apfelmus und Apfeluchen bzw. -crumble verarbeitet und roh gegessen.
Einen kleinen Teil des selbsthergestellten Saftes verären wir aktuell zu Apfelmost. Dazu kommt noch ein separater Artikel.
Zusätzlich steht auf dem Grundstück eine Laube, ein Gewächshaus, ein Werkzeughäuschen und ein Verschlag, den wir ggf. zu einem Hühnerstall umbauen können.
Im Frühjahr werden wir dort auch unsere Bienenvölker aufstellen.
Wir haben damit begonnen eine Gartengestaltung nach permakulturelle Prinzipien zu entwerfen, um den Garten ökonomisch und ökologisch sinnvoll zu verwenden.
Grundplanung.
Die wichtigsten drei Aspekte werden durch die folgenden drei Fragen abgedeckt.
1) Woher kommt das Wasser?
2) Ist das Grundstück begehbar?
3) Gibt es feste, nicht-verrückbare Installationen?
Zu 1) Woher kommt das Wasser? Das Wasser kommt vom Himmel. Zur Regenwassersammlung stehen uns 1000-Liter-Tanks und Regentonnen zur Verfügung. Es gibt einen Brunnen und einen Stadtwasser-Anschluß, den wir jedoch nicht planen anzumelden. Im sonnenbeschienen Bereich hat das Grundstück eine Neigung. Diese wollen wir nutzen: dazu würde ich gerne Bodensenken auf den Kontourlinien des Grundstücks graben, sodass man Wasser vom Brunnen aus nur in eine Bodensenke schöpfen muss und dann über ein Netzwerk an Bodensenken automatisch die hinterliegenen Teile des Grundstücks versorgt. Um die Bewässerung noch weiter zu vereinfachen würde ich gerne einen Teich und mehrer kleinere Tümpfel so anlegen, dass sie leicht zum Wässern des Bodensenkensystems verwendet werden können. Damit kombinieren könnte man „wicked beds“, dass sind Beete, deren Böden teilweise gegen Wasserabfluß isoliert sind. Jedoch sind dazu zunächst weitere Beobachtungen während eine Regengußes nötig, um das Risiko von Staunässe zu bewerten. Um die Wasserspeicherfähigkeit zu erhöhen werden wir Humus durch Kompostierung erzeugen und im Frühjahr in den Boden einarbeiten. Ich war während meines Permakulturkurses erstaunt darüber wie unglaublich groß die Wasserspeicherkapazität des Bodens im Vergleich zu möglichen Wassersammelnstellen in oberirdischen Behältnissen ist! Als weitere Maßnahmen werden wir uns im Frühjahr bemühen die Verdunstungsrate des Bodens durch dünne Bemulchung sowie Bepflanzung zu verhindern. Warum erst im Frühjahr? Damit die Sonne zunächst den Boden erwärmen kann, damit das Bodenleben in Gang kommen kann. Warum nun der Aufwand? Nun, gerade Bewässerung ist in Gärten ein nicht unwesentlicher Zeit- und Kostenfaktor. Hat man einmal seinen Garten richtig gestaltet, bleiben einem anschließend viele Kosten und Arbeiten erspart.
2) Ist das Grundstück begehbar?
Das war es zu Anfang nicht. Um dies zu ändern haben wir die gepflasterte Wege von Überwucherungen befreit und dornige Pflanzen oder Äste auf Gesichtshöhe im Garten weggeschnitten.
Zu 3) Gibt es feste, nicht-verrückbare Installationen?
Die Laube, das Gewächshaus, den Werkzeugbereich und den Verschlag. Das ist einfach so hinzunehmen und daran die weitere Planung zu orientieren.
Zonenplanung.
Zone 0 ist die Laube, die uns als Zentrum für menschliche Begegnugen dienen wird. Von ihr geht die weitere Planung aus. Wir haben sie temporär mit einer Gasheizung und durch Aufräumen wohnlich gemacht. Die Gasheizung werden wir im Frühjahr duch einen selbstgebauten Rocket-Stove ersetzen. Dazu haben wir bereits Material besorgt und einen Schornsteinfeger gefunden, der ihn uns vielleicht abnehmen könnte. Von der Laube ausgehend werden die Positionen aller weiteren Gestaltungselemente so geplant, dass die, die am häufigsten aufgesucht werden am nahesten an der Laube liegen. Entsprechend der Entfernung werden die Zonen nummeriert. Im Jargon der Permakultur nennt man dieses Vorgehen auch Zonenplanung. In Zone 1 kommt z.B. der Anzuchtbereich hin, die am häufigsten benötigten Werkzeuge, eine Werkbank, ein Koch- und Sitzbereich und das Kräuterbeet (vermutlich eine Kräuterspirale) sowie die intensiv bewirtschafteten Gemüse- und Kartoffelbeete. Voraussichtlich werden wir Mischkulturen anlegen, um potentielle Erkrankungen einzelner Pflanzenarten zu minimieren. In Zone 2 befinden sich die meisten Obstbäume und der Bereich, in dem sich potentiell die Hühner aufhalten werden. Als Zone 5 bezeichnet man einen Wildnis-Bereich, in dem man nicht gestalterisch arbeitet. Er sollte in keinem Garten völlig fehlen, außer man hat wirklich nur sehr wenig Platz. In der Zone 5 können sich kleinere Tiere und Insekten verkriechen, die dazu beitragen, dass ökologische Gleichgewichte zwischen Populationen (im Wesentlichen Insekten) aufrecht erhalten, um das Risiko von Plagen zu vermindern.
Sektorplanung.
Um endgültig festzustellen welche Elemente wo ihren besten Platz finden eigent sich eine Sektorplanung. Dazu wird geschaut wo eventueller Wind herkommt, wo es also potentiell etwas kälter oder wärmer wird, wo Sichten sind die man erhalten bzw. verdecken möchte und – ganz wichtig – wo die Sonne scheint und wo nicht. Dies spielt insbesondere für die Auswahl und Positionierung von Pflanzen und Bäumen eine wichtige Rolle. Wind spielt bei uns keine Rolle, da das gesamt Grundstück von Bäumen umgeben ist. An der weiteren Verdeckung einzelner Sichten arbeiten wir bereits. Den Blick auf den Gemüsegarten von der Laube aus haben wir durch entfernen einzlener immergrüner Bäume ermöglich. Der sonnenbeschienenste Platz wird für den Gemüse- und Kartoffelanbau dienen.
Kompostierung.
Ich denke wir bauen 3 Intensivkompostbereiche (Schnellkompost) und kompostieren extensiv auf den Anbauflächen durch Mulch und direkte Kompostauftragung.
Ich würde gerne versuchen einen der Schnellkomposte als Wärmequelle (z.B. für Wasser) zu verwenden. Bei einem richtigen Stickstoff-Kohlenstoff-Verhältnis (circa 1:25-35) werden Komposte sehr heiß: 55-65 Grad Celsius. Legt man nun einen Schlauch um einen Komposthaufen herum und lasst Wasser hindurchlaufen, müsste es sich entsprechend erwärmen. Falls es klappt, werde ich genaueres berichten.
Für die Intensivkomposte haben wir bereits eine große Menge Material auf dem Grundstück als Kohlenstoffquelle gesammelt. Als Stickstoff-Quelle werden wir Pferdemist nehmen, den wir von einem nahegelegenen Pferdehof bekommen. Als Ausgleich für den Transport werden wir echte Äpfel für die Pferde anbieten.
Aktuelle Arbeiten.
Neben den freigräumten Wegen, dem Wohnlichmachen der Laube, haben wir angefangen die Obstbäume zu beschneiden und in dem Bereich, in dem die Sonne für Gemüsebeete optimal scheint begonnen die Böden zu öffnen, damit er durch Frostgare im Frühjahr etwas lockerer sein wird.
Trotz des Apfelverkaufes ist die Bilanz aktuell natürlich negativ: durch Investitionen in Werkzeug, die Pacht und die Arbeitszeit. Wir sind jedoch guter Dinge, dass dies sich durch die Ernten spätestens im zweiten Jahr ändern sollte.
Weitere Überschüsse werden wir ebenfalls versuchen zu verkaufen. Das klappte ja jetzt schon überraschend gut. Das der Betrieb eines solchen Gemüse-Obst-Gartens durchaus rentabel gestaltet werden kann, zeigt Joel Salatin in seinem beeindruckendem Buch: „You can farm“. Einzig muss man sich bei der Lektüre mit z.T. etwas seltsamen Kommentaren zur Evolutionsbiologie und auch einigen weiteren Themen abfinden. Davon abgesehen, aber eine nützliche Lektüre, wenn man in der Vorstellung gefangen sein sollte, das Farmen bzw. Gärtnern grundsätzlich unrentabel sein muss. Dem ist nicht so. Ich bin gespannt wie es bei uns wird!
Für jeden der auch so ein Projekt starten mag: die Pacht von Gärten ist wesentlich günstiger als man meinen mag. Wer Hilfe bei der Gestaltung braucht, kann mich gerne kontaktieren. Gegen eine angemessene Aufwandsentschädigung helfe ich gerne ein passendes Nutzgartenkonzept entwickeln und umsetzen.
3 Kommentare
[…] sich an einem größerem Geschenk finanziell beteiligen. In Zukunft kommen bestimmt noch Blumen aus unserem Garten […]
[…] habe mir jedenfalls nun eine Reihe Hefte zugelegt, damit jeder, der in unserem neuen Garten mit aktiv ist, da für eigene Projekte reinschauen kann. Im nächsten Jahr würde ich gerne mit […]
[…] Ziele für dieses Jahr sind es den neuen Garten produktiv anzulegen, dort einen Ofen zu bauen und einen ersten Permakultur-Einführungskurs zu […]