
EHEC – eine gefährliche Variante des Bakteriums Escherichia Coli. (Wikipedia)
Es ist wieder soweit. Nach AIDS, BSE, Ebola, Vogelgrippe, Schweingrippe, SARS, Tuberkulose u.v.m. ist nun das Bakterium EHEC ins Rampenlicht unserer Berichterstattung geraten. Die einen verdrehen schon die Augen, andere geraten in Angst und Panik, verfolgen akribisch jede Nachrichtensendung und verzichten auf frisches Gemüse, um sich vor der Gefahr zu wappnen. Noch andere halten genau das für den bezweckten Effekt und spinnen Verschwörungstheorien: abgelenkt werden soll die Bevölkerung: z.B. von der Atomdebatte, den aktuellen Wirtschaftsproblemen, der in Gefahr geratenen Netzneutralität oder dem Libyenkrieg. Auch beliebt ist der Glaube an eine Strategie der Konzerne aus einer künstlichen Katastrophe Geld zu schlagen.
Krankheiten und (finanzielle) Unabhängigkeit.
Was haben Krankheiten – etwa EHEC – mit (finanzieller) Unabhängigkeit zu tun: nicht umsonst steht das finanziell oft in Klammern. Zu unabhängigem Leben gehört auch ein krankheitsfreies Leben. Zudem sind Erkrankungen mit hohen Kosten verbunden – haben also auch meist finanzielle Auswirkungen. Daher gehört für mich ein Grundwissen über Krankheiten zu einem Leben in (finanzieller) Unabhängigkeit dazu. Das versuche ich hier zu vermitteln.
Was echte Epidemien angeht sind wir, meiner Meinung, nach bisher glimpflich davon gekommen. Es ist gefährlich sich in Sicherheit zu wiegen, nur weil z.B. etwa die befürchtete Schweinegrippe-Pandemie ausblieb. Ich erläutere zunächst kurz die Unterschiede zwischen den erwähnten Krankheit(stypen) und deren Behandlungsarten und komme dann dazu, warum es immer wieder neue Krankheiten gibt und was wir tun können, um uns besser zu schützen. Dieser Artikel ist umfangreicher als meine bisherigen und wohl auch die meisten noch kommenden: wer selektiv lesen möchte, möge sich an den Zwischenüberschriften orientieren. (Leserkommentar vom 30. Juni 2011: „Zur Entstehung von EHEC bietet der Film: „Food Inc.“ ein Erklärungsmodell an. Den Trailer findet man auf Englisch auf der verlinkten Food Inc. Seite oder auf Deutsch auf Youtube. Im Film wird ab der Minute 26:30 über gefährliche E.Coli in den USA berichtet.“ Danke für den Hinweis! Ich habe die Grundlagen weiter unten im Text unter: Enstehung und Verbreitung von EHEC eingefügt.)
Viren, Prionen und Bakterien.
Die o.g. Krankheiten sind auf unterschiedliche Erreger und unterschiedliche Erregerklassen zurückzuführen. Ich werde zunächst einen kurzen Überblick über Viren, Prionen und Bakterien geben. Es gibt noch weitere Typen von Krankheitserregern, auf die ich jedoch nicht eingehen werde.
Viren.
Bei AIDS, Ebola, sämtlichen Grippearten und SARS handelt es sich um Virusinfektionen. Viren sind keine echten Lebewesen. Sie können sich weder selbstständig vermehren, noch selbstständig bewegen. Viren, die Krankheiten verursachen können jedoch in Körperzellen eindringen, an denen sie vorbeibewegt werden. Diese Zellen können Sie umprogrammieren. Sind sie damit erfolgreich, vernachlässigen diese infizierten Zellen ihre eigentlichen Pflichten und produzieren nun stattdessen neue Viren, die weitere Körperzellen infizieren können. Diese Wirkung und die Abwehr der Viren schwächt das Immunsystem und macht es anfälliger für weitere z.B. akterielle Infektionen (sog. Sekundärinfektionen). So sind z.B. Erkältung häufig eine Kombination aus Virus- und Bakterieninfektion.
Viren selbst sind nur selten direkt bekämpfbar. Gegen Grippe, aber auch HIV gibt es jedoch sog. Virostatika (Medikamente, die Viren inaktieren – man spicht nicht von töten, weil Viren wie gesagt gar nicht leben).
Prionen.
Auch Prionen sind keine Lebewesen. Prionen sind fehlerhaft gefaltete Eiweißstoffe (Proteine). Fast alle Aufgaben im Körper werden durch Proteine erledigt. Proteine sind Ketten aus kleineren Bausteinen (den Aminosäuren). Um ihre zukünftige Aufgabe erfüllen zu können müssen diese Ketten in Form gebracht werden. Sie müssen zu Proteinen gefaltet werden. Die richtige Faltung ist entscheidend für die korrekte Funktion. Falsch gefaltete Proteine sind bestenfallls funktionslos – im schlechtesten Falle jedoch sind sie gefährlich und verursachen Krankheiten – wie etwa BSE bei Rindern. Prionen bewirken, dass auch richtig gefaltete Proteine umgefaltet und so gefährlich werden. Prionen können sich zusammenlagern und unlöslich werden. Sie behindern damit den Stoffwechsel. Die Prionen aus BSE-versuchtem Fleisch können dann beim Menschen die Creutzfeld-Jakob-Krankheit auslösen. Auch die sogenannten Plaques in Gehirnen von Alzheimer-Patienten, die zu Demenz führen können sind auf falsch gefaltete Proteinen zurückzuführen. Aktuell sind Prionenkrankheiten überhaupt nicht oder nur schwer behandelbar.
Bakterien.
Bakterien sind echte Lebewesen. Kurz beschrieben sind sie Zellen ohne Zellkern. Sie können sich selbstständig bewegen, ernähren und vermehren- zum Teil sehr schnell (E. coli unter optimalen Bedingungen alle 20 Minuten) – zum Teil aber auch langsam (Die Erreger der Tuberkulose vermehren z.T. nur einmal alle 20 Stunden).
EHEC ist eine unangenehme Variante des Bakteriums Escherichia Coli (kurz: E.coli), das manchen vielleicht noch aus dem Biologieunterricht bekannt ist. Escherichia Coli kommt im Darm vor. Die Sonderform EHEC (Enterohämorrhagische E. coli) lebt in den Därmen von Masttieren, verursacht aber dort keinen Schaden. Es gelangt durch Düngung mit Tierfäkalien auf Gemüse und so in den Menschen. EHEC kann sich an Darmwänden festheften setzt das Vero-Toxin oder das Shiga-Toxin frei, das bei Menschen die Gefäße schädigt: der Darm reagiert mit blutigem Durchfall. Durch die beschädigte Darmwand dringt der Giftstoff in die Blutbahn und greift insbesondere die feinen Gefäße der Nieren an und kann so das sogenannte hämolytisch-urämisches Syndrom, kurz HUS, auslösen. Dann kann eine intentsivmedizinische Betreuung mit Blutwäsche nötig werden.
Die Rückkehr der Seuchen.
Neben EHEC sind auch viele andere Seuchen immer noch oder wieder präsent. Allen voran ist die Tuberkulose wieder auf dem Vormarsch und das nicht nur in Entwicklungsländern und auch nicht nur unter armen Menschen: weltweit gibt es 2,5 Mrd. Infizierte (also etwa jeder 3. lebende Mensch). Von diesen werden 10% eines Tages eine akute Erkankungen durchmachen. 50% der Erkrankten sterben, wenn sie unbehandelt bleiben. Und die schlechte Nachricht ist: gerade die multiresistenten Tuberkulose, also eine Form der Tuberkulose, die auf Antibiotika-Behandlung nicht mehr reagiert, verbreitet sich rasant.
Speziell in Krankenhäusern werden noch weitere multiresistente Erreger zu einem Problem: immunschwache, ältere oder frisch operierte Menschen sind besonders gefährdet. Legionellen, Chlamydien und Staphylococcus Aureus (auch MRSA = Multiresistente Staphylococcus Aureus), die gesunde Menschen nichts anhaben, fordern mehr und mehr Opfer in Krankenhäusern und haben so traurige Berühmtheit erlangt. Allein MRSA fordert bis zu 40.000 Opfer im Jahr – allein in Deutschland. Dass, das nicht so sein muss zeigen die Niederlande mit ihrer sehr strikte Hygienepolitik.
Antibiotika.
Antibiotika wirken gegen bakterielle Infektionen. Das erste Antibiotikum ist das arsenhaltige Arsphenamin gewesen, das in Zusammenarbeit von Alfred Bertheim, Paul Ehrlich und Sahachiro Hata zur Behandlung von Syphillis entwickelt wurde. Weitere bekannte Antibiotika, etwa das Penicillin wurden aus Pilzen gewonnen. Mit ihnen schützten sich Pilze gegen Bakterien. Moderne Antibiotika sind auch zum Teil oder sogar voll synthetisch hergestellte Substanzen. Gegen Virusinfektionen und BSE wirken Antibiotika nicht. Viren und Prionen sind keine echten Lebewesen und Antibiotika (griech. anti = gegen, bios = das Leben) wirken nur gegen echte Lebewesen wie Bakterien und Einzeller. Mit der Entwicklung der Antibiotika zur Behandlung bakterieller Erkrankungen war dem Menschen ein großer Fortschritt im Kampf gegen Krankheiten gelungen. Doch gewinnen Bakterien und Einzeller wieder langsam an Boden. Dies liegt an Resistenzbildung, an denen der Mensch nicht unwesentlich beteiligt ist.
(Gegen EHEC werden übrigends keine Antibiotika verwendet. Dabei wäre die Gefahr zu groß, dass durch das Absterben der EHEC-Erreger im Darm dann zuviel Gift auf einmal freigesetzt würde und der Kranke dann stirbt. Neben der Blutwäsche und Stabilisation werden experimentell Antikörper eingesetzt – offenbar mit Erfolg.)
Warum kommt es immer wieder zu neuen bzw. resistenten Formen bereits bekannter Erkrankungen?
Letztlich liegt das an sieben Dingen:
(1) Die Vermehrungs- und Entwicklungsgeschwindigkeit vieler Mikroorganismen und Viren ist sehr hoch.
(2) Es leben sehr viele Menschen sehr nahe beieinander (in Städten).
(3) Es leben sehr viele Tiere sehr nach beieinander (Massentierhaltung).
(4) Der Mensch ist mit den Antibiotika zu unvorsichtig umgegangen.
(5) Auch „erwachsene“ Bakterien können Erbut austauschen.
(6) Die Menschen reisen sehr viel mehr als früher.
(7) Es werden kaum neue, gut wirksame Antibiotika entdeckt.
Schnelle Mikroben (1). Die meisten Mirkoorganismen, aber auch Viren können sich sehr schnell vermehren. EHEC kann sich unter für sich optimalen Bedingungen alle 20 Minuten teilen. Infizierte Zellen können am Tag tausende neue Viren herstellen. Die Evolution von Mirkoorganismen und Viren läuft demnach erheblich schneller als bei Lebenwesen mit größeren Lebensspannen. Durch zufällige Veränderungen des Erbuts (Mutationen) können einzelne Bakterien nun die Fähigkeit erlangen in Gegenwart von Antibiotika etwas länger zu überleben: diese Bakterien können sich also noch vermehren, wenn ihr Kollegen ohne die Mutation schon gestorben sind. Das verschafft ihnen einen Vorteil. In Zukunft wird es mehr von ihnen geben. Wiederholt sich dieser Prozess sind die Bakterien dann ggf. völlig resistent gegen ein oder mehrer Antibiotika.
Durch zufällige Mutationen können auch bislang ungefährliche Bakterien oder Viren zu Krankheitserregern werden. Derselbe Mechanismus ist auch dafür verantwortlich, dass Bakterien oder Viren plötzlich nicht nur mehr Vögel, sondern auch Menschen infizieren können (wie etwa bei der Vogelgrippe).
Leben in (2) Städten und die (3) Intensivtierhaltung. Je mehr Lebenwesen dicht aufeinander leben, desto leichter können diese sich gegenseitig anstecken. Je mehr Lebenwesen insgesamt angesteckt sind, desto größer ist die Zahl von Bakterien oder Viren insgesamt und umso wahrscheinlicher ist auch, dass Mutationen bewirken können, dass sich neue Krankheiten entwickeln können, Krankheiten Artgrenzen überspringen können oder sich Resistenzen gegen Antibiotika-Behandlungen ausbilden können.
Unvorsichtiger Umgang mit Antibiotika (4). Es gibt Antibiotika, die im Krankenhaus unter großer Vorsicht in kleinsten Mengen zur Behandlung schwerkranker Patienten verwendet werden, während diesselben Antibiotika zur gleichen Zeit kiloweise in der Massentierhaltung zur Prävention von einfachen Krankheiten verwendet wurden. Im Namen der effizienteren Fleischherstellung sind massenhaft Tiere in Antibiotika-Dauerbehandlung. Ideale Bedingungen für Bakterien in den Därmen dieser Tiere resistent zu werden. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der eine oder andere Mikroorganismus eine Resistenz erworben hat. Das ist zwar in der EU seit 2006 nicht mehr gängige Praxis, aber was nützt das, wenn in den USA 70% aller Antibiotika an Tiere verfüttert werden? Auch Viren können dicht beieinanderlebende Tiere massenhaft befallen und haben daher mehr Möglichkeit zu mutieren und so gefährlich zu werden. Auch bei der Antibiotika-Behandlung von Menschen viel zu viele Fehler gemacht: oft werden falsche Präparte, falsch dosierte Präparte oder Präparate zu kurz verschrieben. Nicht selten sind sie völlig unnötig – etwa bei virusbedingten Erkältungen, bei denen sie eigentlich gar nicht helfen. Die Folgen sind ebenfalls Resistenzbildungen unter Bakterien.
Bakterien tauschen Erbut (5). Es ist leider nicht einmal nötig, dass ein Krankheitserreger selbst die Resistenz gegen ein bestimmtes Antibiotikum entwickelt. Es reicht bereits, wenn das eine völlig harmloser Darmbewohner erreicht hat. Bakterien sind nämlich auch noch als „Erwachsene“ in der Lage Erbinformationen auszutauschen (horizontale Gentransfer). So kann der harmlose, gegen ein Antibiotikum resistent gewordene Darmbewohner seine Resistenz an den Erreger einer gefährlichen Krankheit weiterreichen.
Im dauerhaft Antibiotika-geschwängerten Darmmilieu von Nutztieren können resistente Mirkoorganismen durch Mutation entstehen, ihre Resistenz dann an potentiell gefährliche Erreger weitergeben, die nach weiterer Mutation dann ggf. auch für den Menschen gefährlich werden können.
Menschen auf Reisen (6). Heutzutage reisen viel mehr Menschen als früher und können dabei Krankheitserreger so viel leichter über Distanzen transportieren und verbreiten. Es traten etwa schon wenige Tage nach den ersten von EHEC-Infektionen in Norddeutschland, erste Fälle in Süddeutschland und kurz darauf auch in England, Schweden und den Niederlanden auf. Auch die Schweinegrippe oder SARS kam weltweit vor. Auch wenn diese Krankheiten eine überschaubare Auswirkung hatten, ist die Möglichkeit einer dramatischen Verbreitung denkbar.
Immer weniger neue Antibiotika (7). Wenn es Probleme gibt, verlässt sich der moderne Mensch allzu gern darauf, dass es die Forschung schon richten wird. Ich würde nicht wiedersprechen, es müssen aber mehr Dinge zusammenkommen als nur die Entwicklung neuer Medikamente.
Ungünstigerweise ist die Antibiotika-Forschung in den letzten Jahren nicht besonders erfolgreich gewesen. Sie ist zunächst alles andere als einfach. Außerdem ist sie weniger lukrativ als die Erforschung neuer Medikamente gegen Krebs, Diabetes, Arteriosklerose oder Übergewicht und es gibt daher verhältnismäßig wenig finanzielle Mittel zur Erforschung neuer Antibiotika.
Schlussfolgerung.
Die Kombination aller dieser Argumente macht Epidemien in Zukunft wahrscheinlicher. Schutzlos sind wir dennoch nicht. Es gibt jedoch diverse Strategien die wir als Gesellschaft oder auch als Einzelpersonen verfolgen könn(t)en.
Die Entstehung von EHEC.
Im Film Food Inc. wird ein guter Erklärungsansatz für die Verbreitung von E. Coli einerseits und die Entstehung pathogener E. Coli Varianten (EHEC) erörtert. Rinder werden in den USA in Intensivmastbetrieben mit Mais gefüttert. Rinder sind aber gar keine Maisfresser. Rinder fressen eigentlich Heu oder Gras. Da die Rinder den Mais nicht gewohnt sind, bilden sich in ihren Mägen massenhaft E. Coli. Da die Tiere eng gehalten werden und „knöcheltief im Mist stehen“ (Zitat aus dem Film Food Inc.) können sich E. Coli ideal zwischen den Tieren verbreiten. Wie bereits erläutert erhöht das Vorhandensein vieler Bakterien in vielen verschiedenen Tieren das Risiko einer Mutation, die aus den sonst harmlosen E.Coli gefährliche Erreger machen. Genau das ist schon in den USA passiert. Über das Ausbringen von Mist oder über die Hände von Landarbeitern können so entstandende Erreger dann leicht auch auf Gemüse übertragen werden (im Film wird etwa Spinat erwähnt). Es scheint jedenfalls möglich zu sein, dass EHEC letztendlich auf die Intensivtierhaltung zurückzuführen ist. Auch sonst ist der Film sehenswert. Ich würde jedoch davon abrücken bestimmte Hersteller oder Konzerne kritisieren. Nein, man sollte sich fragen, was man selbst tu kann: z.B. Bioprodukte kaufen oder einen Teil der Nahrung selbst herstellen. Wenn wir fast alle nur 1 Euro für einen Cheeseburger ausgeben wollen, dann braucht man sich eigentlich nicht zu wundern, dass der günstig hergestellt werden musste. Wer ein Auto für 1000 Euro kauft kann ja auch nicht erwarten, dass das genauso sicher ist wie eines für 10.000 Euro. Interessanterweise scheint sich z.B. Walmart, als einer der größten Lebensmittelkonzerne in den USA auf die gestiegenen Ansprüche der Bevölkerung nach besseren Lebensmitteln einzustellen und fördert weltweit 50.000 Millionen Bauern, die biologische Landwirtschaft betreiben. Das ist zwar schön, aber der aktuelle Fall von EHEC zeigt jedoch, dass der Weg noch lang ist! Jedenfalls beweist es, dass Konzerne nicht übermächtig und grundsätzlich nicht bereit sind einzulenken. Das hat sich auch am Beispiel der Tabakindustrie bewahrheitet, die auch selbst über Jahrzehnte gute Beziehungen zu Regierung unterhalten hatte. Man mag nun einwänden, das immer noch viele Menschen rauchen, aber es steht mittlerweile öffentlich außer Zweifel, dass dies schädlich ist. Es hängt alles davon ab wie beharrlich wir uns entweder wehren oder die Augen verschließen. Am Ende des Films wird es eigentlich gut beschrieben: wir stimmen jeden Tag 3 mal ab, welches Ernährungssystem wir unterstützen wollen und welches nicht. Treffen sie eine Wahl!
Was können wir tun?
Zu EHEC kann man eigentlich nur wiederholen, was auch in anderen Zusammenhängen gilt: Kontakt mit Infizierten meiden, auf generelle Hygiene achten, auf frische Gurken, Tomaten und Salat verzichen oder diese gut waschen. Sicherer ist kochen (10-20min bei 70 Grad Celsius oder mehr – wem das nichts sagt: sprundelnd kochendes Wasser hat 100 Grad Celsius). Speziell zu EHEC finden sich hier Antworten auf viele Fragen.
Ängstlich oder panisch muss man nicht werden. Respekt und Riskobewußtstein sind hingegen nützlich.
Impfungen.
Zur Vereitelung von Grippeepidemien helfen etwa die jährliche Impfung. Bei einer Impfung werden abgetötete Erreger oder deren Fragmente gespritzt. Der Körper kann kann dann ohne die Belastung und den Zeitdruck einer akuten Erkrankung Antikörper bilden und ist gegen anschließende Infektionen gewappnet. Impfungen haben nicht nur den Zweck akute Infektionen zu vermeiden. Auch soll vermieden werden, dass Viren während einer harmlosen Infektion die Gelegenheit bekommen zu mutieren und dadurch richtig gefährlich zu werden. Je weniger aktue Infektionen sich durch eine gut geimpfte Bevölkerung ergeben, desto unwahrscheinlicher ist die Mutation von Viren zu neuen, gefährlicheren Varianten. Auch schützen die Impfungen z. T. auch vor mutierten Erregern. Da viele Menschen aber glauben, dass das ausbleiben von Epidemien – etwa der Schweinegrippe – beweist, dass das Epidiemie-Risiko nur ein Marketingtrick von Konzernen ist, ist der Impfschutz eher mangelhaft und die Gefahr erhöht sich, dass doch noch ein gefährlicher Keim entsteht. Auch Krankheiten, von denen man glaubte sie wären ausgerottet worden, kehren zurück – auch aufgrund von laxer Impfungspraxis.
Man mag mir als (Bio-)Chemiker da jetzt Voreingenommenheit vorwerfen. Aber wenn man schon einmal Evolutionsmechanismen im Reagenzglas (in-vitro-Evolution) erlebt hat, dann fällt es nicht schwer zu abstrahieren und sich vorzustellen wie so ein Keim auch in Lebenwesen entstehen kann.
Krankheiten und die moderne Ernährung und Landwirtschaft.
Eine ultimativere Lösung wäre die Erzeugung unsere Ernährung etwas weniger zentral und weniger spezialisert zu organisieren. Krankheiten treten zunächst immer nur an einer Stelle, also in einem Betrieb auf. Wenn die 1) die lebensmittelherstellenden Betriebe nicht so riesig und 2) weniger spezialisiert wären und so z.B. ihren eigenen Dünger verwenden könnten, könnten sich Krankheiten schon unter Tieren nicht so sehr ausbreiten und damit auch eine Übertragung auf den Menschen weniger wahrscheinlich machen. Da wir gewohnt sind unabhängig von der Jahreszeit immer Tomaten und Gurken zu essen, müssen diese zwangsläufig in wärmeren und damit meist wasserknapperen Regionen (z.B. in Spanien) angepflanzt werden. Ist das Wasser besonders knapp, wässern manche Bauern offenbar auch mit verunreinigtem Wasser – ein weiterer Grund für die Verbreitung von Krankheiten. Weniger zentrale und lokalere Nahrungsmittelversorgung würde das Essen sicherer, aber auch etwas teurer machen Aber man kann eben z.B. nur entweder viel günstiges oder weniger teures und sichereres Fleisch haben. Und gerade die Deutschen neigen in der Trägheit des Alltages doch eher zur ersten Option. Wie lange hat Sie der Dioxin-Skandal, vom Kauf konventieneller Eiern abgehalten bzw. zum Kauf von Bio-Eiern animiert? Zwei Wochen? Und wie lange halten wir jetzt bei EHEC durch? Auch im Falle von EHEC werden wohl die meisten verschont bleiben, aber die Gefahr ist unleugbar vorhanden. Es sind nun bereits 13 Menschen gestorben und der Chef des Hamburger UKE ist besorgt und befürchtet weitere Verluste. Es ist auch zu befürchten, dass EHEC zu einer dauerhaften Gefahr wird – wie auch die Salmonellen.
Die Versorgung mit Tomaten und Gurken aus dem eigenen Garten kann man zumindest in den Sommermonaten, Salat sogar leicht ganzjährig in die eigene Hand nehmen. In den Winter- und Frühlingsmonaten schmeckem mir zum eigenen Salat besonders selbstgezogene Sprossen. (Ergänzung: Das RKI hat auch vor Sprossen gewarnt, daher sind diese im Moment (Juli 2011) nicht zu empfehlen. Sobald die Warnungen aufgehoben wurden, würde ich empfehlen etwas auf Vorrat zu kaufen. Anschließend ist man was Sprossen angeht sicher. Ich persönlich verwende auch meine bereits seit vielen Monaten verwendeten Sprossensamen weiter, da es nicht wahrscheinlich ist, dass diese auch konaminiert sind.) Jeder muss selbst entscheiden, wie er/sie seine/ihre Prioritäten hat, aber an Zeitmangel würde eine solche Maßnahme bestimmt nicht scheitern: der Aufwand ist wirklich nicht besonders hoch. Und man wäre damit nicht nur vor ansteckenden Krankheiten, sondern auch vor sonstigen Lebensmittelbelastungen etwas besser geschützt. Wer keinen eigenen Garten hat findet sicher einen Schrebergarten, einen Gemeinschaftsgarten oder einen ältere/n NachbarnIn, die Hilfe braucht und bei der/dem man im Gegenzug dann etwas ernten kann. Alle anderen sollten ihre Gemüse eben gut waschen – auch wenn gerade keine EHEC-Epidiemie grassiert. Wer auf Nummer sicher gehen will kocht alles (10-20min bei 70 Grad Celsius oder heißer).
Hygiene.
Generelle hilfreich ist es auf jeden Fall gute Hygiene zu pflegen – da wir mit den Händen alles machen, finden sich dort die meisten Keime: also einmal mehr Hände waschen schadet nicht. Als nächstes kommen die Dinge, die wir am meisten in den Händen haben: Telefone, Handys und Computer-Tastaturen sind regelrechte Drecksschleudern und sollten gelegentlich gereinigt werden. Besonders dreckig ist auch das Kopfkissen. In Nicht nur im Krankenhäusern müssten die Hygienevorschriften besser eingehalten werden – aber auch zuhause ist das effektiv. Dass das hilft, zeigen die Niederlande, die sehr erfolgreich im Umgang mit Krankenhauskeime sind und auch viel weniger Antibiotika falsch verschreiben.
Am wichtigsten ist es aber zu begreifen, dass die Gefahr von Infektionen kein episodisch auftretendes, sondern ein dauerhaftes Problem ist. Die Gefahr von Infektionen ist beständig da, auch wenn sie nicht gerade Thema in den Medien ist. Dauerhafte Panik ist zwar kein Rezept, kurze Panik jedoch noch weniger. Am besten ist es andauernd vorsichtig zu sein: dazu muss man nicht dauerhaft in Alarmbereitschaft sein. Es hilft sich bestimmte gesunde Verhaltensweise anzugewöhnen – wie etwa die Hände regelmäßig zu waschen – das findet ja auch niemand gewichtig lästig. Wer darüber hinaus präventiv in seine Gesundheit investiert, hat den meisten Erkrankungen gegenüber immer bessere Chancen. Dies ist eine Frage der eigenen Prioritäten.
Speziell zu EHEC finden sich hier Antworten auf viele Fragen.
2 Kommentare
[…] Mehr über EHEC findet ihr auf Frank´s Webseite genughaben […]
http://www.der-postillon.com/2011/06/ratgeber-alles-was-sie-uber-ehec-wissen.html