Ich wurde mehrfach gefragt warum und wie ich ein Tiefenkulturbeet anlege. Daher dieses Posting jetzt.
Was ist ein Tiefenkulturbeet?
Betrachten wir ein Beet mit 12m Länge und 1,25m Breite (15m²). Stechen Sie vorhandenen Rasen gut ab und legen Sie die gut enterdeten Soden auf den Kompost (*). Nur umgegrabene Grassoden wachsen einfach wieder durch!
(*) Sie haben noch keinen Kompost? Höchste Zeit einen anzulegen! Immerhin wollen Sie ja wohl nicht jedes Jahr Geld für Dünger ausgeben und den Ertrag des Düngers (die zu kompostierenden Pflanzen) dann wegwerfen – häufig auch gegen Geld.
Für das Tiefekulturbeet legt man so vorbereitet nun zunächst eine Schicht Komposterde 10cm) über den Boden, der zum Beet werden soll. Man kann auch abgelagerten Pferdemist nehmen – wer besonders fette Erde hat, kann ganz darauf verzichten.
Man beginnt an einem Ende des Beets und gräbt auf der Breite von 1,25m einen Graben einen Spatenstich tiefen einen 2-3 Spatenstich breit aus und schaufelt die Erde auf einen Haufen neben das Beet oder in eine SchubkaLiteratur:rre. Nun lockert man die Erde im Graben zusätzlich einen Spatenstich tief – das geht besonders gut mit einer stabilen Mistgabel. Jetzt gräbt man neben dem ersten Graben einen zweiten aus: wieder einen Spatenstich tief und 2-3 Spatenstich breit – den eigenen Rücken wendet man dabei dem noch bearbeiteten Beetende zu. Die Erde und den Mist aus dem zweiten Graben wirft man gelockert in den ersten Graben. Wer weitere erhöhen möchte braucht mehr Kompost/Mulch oder Erde.
Im Bild sieht man den Graben gegen Ende der Arbeit der Beetanlage.
Wenn man – wie ich – mehr Erde verwendet, um die Höhe des Beets weiter zu erhöhen, muss man zum Auffüllen am Ende der Arbeit noch mehr neue Erde ankarren. Alternativ kann man den Graben – bei mir eher eine Grube – behalten und anders nutzen. Ich behalte die Grube und verwende sie für ein vertikales Kartoffelbeet (Kartoffelturm). Ich pflanze in die tief gelockerte Erde Kartoffeln und sobald das Grün der Kartoffelpflanzen ordentlich herausgewachsen ist, gebe ich vorsichtig Erde über die Pflanzen, so dass diese noch gerade herausschauen und pflanze dann in die neue Erde weitere Pflanzkartoffeln – die muss man nicht extra kaufen, man kan einfach treibende Kartoffeln nehmen oder eigene Kartoffen zum treiben bringen – einfach eine oder mehrere Sorten nehmen, die man essen mag.
Noch einmal zum Ergebnis im Bild:
Gelbes Maß: ein Spatenstich tief ausgegrabene Erde.
Braunes Maß: ein Spatenstich tief mit Mistgabel gelockerte Erde.
Grünes Maß: hier war vorher ebenfalls ein Loch, dass ich nun mit der neuausgegrabenen Erde aufgeschüttet habe. Hier bin ich am Ende des Beets. Ich habe „nur“ etwa 12 Schubkarren extra Komposterde angekart und dennoch steht das Beet circa 45cm über dem bisherigen Boden. Das liegt allein an der guten Lockerung!
Blaues Maß: Später sackt die Höhe aufgrund von Regen weder etwas ein, hier auf circa 35cm.
Wichtig ist, dass das Tiefenkulturbeet nach dem anlegen nicht mehr betreten wird! Die Anlage dauert für die 15m² circa 10-14 Stunden. Sie muss aber nur einmal gemacht werden, sofern man das Beet konsequent nicht betritt!
Warum ein Tiefenkulturbeet?
Betrachten wir dazu folgende Skizzen.
Bild links: Auf Saatpackungen stehen meist Empfehlungen für den Pflanzabstand, den man zwischen gesäten Pflanzen einhalten soll. Dieser Abstand soll verhindern, dass sich zu den Seiten wachsende Wurzeln benachbarter Pflanzen ins Gehäge kommen und so zu stark um Nährstoffe konkurrieren müssen. Im Tiefenkulturbeet kann der Pflanzabstand stark (auf 1/3 – 1/4) reduziert werden. Da die Erde tief gelockert ist, können die Pflanzenwurzeln weit nach unten wachsen und müssen nicht zu den Seiten ausweichen.
Bild mittig: Sobald die gesäten Pflanzen aufgehen und den Boden bedecken, bleibt im Tiefenkulturbeet im Gegensatz zum Flachbeet nur noch wenig Raum für Beikräuter (oder auch “ Unkräuter“ genant ) zwischen ihnen.
Bild rechts: Die enge Bepflanzung und der flächendeckendere Bewuchs hat einen weiteren Vorteil: es bildet sich ein sogenannte Blätterdacheffekt aus. Durch die Sonne verdampftes Wasser kann an den Blättern weiter oben kondensieren und zurücktropfen. Das funktioniert umso besser je dichter der Bewuchs ist. Dadurch wird der Wasserbedarf eines gut bewachsenen Tiefenkulturbeets geringer. Allerdings ist anzumerken, dass bevor das Beet gut bewachsen ist der Wasserverlust tendenziell etwas höher ist, da ein Tiefenkulturbeet eine etwas größere Fläche als ein Flachbeet hat.
Es gibt Diskussionen, ob Tiefenkultur- und Hochbeet ertragreicher sind als Flachbeete. Manche (z.B. Gerda und Edouard W. Kleber in ihrem Buch: Gärtnern im Biotop mit Mensch) sagen, dass die Produktivität primär von der aufgebrachten Mulchmenge abhängt und nicht vom Beettyp. John Seymour (z.B. in seinen Buch Selbstversorgung aus dem Garten) schwört auf diese Methode. Er sagt, man könne aus einem 1,5m x 6m (also 9m²)-Beet 90-180kg Gemüse ernten – 3mal soviel wie aus einem Flachbeet und genug für mindestens eine Person in einem Jahr!
Ich abeite mit beiden Modellen. In den Flachbeeten habe ich Spinat, Zucchini und Mais gepflanzt. Auf dem Tiefenkulturbeet wachsen aktuell Zwieblen, Lauch, verschiedene Salate, Schwarzwurzeln, Erbsen, Bohnen und Brokkoli. Wenn es wärmer ist, kommen da noch etliche Sachen dazu, die ich drinnen vorziehe. Mich sprechen die verschiedenen Vorteile des Tiefenkulturbeets an. Ich pflanze darauf eine Mischkultur. Wer sich animiert fühlt, aber die Arbeit schreckt, kann ja mit einem kleineren Beet (1,5m x 6m = 9m²) beginnen.
Viel Spaß beim Gärntern!
Literatur:
- Selbstversorgung aus dem Garten von John Seymour. Hier steht viel über die Technik des Tiefenkulturgartenbaus drin. Die Schritte der Gartenarbeit im Jahresverlauf werden gut dargestellt. Es werden Hinweise für die Gartenplanung gegeben und es findet sich darin ein umfangreicher Obst- und Gemüse-Almanach mit Aufzuchtshinweisen, Pflanzenkrankheiten und deren Behandlung – immer wird auch beschrieben was bei Pflanzungen in Tiefenkulturbeeten zu beachten ist.
- Gärtnern im Biotop mit Mensch von Gerda und Edouard W. Kleber. In diesem Buch beschreiben die Autoren ihre Erfahrungen mit zahlreiche Permakulturprinzipien im Biogarten aus vielen Jahren Praxiserfahrung als Selbstversorger. G. und E. W. Kleber arbeiten mit der Natur und erzielen so qualitativ hochwertiges Obst und Gemüse. Ein wichtiger Grundsatz ist es möglichst viele Teile des Gartens miteinander zu vernetzen und deren Mehrfachfunktionen zu erkennen und zu nutzen. Auch dieses Buch ist reich an Informationen zu Gemüse- und Obstpflanzen, lässt aber auch essbare Wildpflanzen nicht aus und bietet viele Informationen zu Mischkulturen.
2 Kommentare
[…] Ich habe mir anfang dieses Jahres in einem Gemeinschaftsgarten 24qm Fläche für den Anbau von Gemüse gemietet. Ich habe extra keine größere Fläche nehmen wollen, um zunächst etwas zu experimentieren. Die Grabarbeiten hielten sich daher in Grenzen, trotzdem ich ein Tiefenkulturbeet in meine Gestaltung miteinbezogen habe. Wie auf dem 1. Bild zu sehen habe ich ein Tiefenkulturbeet, eine Kartoffelgrube, einen Anzucht- bzw. Gewächshaus-Bereich und ein zweites klassisches Flachbeet. Wie ich das Tiefenkulturbeet gemacht habe könnt ihr hier nachlesen. […]
[…] habe jetzt zusammen mit TJ ein Jahr auf 24qm gegärtnert. Wir haben ein Tiefenkulturbeet nach Seymour angelegt und zum Vergleich ein flaches Beet. Beet Mitte Juni […]